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Photopea – das echte Photoshop im Browser?

Was hatte ich mich „anno dazumal“ über die Ankündigung von Photoshop für das iPad gefreut. Photoshop immer dabei und für Touch und Stift optimiert – toll! Nun ja, seit dem Erscheinen und seit meinem letzten etwas längerem Blogbeitrag dazu hat sich Ernüchterung breit gemacht. Seit August 2021 gibt es als wichtigste Neuigkeit nur zu berichten (siehe unsere News), dass es nun auch den »Reparatur-Pinsel« und den »Zauberstab« in der mobilen Version gibt. Die Entwicklung kann ganz euphemistisch als schleppend bezeichnet werden. ?‍♂️ So klagte ich neulich jemandem mein Leid und mir wurde empfohlen, doch mal einen Blick auf Photopea zu werfen. Photopea? Der Name klingt ja etwas unschön zweideutig, wenn man ihn hört und nicht liest. ? Photopea – das echte Photoshop im Browser?

Photopea kann alle Photoshop-kompatiblen Formate und darüber hinaus auch Illustrator- und Affinity Photo-Dateien öffnen.
Photopea kann alle Photoshop-kompatiblen Formate und darüber hinaus auch Illustrator- und Affinity Photo-Dateien öffnen.

Photopea

Photopea ist ein Bildbearbeitungsprogramm, das im Browser läuft. Also einfach diesen Link aufrufen, Bild hochladen und bearbeiten: www.photopea.com

Da sind wir auch schon bei den beiden größten Nachteilen:

  1. Sie müssen eine stabile Online-Verbindung haben.
  2. Sie müssen das zu bearbeitende Bild auf einen fremden Server laden, über dessen Ort und Sicherheit nichts bekannt ist.

Hat man sich damit abgefunden, ist es aus Photoshopper-Sicht extrem beeindruckend, was hier auf die Beine gestellt wurde! Photopea ist nicht einfach nur ein abgespeckter Photoshop-Klon, sondern beinahe eine Eins-zu-Eins-Umsetzung der Desktop-Version von Photoshop. Während man in Adobes eigener iPad-Version von Photoshop rasch an Grenzen stößt und über fehlende Werkzeuge stolpert, ist das bei Photopea kaum der Fall. Es sind nicht nur alle Retuschier-Werkzeuge vorhanden, sondern auch Kanäle, Pfade, Smartobjekte, Ebenenstile, Texte-Ebenen, Filter und Vektorebenen. Selbst inhaltsbasiertes Skalieren, inhaltsbasiertes Füllen und inhaltsbasiertes Verschieben, oder Transformieren > Verkrümmen gibt es.

Photopea ist ein browserbasierter Photoshop-Klon mit erstaunlichem Funktionsumfang. Foto: Olaf Giermann. Photopea – das echte Photoshop im Browser?
Photopea ist ein browserbasierter Photoshop-Klon mit erstaunlichem Funktionsumfang. Foto: Olaf Giermann

Wie eine Fremdfirma alles das so umsetzen konnte, während Adobe Jahre benötigt, um seiner iPad-Version auch nur den „ollen“ Zauberstab zu spendieren, ist mir echt ein Rätsel.

Für wen ist Photopea geeignet?

Wer sich mit Photoshop auskennt, aber nur gelegentlich mal ein Bild bearbeiten will, der wird mit Photopea ziemlich weit kommen – ganz ohne eine neue Software lernen zu müssen. Es sind tatsächlich (fast) alle Funktionen nicht nur vorhanden, sondern heißen genauso und befinden sich an derselben Stelle wie im echten Photoshop. Zwar gibt es Tastenkürzel, aber die funktionieren bei mir nicht immer zuverlässig.

Die Tastenkürzel dürften Photoshoppern (und auch Affinity-Anwendern) sehr bekannt vorkommen. Photopea – das echte Photoshop im Browser?
Die Tastenkürzel dürften Photoshoppern (und auch Affinity-Anwendern) sehr bekannt vorkommen.

Größere Projekte mit zig Ebenen würde ich aufgrund der Online-Voraussetzung aber eher nicht empfehlen.

Photopea ist werbefinanziert und deshalb steht nicht das ganze Browserfenster für die Bearbeitung zur Verfügung.

Wer die Werbung abschalten möchte und 60 statt 30 Protokollschritte benötigt, kann einen Premium-Account freischalten, der 9 €/Monat oder 40 €/Jahr kostet. Dafür bekommt man aber schon Alternativen wie Affinity Photo auf Desktop und iPad. Deshalb halte ich Photopea wirklich ausschließlich für Gelegenheitsnutzer für empfehlenswert, wenn man an einem fremden Rechner (zum Beispiel im Urlaub) sitzt und nur mal schnell ein Bild optimieren oder eine kleine Montage basteln möchte. Oder falls einem in Photoshop auf dem iPad eine wichtige Funktion fehlen sollte, kann man sich mal schnell mit Photopea behelfen. *räusper

Wer viel und ernsthaft Bildbearbeitung macht, wird wohl eher nicht auf Photopea und sein Bezahlmodell setzen. Für gelegentliche Anwendungen ist Photopea aber perfekt.
Wer viel und ernsthaft Bildbearbeitung macht, wird wohl eher nicht auf Photopea und sein Bezahlmodell setzen. Für gelegentliche Anwendungen ist Photopea aber perfekt.

Neuerungen rund um Photopea erfahren Sie auf dem Photopea-Blog. Den Online-Editor finden Sie hier: www.photopea.com

Viele Grüße und ein schönes Wochenende

Olaf

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Olaf Giermann

Olaf Giermann gilt heute mit 20 Jahren Photoshop-Erfahrung sprichwörtlich als das »Photoshop-Lexikon« im deutschsprachigen Raum und teilt sein Wissen in DOCMA, in Video­kursen und in Seminaren.

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4 Kommentare

  1. Da bleibe ich lieber bei meinem Photo-Abo.
    So lange es nicht flächendeckend synchrone Glasfaseranschlüsse zu bezahlbaren Preisen gibt, ist SaaS bei so was wie Bildbearbeitung nur n lustiger Zeitvertreib. Echte Glasfaseranschlüsse sind richtig teuer……da muss auch ein Profi ordentlich für arbeiten.
    Neben der zwingend notwendigen Internetverbindung muss ich auch noch auf PlugIns und Actions verzichten, also Dinge, die mir das Leben sehr erleichtern.
    PhotoPea wird grundlos gehyped bis der Arzt kommt. Unterm Strich ist da nichts, was mich so restlos überzeugt, dass ich wechseln würde.

  2. Eigentlich stimmen beide Nachteile nicht, denn nachdem die Photopea-Seite geladen wurde, kann man die Internetverbindung trennen und gewöhnlich weiterarbeiten. Das heißt: Weder braucht man eine stabile Internetverbindung, noch wird etwas auf einen fremden Server geladen. Alles bleibt lokal auf dem Gerät.

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