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Mit dem Tamron 35-150mm f/2.8-4 auf Reportage

Doch noch ist es früh, noch nicht so voll und damit die beste Gelegenheit für Bilder, die den Aufbau einer solchen Veranstaltung zeigen. Also die Teilnehmerfahrzeuge, Details und die Marktstände.

Gegen Mittag ist es voller geworden und es kommen alle Nase lang neue Fahrzeuge auf den Platz, die sich bei der Rennanmeldung registrieren und ihr Fahrzeug vorführen. Danach geht es auf die Strecke. Jetzt greift mein Privileg als Pressevertreter. Während die „normalen“ Besucher das Spektakel nur hinter einem Schutzzaun betrachten dürfen, sind die Pressevertreter ganz nah dran und können sich „auf eigene Gefahr“ in die Nähe der Fahrzeuge begeben. Doch vorher gibt es eine Einweisung für die Verhaltensregeln. Alles sehr professionell. Leider ist diese „Poleposition“ fotografisch relativ unergiebig. Zumindest mit meiner Objektiv-Kamera-Kombination. Für dramatische Nahaufnahmen von durchdrehenden Reifen könnte das Weitwinkel ein wenig weitwinkliger und offenblendiger sein. Das Startergirl steht für die längste Brennweite zu weit weg, wenn ich aus der Perspektive der startenden Autos fotografiere. Versuche ich die Perspektive von der Seite, tritt das Problem der Freistellung vom Hintergrund bei Blende f/4 auf: Die Werbebanner an der Bande lenken vom Hauptmotiv zu sehr ab. Eine Fokussierung ist so nicht möglich. Bei dynamischen Motiven kommt das Problem des trotz Sigma-Adapters immer noch trägen Autofokus hinzu. Der ist schlicht nicht für schnelle Autos gemacht. Dafür kann das Objektiv aber nichts. Da hilft dann nur noch mitziehen. Aber auch hier bleiben die Ergebnisse (auch nach einer längeren Übungsphase) weit hinter den eigenen Vorstellungen zurück. Da erweist es sich dann als sinnvoller, die Leute am Rand der Rennstrecke mit der Kamera zu beobachten.

Nach acht Stunden auf der Veranstaltung und ein paar hundert Bildern lässt sich ein erstes Fazit ziehen: Wer auf einer Reportage nicht unnötig Material herumschleppen will, ist mit diesem Objektiv sehr gut bedient: Die Bildqualität ist hervorragend und der Brennweitenbereich erschlägt die typischen Anwendungsszenarien. Einschränken muss man: Für dramatische Weitwinkel-Effekte ist die Spanne allerdings ebensowenig ausgelegt wie für die Tele-Erfordernisse der Sportfotografie. Aber das kann man mit etwas Erfahrung auch ohne Praxistest einschätzen. Was man nicht unbedingt vorab wissen kann, das ist die Autofokus-Verlangsamung, wenn man das Tamron 35-150mm f/2.8-4 nicht an eine Canon-DSLR scharrt, sondern an eine andere – dafür nicht vorgesehene – Kamera adaptiert.

Mit dem Tamron 35-150mm f/2.8-4 auf Reportage – zurück zur Ausgangsthese: Hätte ich mich bei dieser Reportage auf ein oder zwei Festbrennweiten beschränkt, wären einige Bilder sicher nicht entstanden. Und die, die ich ohne Zoom so aufgenommen hätte, wären vermutlich nicht besser geworden. Vielleicht freunde ich mich doch mal wieder mit Zoomobjektiven an – zumindest für Reportagen.

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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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