Olafs Wochenschnipsel: KW 48
Diese Woche …
- gab es einen Raw/JPEG-Kampf in Lightroom Classic
- empfehle ich eine Film-Doku über die Liebe zu analoger Technik
- nutze ich die neuste Version des Neofinders
- berichte ich über meine Youtube-Sperrung
- habe ich die Firmware meiner Nikon Z6 aktualisiert und war beeindruckt
Umständlich: Parallel mit JPEG und Raw in Lightroom Classic arbeiten
Der ganz normale UI-Wahnsinn von Lightroom Classic
Die Bedienoberfläche von Lightroom Classic hat mich schon immer ein wenig in den Wahnsinn getrieben. Die Gruppierung der verschiedenen Befehle in den Menüs mögen ja aus Sicht eines Software-Entwicklers sinnvoll erscheinen, aus Anwendersicht sucht man sich nach bestimmten Befehlen einen Wolf. Welche Auswirkung würden Sie durch den Befehl »Bibliothek > Fotos verbessern« vermuten? Nein, es ist keine Auto-Korrektur (Markierungen werden aufgehoben, Fotos ohne Markierungen werden als »Abgelehnt« gekennzeichnet). Wenn Sie ein Foto in DNG umwandeln oder es umbenennen wollen, würden Sie den Befehl unter »Datei« (es geht ja um den Dateityp) oder unter »Foto« (es geht ja um das Foto) erwarten? Nun ja, man findet diese Befehle im Menü »Bibliothek«. Von dem Tohuwabohu zwischen Ansicht- und Fenster-Menü fange ich gar nicht erst an. Das müssen Außerirdische sortiert haben, denn mit gesundem Menschenverstand hat das alles nichts zu tun. Hier findet man nichts intuitiv – die Menüstruktur muss man lernen!
Wie einfachste Dinge in Lightroom Classic unnötig kompliziert sind
Jetzt wollte ich meinen Foto-Workflow optimieren, indem ich mit der Kamera Fotos gleichzeitig im JPEG- und Raw-Format aufnehme. Viele Fotos sind einfach nur Erinnerungsfotos und diese brauche ich nicht im Raw-Format. Und ich will Sie auch nicht immer in das ansonsten leistungsfähigere DNG-Format konvertieren müssen. Also möchte ich gern von Lightroom Classic beide Fotos angezeigt bekommen und das jeweils nicht benötigte Format einfach zur Löschung markieren. Sollte doch ein simpler Anzeigefilter oder eine leicht zugängliche Gruppierungsfunktion sein, oder? Pustekuchen!
Da ich mich eigentlich in Lightroom Classic ganz gut auskenne, wusste ich natürlich um die Voreinstellungsoption »JPEG-Dateien neben Raw-Dateien als separate Fotos behandeln« (lufthol):
Gebraucht hatte ich die Option jedoch nie, da ich bisher immer ausschließlich im Raw-Format fotografierte.
Also aktivierte ich vor dem Import meiner JPEGs und Raws diese Option und importierte alles in Lightroom Classic. Ta da – dennoch wurden beide als gemeinsame Datei als „Raw+JPEG“ importiert. Ich hätte Lightroom Classic eben für diesen Spaß neu starten müssen. Klar!
Aber wie trennt man die Dateien in der Anzeige nun wieder – also dass man für das JPEG und das Raw eine jeweils eigene Miniatur-Vorschau erhält? Im Kontextmenü ( = Rechtsklick) der markierten Dateien ist dafür nichts zu finden. Im gesamten Programm-Menü auch nicht. Klar, denn die Lösung ist so umständlich und unintuitiv, dass … dass … mir fehlen die Vergleichsmöglichkeiten. Außerirdische Entwickler halt. 😉
Die Lösung: Von hinten durchs Auge
Sie müssen zuerst – je nachdem, welche Darstellungsweise Sie wünschen – die Option in den Voreinstellungen setzen. Also (lufthol) »JPEG-Dateien neben Raw-Dateien als separate Fotos behandeln« an- oder ausschalten. Anschließend synchronisieren Sie den Ordner per Rechtsklick. Im sich öffnenden Dialogfeld werden die hinzuzufügenden oder zu entfernenden JPEG-Vorschauen als „Neue Fotos“ und „Fehlende Fotos“ bezeichnet. Klicken Sie beherzt auf »Synchronisieren«, um für den gesamten Ordner die Anzeige der Dateien zu aktualisieren. Um die Anzeige nur für einzelne Dateien zu ändern, aktivieren Sie im Synchronisieren-Dialog die Checkbox »Vor dem Import Import-Dialogfeld anzeigen« und wählen dann nur die gewünschten JPEGs zum Import aus. Das ist doch wirklich intuitiv! 😉
Empfehlung: Die Wiederentdeckung des Analogen
„Je digitaler die Welt, umso analoger die Träume.“ Florian „Doc“ Kaps
Ich hatte die Gelegenheit, mir vorab den im Januar 2022 in die Kinos kommenden Dokumentarfilm „An Impossible Project“ anzusehen (Webseite mit Trailer und weiteren Informationen). Als fast ausschließlich digital arbeitender und schaffender Mensch war der Film insbesondere ein Einblick in nostalgische Technikverliebtheit – ein ganz anderer Blickwinkel auf damalige und heutige Alltäglichkeiten. Sehr inspirierend: Der Protagonist Florian „Doc“ Kaps, der als Biologe zum Spinnenaugenmuskel-Experten promovierte, dann später aber eine vor dem Abriss stehende Polaroid-Fabrik kaufte und dazu beitrug, diese fast ausgestorbene Technologie wiederzubeleben und Menschen wieder neu dafür zu begeistern.
Als Fotograf, Künstler, Medieninteressierte muss man diesen klasse und mit einem Augenzwinkern produzierten Film gesehen haben, meine ich. Sehr inspirierend und eine klare Empfehlung von mir.
Aus der Pressemitteilung:
Inhalt:
Insta-Stories, Streaming, Fitness-Apps, E-Books und Twitter-Trends. Der Hype um die fast vollständige Digitalisierung unseres Lebens weicht einer zunehmenden Sehnsucht nach dem Echtem und Greifbarem. Digital Detox und Slow Food sind im Trend; Vinyl und analoge Fotografie, Handgeschriebenes und Selbstgemachtes feiern ein Comeback. In seinem Dokumentarfilm lässt Jens Meurer Menschen zu Wort kommen, die schon die Wendung zum Analogen suchten, als andere sich noch den Verheißungen der nächsten iPhone-Generation hingaben. Wie der Held des Films, Florian „Doc“ Kaps, der 2008 sein gesamtes Vermögen riskierte, um mit einer kleinen Gruppe Idealisten die letzte Polaroid-Fabrik der Welt vor dem Aus zu retten. Ein beherztes Schwimmen gegen den Strom und der Versuch, sich aus dem Griff der Technologien zu lösen.
…
Website und Trailer: www.weltkino.de/filme/an-impossible-project-2
Neue Version: Neofinder 8
Schön, dass der Neofinder weiterentwickelt wird (Webseite). Ich nutze diese Datenbanksoftware, um die Inhalte von externen Festplatten zu katalogisieren. So kann ich Bilder und archivierte Projekte durchsuchen, auch ohne dass die Festplatten gerade angestöpselt oder eingeschaltet sind. Beim Arbeiten mit Photoshop nutze ich den Neofinder auch, um Elemente für Fotomontagen in meinem Bildbestand zu finden. Zwar könnte ich das auch mit Lightroom Classic tun, aber das frisst trotz einigen Nachbesserungen von Adobe immer noch zu schnell meine 8 GB VRAM und 64 GB RAM weg und verlangsamt so Photoshop. Der Neofinder ist auch um ein Vielfaches schneller beim Suchen und Scrollen und ist mir noch nie beim Arbeiten als Bremsklotz aufgefallen.
In Version 8 wurden viele Details verbessert und die App für das aktuelle macOS und die M1-Prozessoren optimiert. Unscheinbar, aber praktisch: Endlich kann man katalogisierte Ordner und Laufwerke auch schon in der Seitenleiste als Hierarchie öffnen und durchsuchen und so schneller zwischen verschiedeneren Verzeichnissen wechseln.
Hier gibt es übrigens das Windows-Pendant zum Neofinder: www.cdwinder.de Zu diesem kann ich aber mangels PC nichts sagen. 😉
Oje: Mal eben bei Youtube gesperrt
Wie schnell man heute digital gecancelt werden könnte, durfte ich neulich selbst erfahren. Da wurde mal eben mein Youtube-Kanal gesperrt, auf dem ich seit Jahren keine Videos veröffentlicht habe. Ich nutze den Kanal nur, um Klienten schnell Screenrecordings schicken zu können, ohne dafür Videos auf eigene Server laden zu müssen. Das geht halt aus Camtasia heraus schnell und einfach.
Ohne Vorwarnung erhielt ich eine Mail, dass mein Kanal aufgrund wiederholter Verstöße gegen die Youtube-Richtlinien gelöscht wurde. Ich hielt das erst für erstklassig gemachten Scam:
Da ich in Mails eben wegen der Scam-Gefahr nie Links anklicke, wechselte ich schnell im Browser zu Youtube. Und tatsächlich: Konto weg – inklusive der Drohung, mir nie mehr einen Account anlegen zu dürfen! Wow! Interessant ist, dass mein – bezahltes! – Youtube-Premium-Abo aber natürlich nach wie vor lief.
Nach meinem Einspruch hat Google (Google besitzt Youtube) zum Glück schnell reagiert und mein Konto wieder freigeschaltet:
Hallo Olaf Giermann,
wir haben gute Nachrichten für dich. Unser Team hat kürzlich dein YouTube-Konto geprüft und dabei festgestellt, dass es nicht gegen unsere Nutzungsbedingungen verstößt. Dein Konto ist nun wieder freigegeben und einsatzfähig.
Eine Erklärung, was ausschlaggebend für die Sperrung war, gibt es nicht. Ich kann es nur vermuten: Ich hatte vor fast 10 Jahren ein Video meines Videotrainings „Schärfe-Techniken“ mit Genehmigung von Video2Brain als Auszug hochgeladen. Nach der Übernahme von Video2Brain durch Lynda haben deren Anwälte wohl das Netz nach V2B-Inhalten durchsucht und abgemahnt. Von Youtube hatte ich damals einen Strike bekommen, der aber nach meinem Einspruch zurückgenommen wurde. Offensichtlich hat das Youtube-System das alles aus einem unbekannten Grund vergessen und mich deshalb gesperrt. Wer weiß das schon? Richtig spannend wäre es geworden, wenn ich meinen gesamten Lebensunterhalt auf dieser Plattform aufgebaut hätte. Da wäre so eine Sperrung schon ein heftiger Schlag und nicht nur ein kurzes Ärgernis.
Puh …
Beeindruckend: Firmware-Update Nikon Z6
Augen-Autofokus
Wenn man den größeren Foto-Influencern auf Youtube Glauben schenken darf, dann kann man mit den aktuellen spiegellosen Nikon-Kameras ja kaum Porträtfotos machen, weil der Augen-Autofokus so viel schlechter als die Konkurrenz von Canon und Sony ist. Na ja, um ehrlich zu sein, steckt ein Fünkchen Wahrheit darin. Ein kleines. Denn präzise, genau und schnell fokussieren kann man mit allen aktuellen DSLR- und DSLM-Kameras – auch ohne jede Motiv-Erkennung. Man muss den Fokuspunkt dann aber eben selbst setzen, die Kamera verschwenken oder Fokus-Tracking benutzen (meine Methode der Wahl).
Beim KI-basierten Augenfokus zeigen Canon und Sony aber nach meinen eigenen Erfahrungen mit deren Kameras schon, wo der Hammer hängt. Auf dieses hohe Niveau hat Nikon jetzt erst mit der (nach ersten, umfangreicheren Testberichten) rundum überragenden Z9 aufgeholt.
Firmware-Update für Z6 und Z7
Umso mehr überraschte mich das kürzliche Firmware-Update für meine Nikon Z6.
Am Rande: Die Kamera musste ich kaufen – kurz vor Erscheinen der Z6 II – weil ich durch Zufall über einen unglaublich preisgünstigen Deal zusammen mit dem „Kit-Objektiv“ Z24-70 f/4 S bei Mediamarkt stolperte (würde ich heute Kamera und Objektiv einzeln verkaufen, würde ich noch Plus machen). Mit der Kamera bin ich – zusätzlich zu meiner D850 – überaus zufrieden. Ihren Augenfokus hatte ich aber nach anfänglichem Austesten nie mehr benutzt, weil mir der schlicht zu langsam ein Auge fand und wenn, dann auch nur im extremen Nahbereich. Allgemeiner Tenor im Netz: Daran ist der zu langsame Prozessor schuld. Allgemeiner Tenor auch bei der Folgeversion von Z6 und 7: Auch deren Prozessoren sind schon am Limit.
Meine Erfahrungen nach dem Firmware-Update
Aber was soll ich sagen … Nach dem Update der Firmware fühlt sich meine „antike“ (lach) Z6 wie eine neue Kamera an – also im Hinblick auf den Augen-Autofokus. Bei frontalen Gesichtern wird ein Auge ab einer Entfernung zuverlässig erkannt, bei der es wirklich einen Unterschied macht, ob nur das Gesicht oder doch das Auge fokussiert wird. Das funktioniert auch bei wenig Licht. Es hapert nur bei Ansichten im Profil und wenn es wirklich schnell gehen muss. Also Action würde ich damit nun nicht fotografieren. Beeindruckend ist jedenfalls, was Nikon mit einem Firmware-Update noch aus der vorherigen Generation seiner spiegellosen Kameras herauskitzeln konnte – und dass es dafür überhaupt noch ein Update gab. Das ist ja in der heutigen schnelllebigen Zeit und der Wegwerf- und Fire-and-Forget-Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich. Super! ? Da dürften Besitzer von Z6 II und Z7 II jetzt hohe Erwartungen an weitere Firmware-Updates für ihre Kameras haben.
JPEG-Dateien neben Raw-Dateien als separate Fotos behandeln:
Gebraucht hatte ich die Option jedoch nie, da ich bisher immer ausschließlich im Raw-Format fotografierte.
Es gibt eine coole Anwendung für das nicht-separate Behandeln, die nicht sehr bekannt ist. Wenn Du JPG+RAW „nicht separat“ behandelst, und beide Formate importierst (hochaufgelöstes JPG!), ersparst Du Dir damit das zeitraubende Erstellen der Vorschauen in LR. Bei mir ([email protected], 32GB, GTX 1660 Ti und Samsung SSD 970) ist das ein Faktor sechs in der Zeit, für 1000 Bilder 3:20min statt 19min.
Danke für die Ergänzung. Nur: Dafür könnte man auch einfach das immer im Raw eingebettete JPEG bevorzugen und bräuchte kein zusätzliches JPEG Mitfotografieren. 😉
Für Standardvorschauen ja – so hatte ich lange Zeit gearbeitet. Nicht aber für 1:1 Vorschauen, wenn man diese benötigt / haben will, ergibt sich genau der o.g. Zeitvorteil.