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Photoshops Formgitter verstehen

64 Knoten
Foto und Montage: Doc Baumann

Neben »Verflüssigen« dürfte Photoshops »Formgitter« zu den beliebtesten Verzerrungswerkzeugen gehören. In DOCMA 69 – das Heft ist nur noch wenige Tage im Handel – beantwortet Doc Baumann in seiner Photoshop-Sprechstunde die Anfrage eines Lesers, der mit einigen Funktionen des Formgitters Probleme hat.

Um gleich mit einem Geständnis zu beginnen: Die wichtigste Frage unseres Lesers Gerd habe ich im Heft leider nur unvollständig beantwortet. Er wollte wissen: „Ich möchte meine Aktmodelle verändern, indem ich Bänder um sie wickele, die ich der Körperoberfläche anpasse. Am besten ginge das wohl mit dem Formgitter. Aber schmale Streifen brechen mir weg; wenn ich die erste ,Nadel‘ ansetze, verschwindet der Streifen einfach. Überhaupt macht mir das Werkzeug viele Probleme.“

Wenn es meine Zeit erlaubt, beantworte ich solche Anfragen ziemlich schnell, damit unsere Leser/innen mit der gelieferten Problemlösung zügig weiterarbeiten können. In diesem Fall war mir zudem eine Ersatzlösung eingefallen, die ich im Text erläuterte – aber in der Eile vergaß ich, die viel einfachere ebenfalls aufzuschreiben. Die liefere ich jetzt hier nach.

Zur Umgehung des Wegbrechens schmaler Pixelstreifen bei Anwendung des Formgitters hatte ich Gerd vorgeschlagen, diese per Auswahlwerkzeug zuvor an eine andere Stelle der Arbeitsfläche zu ziehen oder sie leicht zu drehen – erstaunlicherweise funktioniert das recht häufig.

64.0 Ausbreitung

Es gibt aber einen viel eleganteren Weg: Erhöhen Sie in der Optionsleiste den Wert von »Ausbreitung« über die standardmäßig eingestellten 2 Pixel hinaus. Wie sich das auswirkt, sehen Sie, wenn Sie das Formgitter einblenden. Der vom Gitter beeinflusste Bereich reicht nun über die Grenzen der (schwarzen) Pixelgruppe hinaus, was vermeidet, dass Teile davon wegbrechen und unsichtbar werden.

Diese Einstellung hilft übrigens auch dabei, wenn Sie Pixelgruppen verzerren, die weich in Transparenzzonen auslaufen. Nach Anwendung des Formgitters passiert es leicht, dass solche Verläufe plötzlich hart abgeschnitten werden und nicht mehr zu den Ebenen darunter passen. Die Erhöhung der »Ausbreitung« vermeidet diesen unerwünschten Effekt.

Viele Anwender beschränken sich beim Verzerren auf die Verwendung der vertrauten »Verflüssigen«-Werkzeuge. Diese haben fraglos gewisse Vorzüge gegenüber dem Formgitter – und auch der hier vorgestellte Knoten wurde in bestimmten Bereichen nach der Formgitter-Verzerrung per »Verflüssigen« im Detail korrigiert. Aber eine solche Seilverschlingung wäre allein mit diesem Tool nicht möglich (zumindest nicht auf einer Ebene), und der Aufwand wäre erheblich größer.

64.1 Formgitter

Ich möchte Ihnen abschließend noch einen Trick verraten, auf den ich in meiner Sprechstunde in DOCMA nicht eingehe: Im folgenden Bild liegen die verzerrten Abschnitte des Seils in einer Art und Weise übereinander, die nicht einem echten Knoten entsprechen. Üblicherweise würde man hier mit mehreren Ebenen arbeiten müssen, um nach vorn und hinten zu bringen, was dorthin gehört.

64.2 Formgitter

Wenn Sie aber einen bereits gesetzten Pin aktivieren, welcher zu einem Seilabschnitt gehört, der eigentlich im Hintergrund liegen sollte, und dann in der Optionenleiste bei »Pintiefe« mehrfach auf den nach unten gerichteten Pfeil klicken (nächste Abbildung, oben rechts), so wandert dieser Abschnitt nach unten. (Die Betonung liegt auf „mehrfach“ – geben Sie nicht auf, wenn sich nach den ersten zwanzig Klicks nichts sichtbar verändert. Irgendwann werden die Gitterabschnitte Stück für Stück nach hinten verlagert.) Pins lassen sich übrigens auch noch nachträglich bearbeiten, wenn Sie die entsprechende Ebene vor dem Start des Formgitters in ein Smartobjekt verwandeln.

64.3 Formgitter

Wie Sie die Grundfunktionen des Formgitters nutzen und damit gezielte Verzerrungen vornehmen, zeige ich Ihnen in DOCMA 69 an den von unserem Leser Gerd gewünschten Stoffbändern, die digital um ein Aktmodell geschlungen werden. (Ich hoffe, ich habe mit diesem Text allen eine Freude machen können, die meinen, ich sollte nicht immer so viel über Politik schreiben …)


Hinweis


Das aktuelle Heft, in dem Sie unter anderem weitere Beiträge zur Sprechstunde finden,  erhalten Sie im Zeitschriftenhandel oder über den DOCMA-Webshop, wenn Sie möchten auch als PDF.

 

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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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