Panoramafotografie leichtgemacht
Wenn man sich mit der Panoramafotografie zu beschäftigen beginnt, stößt man schnell auf das Problem, die Kamera um den parallaxfreien Drehpunkt zu drehen, damit sich die einzelnen Aufnahmen am Ende perfekt zur Deckung bringen lassen. Das ist aber längst nicht so kompliziert, wie es oft dargestellt wird.
In Onlineforen werden immer wieder Fragen nach dem parallaxfreien Drehpunkt gestellt, und nachdem ich sie jüngst gleich zweimal im Abstand weniger Tage beantworten musste, erschien es mir naheliegend, die Sache hier ein für alle Mal zu erklären.
Zunächst einmal: Es geht nicht um den sogenannten Nodalpunkt, obwohl der Begriff in diesem Zusammenhang oft fällt. Jedes Objektiv hat einen gegenstandsseitigen und einen bildseitigen Nodalpunkt, aber für die Belange der Panoramafotografie sind sie irrelevant. Gesucht ist vielmehr der parallaxfreie Drehpunkt oder Perspektivpunkt – der Punkt, von dem aus die Kamera durch das Objektiv die Welt sieht. Wenn Sie die Kamera um diesen Punkt drehen, bleibt die Perspektive unverändert, so dass nahe und ferne Objekte im Überlappungsbereich der Einzelbilder zur Deckung gebracht werden können, um daraus ein nahtloses Panorama zu berechnen.
Fotografen setzen oft darauf, dass die Objektivhersteller die Position des parallaxfreien Drehpunkts angeben, aber meist tun sie uns nicht den Gefallen und das ist auch gar nicht nötig. Es gibt gar kein Geheimnis, denn der gesuchte Punkt ist leicht zu finden – es ist der Mittelpunkt der Eintrittspupille, also der Blende, wie man sie beim Blick von vorne in das Objektiv sieht. Nun befindet sich die Blende nicht dort, wo sie sich zu befinden scheint – wir blicken ja durch Linsen, die uns eine andere Position vorgaukeln. Das macht aber nichts, denn uns interessiert gerade diese scheinbare Position.
Wie sorgen Sie nun dafür, dass sich Kamera und Objektiv um den parallaxfreien Drehpunkt drehen? Sie benötigen eine Panorama-Montierung, wie sie verschiedene Hersteller anbieten. Neben einer Panoramaplatte, mit der sich die Kamera in einstellbaren Schritten drehen lässt, gehören dazu zwei Einstellschlitten, mit denen Sie die Kamera ausrichten können. Als erstes verschieben Sie die Kamera nach links oder rechts, bis die optische Achse des Objektivs über der Drehachse liegt. Das geht recht gut nach Augenmaß.
Nun kommt der kritische Punkt: Sie müssen die Kamera auf dem zweiten Einstellschlitten entlang der optischen Achse verschieben, bis ihr parallaxfreier Drehpunkt über der Drehachse liegt. Das ist aber ganz einfach. Schauen Sie vorne in das Objektiv und schwenken Sie die Kamera horizontal hin und her. Wenn sich die Blende dabei nicht bewegt und sich nur auf der Stelle dreht, sind Sie fertig und können Ihr erstes Panorama fotografieren.
Bewegt sich die Blendenöffnung aber bei Schwenks von links nach rechts ebenfalls von links nach rechts, dann sitzt die Kamera zu weit vorne und Sie müssen sie auf dem Schlitten ein Stück nach hinten schieben. Bewegt sich die Blendenöffnung dagegen in umgekehrter Richtung, müssen Sie die Kamera nach vorne schieben. Nach ein paar Schritten haben Sie es geschafft – die Blende dreht sich auf der Stelle und Sie können sich die Position der Kamera auf dem Einstellschlitten für das nächste Mal notieren. So gelingt die Panoramafotografie!
Heutzutage entstehen die meisten Panorama-Aufnahmen aber gar nicht aus Einzelbildern einer Kamera auf einer speziellen Montierung, zusammengefügt in Photoshop oder einer speziellen Software für diesen Zweck. Viele Kameras und Smartphones erledigen das von selbst. Sie müssen sie nur noch während der Aufnahme möglichst gleichmäßig drehen und die Firmware erledigt den Rest. Diese Vereinfachung ändert aber nichts daran, dass Sie das Objektiv um seinen parallaxfreien Drehpunkt drehen müssen, wenn das Panorama perfekt werden soll. Aus der Hand ist das natürlich nicht so einfach, aber Sie können einiges tun, um das Ergebnis zu verbessern.
Für eine Panoramafotografie wäre es ein großer Fehler, sich mit der Kamera in der Hand um die eigene Achse zu drehen, denn das Objektiv und sein parallaxfreier Drehpunkt beschreiben dann einen großen Bogen um Sie herum. Das Stitching der Einzelbilder funktioniert daher nur, wenn es keine Objekte im Nahbereich gibt. Stattdessen sollten sie sich vorstellen, dass sich die Kamera um eine feste Achse dreht, und diese gedachte Achse umkreisen. Zugegeben, das erfordert etwas Übung, aber auch wenn Sie auf diese Weise keine präzise Drehung um den richtigen Punkt erreichen, klappt es so schon viel besser.
Wenn Sie mit Ihrem Smartphone in die Runde fotografieren und dabei auch selbst im Bild erscheinen wollen, müssen Sie das Smartphone in der Hand drehen – und zwar nicht um dessen Mittelachse, denn das Objektiv befindet sich ja durchweg nahe einer der Seiten. Auch dies erfordert Übung und eine gewisse Fingerfertigkeit, aber es gibt eben Herausforderungen, bei deren Bewältigung Ihnen auch keine App helfen kann.
Peter Paul ZEHNER slowfoto.wordpress.com
Danke für den Bericht, Herr Hußmann. Novoflex beigeistert immer wieder mit äußerst präzisen Werkstücken. Die Panoramabasis setze ich in einer Eigenkonstruktion gerne für Innenaufnahmen mit dem iPhone6+ ein, um saubere Drehbewegungen zu erzielen. Draußen ist es anders, ich lasse Stativ&Co gerne zuhause, achte auf keine Objekte im Vordergrund und beachte die Lichtverhältnisse und panoramiere dann entsprechend von links nach rechts oder umgekehrt, maximal 180 Grad, in Kirchen lieber von oben nach unten als hoch, das Alter fordert Tribut und das Eierfon ist immer dabei. Mittlerweile ist die Mehrzahl meiner Händy Aufnahmen ein 4mm Brennweiten sprengendes Pano.