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Mittelformat goes Available Light

Auf der Jury-Sitzung zum DOCMA Award bot sich mir die Gelegenheit, mit einer Pentax 645Z zu fotografieren. Dies ist das erschwinglichste Modell einer ganzen Reihe neuer Mittelformatkameras verschiedener Hersteller, die erstmals mit einem CMOS-Sensor statt eines CCD arbeiten.

Die Pentax 645Z ist eine der neuen Mittelformat-DSLRs mit CMOS-Sensor
Die Pentax 645Z ist eine der neuen Mittelformat-DSLRs mit CMOS-Sensor

Über die CMOS-Revolution im Mittelformat hatte ich an dieser Stelle bereits berichtet. Die neuen Sensoren bringen nicht nur die Unterstützung von Live-View und eines Movie-Modus; sie erschließen der Mittelformatfotografie auch Aufgaben außerhalb des Studios, die dazu zwingen, mit dem vorhandenen Licht auszukommen. Die Pentax 645Z, zu einem Preis von rund 8000 Euro das derzeit preisgünstigste Modell der neuen Mittelformatgeneration, stellt ISO-Werte zwischen 100 und 204.800 zur Wahl. Etwas simplifiziert dargestellt sind damit Fotos bei fast gar keinem Licht möglich, und was das in der Praxis bedeutet, habe ich nach Sonnenuntergang auf Schloss Rauischholzhausen ausprobiert.

Bei ISO 80.000 gelingen auch noch Fotos im Licht des Smartphone-Displays.
Bei ISO 80.000 gelingen auch noch Fotos im Licht des Smartphone-Displays.

Wie bei anderen Kameramodellen auch sind die höchsten verfügbaren ISO-Werte nur im Notfall einsetzbar, aber was bereits mit ISO 80.000 möglich ist, zeigt das Bild links. Eine wesentliche Lichtquelle war hier der Bildschirm des Smartphone, der dem Gesicht einen bläulichen Schimmer verleiht – im Gegensatz zur Farbtemperatur im Bildhintergrund, der vom schwachen Glühlampenlicht beleuchtet wird. Solche Lichtstimmungen ließen sich kaum mit Mittelformat-DSLRs mit CCD-Sensor einfangen, die ihre Stärken erst im Studio ausspielen, wo das Licht unter der Kontrolle des Fotografen steht.

ISO 64.000
ISO 64.000

Auch im zweiten Beispiel liegt eine Mischlichtsituation vor. Neben einem Rest von Glühlampenlicht und dem Kerzenlicht von unten bringt mein Redakteurskollege Olaf Giermann (jenseits des linken Bildrandes) mit der Taschenlampenfunktion seines Handys eine dritte und in diesem Fall dominierende Lichtquelle ins Spiel. Die ISO-Einstellung lag hier bei 64.000.

Praktisch nutzbare ISO-Werte in dieser Größenordnung kennen wir natürlich von DSLRs mit Sensoren im Kleinbildformat, aber im Mittelformat bieten die Sensoren einer größeren Zahl von Pixeln Platz, ohne deshalb an Empfindlichkeit einzubüßen. Die 645Z zeichnet Bilder mit 51 Megapixeln auf, was Canons neue EOS 5DS zwar ebenfalls annähernd schafft, allerdings bleibt ihre Empfindlichkeit auf ISO 6400 (12.800 im erweiterten Modus) beschränkt. Den Unterschied macht hier die etwa 64 Prozent größere Fläche der Pixel des Mittelformatsensors aus. Die Vorteile großer Sensoren wurden bislang hauptsächlich von Besitzern einer Vollformat-DSLR gegenüber APS-C und Micro-FourThirds ins Feld geführt. Inzwischen sind es aber die Mittelformatkameras, die die Vollformatmodelle auf die Plätze verweisen.

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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