Photoshop 2024 mit generativer KI und „Generier-Credits“
Adobe Firefly und die darauf basierenden Photoshop-Funktionen »Generative Füllung« und »Generatives Erweitern« haben die Beta-Phase hinter sich gelassen. Olaf Giermann hat für Sie zusammengestellt, welche Auswirkungen das hat und wie es nun mit Photoshop 2024 weitergeht.
Das Ende der Beta-Phase
Photoshop 2024 wurde von Adobe überraschenderweise schon vor der Adobe Max im Oktober veröffentlicht. Enthalten sind dieselben Funktionen, die man schon aus der vorigen Beta-Version kannte. Mit dem Ende der Beta-Phase kann man Adobes „Firefly“ nun ohne Wasserzeichen und auch kommerziell einsetzen. Das betrifft folgende Funktionen:
- Adobe Firefly-Webapp
- Firefly in Adobe Express
- die »Generative Füllung« und das »Generative Erweitern« in Photoshop 2024 (Achtung: für die Beta-Versionen ist die gewerbliche Nutzung nach wie vor nicht gestattet)
- Adobe Illustrator (Umfärben per KI)
Durch die jetzt erlaubte kommerzielle Nutzung werden Unternehmen in die Lage versetzt, generative KIs für das Erzeugen von Content für Werbung und Produkte einzusetzen. Adobe nennt das Ganze „Adobe GenStudio“. Mehr Informationen dazu finden Sie auf der Adobe Experience Cloud-Website.
Was ist neu in Photoshop 2024
Kurz gesagt: Wer bisher die Photoshop Beta genutzt hat, wird in Photoshop 2024 – außer Bugfixes und kleineren kosmetischen Änderungen – bezüglich der generativen Füllung und dem generativen Erweitern nichts Neues finden. Die KI erzeugt keine besseren, keine größeren oder sonst in einer Form anderen Bilder. Alles, was sich geändert hat, ist, dass diese Funktion jetzt offiziell und nicht mehr nur in einer Beta-Version zur Verfügung stehen – und dass sie in naher Zukunft Generier-Credits für die Verwendung der KI-Funktionen benötigt. Mehr dazu unten.
Eine nützliche Verbesserung gibt beim »Entfernen-Werkzeug«: Um ein größeres Objekt zu entfernen, müssen Sie es nicht mehr komplett ausmalen, es reicht, die Konturen zu umkreisen und Photoshop füllt das Innere automatisch. Das ist toll!
Noch eine nützliche Verbesserung: Wenn Sie die kontextbezogene Taskleiste einmal anpinnen, merkt sich Photoshop das nun auch beim nächsten Neustart. Die Beta-Version hatte das Anpinnen und die Position immer wieder vergessen, sodass die Taskleiste sehr nervte.
Die nervigen Richtlinienverstöße gibt es – erwartungsgemäß – nach wie vor. Ihrer Meinung nach unberechtigt verweigerte Generierungen lassen sich jetzt jedoch an Adobe melden. Hoffen wir einmal, dass dies hilft, solche Meldungen in Zukunft zu reduzieren.
Generier-Credits
Neu ist, dass Sie nur noch bis zum 1. November 2023 unbegrenzt und schnell per KI generieren können.
Tipp: Nutzen Sie den September und Oktober intensiv, um sich mit der Funktionsweise und den Macken der »Generativen Füllung« und mit Adobe Firefly vertraut zu machen.
Nach dem 1. November verbraucht jede Generierung einen sogenannten „Generier-Credit“. In Photoshop bedeutet das:
Eine Generierung = drei Versionen = ein Credit.
Dass Adobe die KI-Generierungen in Rechnungen stellen wird, hatte ich bereits in meinem Flying-Dog-Artikel in DOCMA 107 prophezeit. Klar: Denn KI-Berechnungen benötigen teure Hardware und viel Energie.
Eine Übersicht aller Informationen und FAQ rund um die Generier-Credits finden Sie auf dieser Adobe-Seite.
Freie Credits im Abo
Je nach Abo gibt es eine unterschiedliche Anzahl freier Credits. Wer das Foto-Abo hat, erhält beispielsweise pro Monat 100 Credits, wer das gesamte Creative-Cloud-Angebot abonniert, 1000 Credits.
100 Credits reichen meiner Meinung nach bei – in erster Linien fotografierenden – Privatanwendern für gelegentliche Kreativanwendungen und Retuschen. Vermeiden sollten diese aber, jede kleinere Retusche per »Generativer Füllung« durchzuführen. Da wäre das Limit schnell aufgebraucht. Dafür ist das Entfernen-Werkzeug gedacht und besser geeignet – da es keine Generier-Credits verbraucht.
Wer mehr Credits benötigt, kann diese per Abo hinzubuchen. Dazu – und vor allem über den dann dafür aufgerufenen Preis – gibt es von Adobe aber noch keine konkreten Informationen.
„Relaxed Modus“, wenn alle Credits verbraucht sind
Es gibt eine gute Nachricht: Haben Sie alle Credits verbraucht, können Sie die generativen KI-Funktionen weiter nutzen – Sie werden jedoch (wahrscheinlich) nicht mehr so schnell berechnet. Das ähnelt dem Relaxed-Modus von Midjourney, in dem die Generierungen immer erst dann (günstiger) ausgeführt werden, wenn gerade ungenutzte Rechenkapazität frei wird.
Also: Falls Sie Zeit haben, aber viel generieren, müssen Sie nicht unbedingt immer wieder Credits nachkaufen.
Vorsicht: Scam!
Die ersten Scams treffen ein. „Generative Fill life-time access“ kann es schon deshalb nicht geben, da Firefly auf Adobe Servern läuft, deren Rechenleistung man Adobe bezahlen muss. Entweder als Teil des Abos (freie Credits) oder durch Zukauf von Credits. Also fallen Sie nicht auf solchen Unfug herein, der jetzt schon – bevor Adobe überhaupt Geld verlangt oder die Generierungen limitiert werden – in Photoshop-Gruppen auftaucht und dann per Privatnachricht zugesandt werden soll.
Meine Meinung
Die größte Neuerung von Photoshop 2024 ist für Anwender, die schon die Beta-Version genutzt hatten, das neue Credit-System ab dem 1. November 2023. Dies wird im Web kontrovers diskutiert. Aber es war abzusehen, da Technik und Energie für künstliche Intelligenz teuer sind. Die Anzahl der in einem Abo enthaltenen Credits kann zwar nie hoch genug sein, aber mit 100 für das Foto Abo und 1000 für das Gesamtpaket hat Adobe einen guten Kompromiss gefunden, denke ich. Warten wir erst einmal ab, wie stark sich die Generierungen verlangsamen, nachdem die Generier-Credits aufgebraucht sind und wie teuer zusätzliche Credits werden. Wünschenswert wäre auf jeden Fall, dass Adobe spätestens mit dem Verbrauch der Credits eine höhere Auflösung als 1024 × 1024 Pixel und eine verbesserte Qualität der Generierungen liefert. Vor allem bei Lebewesen hinkt die Qualität beispielsweise der generativen KI Midjourney noch gefühlt ein Jahr hinterher.
Mein Motto ist aber: Aufregen kann man sich später immer noch. 😉
Lobenswert zu erwähnen ist übrigens, dass Adobe seine Stock-Kontributoren inzwischen tatsächlich wie versprochen für das Trainieren ihrer KI anhand der überlassenen Stockfotos entlohnt hat. Mehr darüber finden Sie hier auf dem Blog von Robert Kneschke.