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NUCA – vor dieser Kamera sind alle nackt

Ein Künstler in Berlin und ein Professor für Design in Schwäbisch Gmünd wollen eine Kamera entwickelt haben, mit der man Nacktbilder bekleideter Menschen aufnehmen kann – ausgezogen werden diese natürlich per KI. Meinen die Erfinder das ernst?

Der NUCA-Prototyp, eine Kamera, die von einer KI imaginierte Nacktbilder der Menschen vor dem Objektiv speichert.

Die gute Nachricht: Nein, offenbar nicht. Es soll einen 3D-geprinteten Prototypen der NUCA genannten Kamera geben, aber eine Markteinführung dieses „spekulativen Produkts“ ist nicht geplant. Das Projekt wird allerdings für Gesprächsstoff sorgen, und das scheint auch das Ziel der Erfinder zu sein, die die aktuellen Entwicklungstrends in der generativen KI kritisch sehen.

NUCA erinnert an die „X-Ray Spex“ meiner Kindheit – in Kleinanzeigen beworbene „Röntgenbrillen“, mit denen man angeblich seine Mitmenschen (und -menschinnen) nackt sehen konnte. Natürlich funktionierte das nicht wirklich; es war ein Partytrick, mit dem man sich vermutlich nicht beliebter machte. Wer es ernsthaft ausprobieren will, kann solche Brillen übrigens bis heute kaufen.

Wie man mit der Röntgenbrille zum Partyschreck wird – solche Produkte wurden in den 70er Jahren viel beworben.

Das von Mathias Vef und Benedikt Groß entwickelte Konzept ist im Grunde simpel, klingt aber im Gegensatz zur Röntgenbrille technisch plausibel: Die NUCA-Kamera erkennt Personen im Bild und rekonstruiert deren Haltung sowie insgesamt 45 Parameter wie Geschlecht/Gender, Alter, ethnische Herkunft, Gesichtsausdruck, Haare, Körperform und so weiter. Daraus wird ein Prompt für Stable Diffusion zusammengestellt, um das Bild eines nackten Körpers zu generieren, der schließlich noch ein Gesicht bekommt, das dem der fotografierten Person ähnlich sieht, aber ebenfalls KI-generiert ist.

Ausgehend von einem Foto (links) stellt sich Stable Diffusion denselben Mann nackt vor (rechts). (Verpixelung im Original)

Nach meiner Erfahrung sehen die meisten Menschen angezogen besser aus als nackt. In den auf der NUCA-Website gezeigten Beispielbildern zeigt die KI dagegen einen erstaunlichen Optimismus, was die Muskeln männlicher beziehungsweise die Oberweite und den Hüftumfang weiblicher Personen betrifft; man muss bezweifeln, dass die rekonstruierten nackten Körper wirklich in deren Kleidung passen würden.

Auch in diesem Vergleichsbild findet sich die Verpixelung bereits im Original.

Mathias Vef und Benedikt Groß schreiben über die Resonanz auf ihr vermeintliches Startup: „NUCA has already sparked diverse reactions, ranging from fears of AI’s bias towards body cult and beauty mania to enthusiasm for its celebration of natural human beauty and form. This project prompts a crucial discussion on AI’s potential, emphasizing consent, algorithmic fairness, and the societal impacts of AI-generated imagery.“

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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