Neues Grafikpaket: Adobe Substance 3D
Pünktlich nach dem Erscheinen von DOCMA 98 mit dem Themenschwerpunkt „Virtuelle Fotografie“ veröffentlicht Adobe ganz passend ein neues Softwarepaket für 3D-Kreative: Adobe Substance 3D. 3D ist schon lange kein Sparten-Phänomen mehr und wird für Werbung, Design und kreative Anwendungen immer wichtiger. Welche Software und Möglichkeiten in Adobes neuem Paket (eigentlich sind es mehrere verschiedene) enthalten sind und was es kostet, erfahren Sie kurz und übersichtlich in diesem Blogbeitrag.
Vorgeschichte
Adobe hatte am 23. Januar 2019 den Kauf der Firma Allegorithmic bekannt gegeben. In meinem Blogbeitrag schilderte ich die damit verbundenen Chancen und Risiken für die Nutzer der beliebten Texturierungsprogramme dieser Firma: Substance Designer, Substance Painter und Substance Alchemist.
Adobe hat den Stellenwert von 3D-Produktionen erkannt und treibt nun die Entwicklung und Vermarktung dieser Sparte voran. Wie es dabei mit den 3D-Funktionen in Photoshop weitergeht, steht jedoch in den Sternen (in diesem Blogbeitrag fragte ich mich bereits, wohin wohl die Reise in Photoshop geht und schrieb, was ich mir für Photoshop eher wünschen würde: Quo vadis 3D in Photoshop?).
Auch der Erwerb der Rigging- und Animations-Plattform Mixamo sowie des VR-Modelers Medium spricht für das neue Engagement von Adobe in Sachen 3D.
Das neue Adobe Substance 3D-Programmpaket
Eine Einführung in die Inhalte von Adobe Substance 3D finden Sie auf den Blogs von Adobe:
Folgende Programme sind Teil von Adobe Substance 3D:
- Designer ermöglicht das node-basierte Erzeugen von Texturen und Materialien, entspricht dem Designer von Allegorithmic. Im aktuellen Update von Adobe Bridge können damit erzeugte Presets übrigens bereits als Thumbnail dargestellt werden!).
- Sampler entspricht dem früheren Substance Alchemist und erlaubt das Erzeugen von Texturen und Materialien aus Fotos – auf einfache Art und Weise, da die Prozesse durch maschinelles Lernen optimiert werden.
- Painter ist das Anwendungs- und Malwerkzeug der Suite, mit dem man die erzeugten Texturen auf 3D-Modelle auftragen kann.
- Stager ist im Prinzip eine etwas aufgebohrte Version von Adobe Dimension. Das ist im Prinzip der Renderer der Suite, in dem Sie Modelle, Materialien und Beleuchtung zusammenstellen und das virtuelle Foto in Real-time oder per Raytracing fertigstellen.
Das Zusammenspiel aller Programme soll so intuitiv und einfach wie möglich sein. Und 3D-Modelle und Materialien soll man von einem zum anderen Programm per Mausklick weiterreichen können. Eine Integration von Mixamo ist ebenfalls geplant.
Adobe Dimension gibt es nach wie vor als Teil des Creative Cloud-Abos, wird aber voraussichtlich nur noch Service-Updates erfahren, jedoch keine Weiterentwicklung, wie es dieser Blogbeitrag von Adobe nahelegt: „Introducing Adobe Substance 3D Stager and Dimension“
Assets in Adobe Substance 3D
Adobe bringt hier nicht nur ein neu zusammengestelltes Softwarepaket heraus, sondern auch damit verknüpfte Assets, um ein komplettes 3D-Ökosystem mit vereinfachtem Arbeitsablauf zur Content-Creation zu schaffen. Um es einmal ganz hipp auszudrücken. Gemeint ist: Es gibt CC-Bibliotheken mit 3D-Modellen sowie unzähligen hochwertigen und fotorealistischen Materialien und Texturen, Lichtvorgaben, HDR- und Studio-Beleuchtungsvorgaben und vielem mehr:
Verfügbarkeit und Preise
Na, ist Ihnen schon der Mund wässrig geworden? Mir auch. Doch es gibt natürlich einen Haken: Das alles ist nicht Teil des Adobe-Creative Cloud-Gesamt-Abonnements. Das wäre auch zu schön gewesen und hätte das CC-Gesamtpaket absolut konkurrenzlos in Sachen Preis-Leistung gemacht. Aber gut, man muss die Programme gesondert abonnieren. In der Creative Cloud-App finden Sie sie unter dem Punkt »Programme zum Ausprobieren«:
Adobe bietet zwei Pakete an:
- Substance 3D Texturing: Painter, Designer und Sampler für Anwender, die nur die Texturierungsfunktionen benötigen. Enthalten sind 30 Downloads von 3D-Assets pro Monat und 100 GB Cloud-Speicher. Kosten pro Monat: 19 Euro.
- Substance 3D Collection: Enthält zusätzlich den Stager und erlaubt den Download von 50 3D-Assets pro Monat. Kosten pro Monat: 38 Euro.
Ob der Stager den doppelten Preis gegenüber den ehemaligen Allegorithmic-Programmen wert ist, muss sich noch zeigen. In den Demos sieht das natürlich alles ganz super aus.
Alles in allem ist das Gesamtpaket mit einem Jahrespreis von circa 420 Euro für berufliche Anwender schon attraktiv – vor allem, wenn der Stager und die 3D-Assets wirklich einfach und intuitiv funktionieren und eine hohe Renderqualität in geringer Zeit abliefern. Der Preis für Substance 3D Texturing mit Designer und Painter ist derselbe wie vorher, enthält nun aber auch die zusätzlichen Assets plus den Sampler. Alle drei Programme sind derzeit im Hinblick auf Workflow und parametrische Möglichkeiten ziemlich konkurrenzlos.
Als Hobbyist wird es eher schwierig, die Ausgabe für das Komplettpaket zu rechtfertigen, denke ich. Da würde ich für völlige künstlerische Freiheit doch eher in eine vollwertige 3D-Software wie Cinema 4D, Foundry Modo oder ZBRush investieren …, wobei die vergleichsweise hohen Kosten dem immer schneller, immer besser werdenden Blender sowie beispielsweise auch der Unreal Engine in Kombination mit Quixel-Bridge und Quixel-Mixer entgegenstehen. Nur ist der Lernaufwand hier natürlich um ein Vielfaches höher. Alles in allem: Es bleibt spannend! 🙂
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