Poesie des Zufalls
Streetfotografie ist nicht in allen ihren Spielarten meine Sache, aber die Bilder von Marco Larousse, die aktuell in einer Hamburger Galerie zu sehen sind, illustrieren, was mich an diesem Genre fasziniert.
Es lag vielleicht nicht nur an den ausgestellten Bildern, dass der Showroom in Hamburg/St. Georg am letzten Donnerstag rappelvoll war – ich kam kaum noch hinein –, denn die Vernissage war gleichzeitig die Eröffnung von „erstereihe.hamburg“, einer neuen Galerie für zeitgenössische Fotografie. Aber die Ausstellung „Poesie des Zufalls“ mit den Fotos von Marco Larousse ist in jedem Fall den Besuch wert.
Manche Streetfotografen springen wildfremden Menschen mit ihrer Kamera ins Gesicht, was bisweilen interessante Ergebnisse bringt (und ich meine damit nicht die Möglichkeit, verklagt zu werden), aber das sind dann Zufallsprodukte. Auch wenn ihn diese Ausstellung im Titel führt, dürften Larousse’ Fotos wenig dem Zufall zu verdanken haben. Streetfotografie ähnelt insofern der Wildlife-Fotografie, als sie gute Kenntnisse der Umgebung und viel Geduld erfordert: Die abgebildeten Szenen mögen zufällig sein, aber die Bilder sind es nicht. Die Kombination sorgfältig komponierter Ausschnitte mit dem nicht planbaren Element, das die Menschen auf der Straße hinein bringen, macht für mich den Reiz der Streetfotografie aus. Die Bilder des New Yorkers Saul Leiter (1923–2013), dem 2012 eine Retrospektive im Haus der Photographie gewidmet war, stehen für diese Art der Fotografie, und ebenso die des Hamburgers Marco Larousse.
Die Ausstellung „Poesie des Zufalls“ ist noch bis zum 7. Dezember 2019 zu sehen; zur Finissage ist auch der Fotograf anwesend (Lange Reihe 76, 20099 Hamburg, ab 15 Uhr).