Olafs Wochenschnipsel: KW 44
In diesem Blogbeitrag geht es im weitesten Sinne um Kunst und Künstler. Was Kunst ist und darf, forcierte Perspektive bei „Herr der Ringe“, Glasbruchkunst und Hitlers Bart.
Was ist und darf Kunst?
Gute Frage und Anlass eines Streits zwischen dem Künstler Jens Haaning und einem Museum in Aalborg. Ersterer hatte sich von letzterem 70000 Euro für die Neuauflage eines älteren Kunstwerks. In diesem sollten Geldscheine das Jahresgehalt in Dänemark und Österreich visualisieren. Der Künstler lieferte jedoch nur zwei leere Bilderrahmen als „Kunstwerk“ und behielt das Geld. Das Museum kündigte Maßnahmen an. Mehr Informationen dazu.
Eine rechtliche Einschätzung des Falles gibt es bei Youtube beim Rechtsanwalt Christian Solmecke:
https://www.youtube.com/watch?v=ljIlCK0uOmQ
Forcierte Perspektive
Bei der forcierten Perspektive fotografiert oder filmt man Dinge so, dass sie größer oder kleiner zueinander erscheinen; also etwa einen Spielzeug-Ferrari im Vordergrund und eine weiter von der Kamera entfernt stehende Person im Hintergrund. Bei geeignetem Aufnahmewinkel scheint das Spielzeugauto groß genug für die echte Person zu sein.
Welchen Aufwand man bei den Special Effects für diese Wirkung bei der Verfilmung von „Herr der Ringe“ (2001) betrieb, damit der Spaß auch bei Kameraschwenks und -zooms, also bei bewegter Kamera, funktioniert, sehen Sie in diesem Video:
Aufwendige, schienengeführte Gegeneinanderbewegungen aller beteiligten Elemente. Ich hatte schon damals bei den Making-ofs auf den DVDs über diesen extremen Aufwand gestaunt. Das war noch, bevor ich von Photoshop hörte. Wie doch die Zeit vergeht …
Kunst per Glasbruch
Apropos TikTok: Dort bin ich auch über diesen Künstler gestolpert: TikTok: Kunst per Glasbruch
Wahrscheinlich handelt es sich hier um Simon Berger (seine Webseite).
Ich finde sowohl den Prozess als auch die Ergebnisse klasse.
Hitlers Bart
Seitenscheitel und nasenflügelbreiten Oberlippenbart – wenn man den nach eigenem Bekunden verkannten Künstler Hitler statt der fälschlich ihm zugeschriebenen Autobahnen eins lassen muss, dann dass er diesen „lustigen Look“ konsequent durchgezogen hat. Als ihn Charlie Chaplin 1940 in „Der große Diktator“ persiflierte, war Hitlerdeutschland auf dem Höhepunkt seiner Macht: Polen und Frankreich waren „per Blitzkrieg“ in unerwartet kurzer Zeit erobert worden und die Wehrmacht galt als beinahe unbesiegbar (was dabei oft vergessen wird: die damaligen deutschen Truppenverluste; auch aus meiner Familie kehrten viele nicht aus dem Krieg zurück). Hitler war in Aussehen und Gehabe aber nach wie vor für viele eine Steilvorlage für Humor und Spott. Das ganze Ausmaß der durch ihn angeworfenen Genozid-Maschine wurde erst nach dem Krieg in seinen unfassbaren Dimensionen offenbar.
Der Grund für seine komische Bartmode war aber möglicherweise kriegsbedingt: Der buschige Kaiser-Wilhelm-Schnauzer, den er ursprünglich trug, war nicht für das dichte Anlegen einer Gasmaske geeignet. Die einfachste Lösung statt Komplett-Rasur: Links und rechts der Nase einfach vertikal herunter rasieren. Nachvollziehbar, denn gerade unter der Nase nervt eine Rasur am meisten.
Übrigens soll man Nasenhaare nicht zupfen, da das Entzündungen begünstigt und sogar zum Tod führen kann. Das brachte mich zu einer ganz neuen Theorie zu Hitlers Bart, die ich mit Modo und Photoshop umsetzte (mehr dazu auf Behance und im Premium-Workshop von DOCMA-Heft 81, in dem es um das Anwenden von Texturen geht):