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Mit dem Tamron 35-150mm f/2.8-4 auf Reportage

Steile These vorweg: Superzooms sind für Amateure, richtig gute Bilder macht man nur mit Festbrennweiten. Okay, die These ist natürlich schwachsinnig. Ob ein Bild gut ist, hängt nicht vom verwendeten Objektiv ab. Aber dennoch: Im Lauf der Jahre hat sich bei mir so etwas wie eine Abneigung gegen Zoom-Objektive entwickelt. Das hat weniger mit den Zooms als mit meiner Faulheit zu tun. Arbeite ich mit einer Festbrennweite, muss ich mich bewegen. Ich muss auf das Motiv zugehen oder mich davon weg bewegen, damit es ins Bild passt. Das verschafft mir Zeit, über den richtigen Standpunkt nachzudenken. Ich probiere automatisch herum, verändere eher mal die Perspektive. Bewege ich mich auch noch etwas mehr nach rechts oder nach links? Beim Zoomobjektiv ist das anders: Ich stelle ich mich meist an eine Stelle, passe kurz den Bildausschnitt an und drücke den Auslöser. Dann geht es weiter zum nächsten Bild. Am Ende kommen, wenn ich ein Zoomobjektiv vor meine Kamera geschraubt hatte, einerseits viel mehr und andererseits viel mittelmäßigere Bilder heraus, als bei der künstlichen Einschränkung auf einen fixierten Bildwinkel. Das sind natürlich nur meine Erfahrungen. Doch haben mir auch schon viele andere Fotografen von solchen Selbstbeobachtungen berichtet. Und es ist die Beobachtung aus der Luxus-Perspektive eines Amateurs. Ich muss keine Bilder von irgendetwas machen, sondern ich mache die Bilder, die ich machen will. Also meistens zumindest.

Mit dem Tamron 35-150mm f/2.8-4 auf Reportage

Aber manchmal kommt es anders. Kürzlich hatte ich mich beim »Race 61« akkreditiert. Das ist eine Veranstaltung in Brandenburg, auf der sich Leute mit Benzin im Blut treffen. Sie fahren auf dem Gelände eines Flugzeugmuseums mit ihren alten US-Cars um die Wette. Aber nicht so ein richtiges Rennen mit einer kilometerlangen Strecke, sondern ein ganz kurzes, nur 400 Meter lang. Eigentlich beschleunigen sie ihre Autos einfach nur ein paar Sekunden, denn dann ist die Viertelmeile auch schon wieder zu Ende. Damit man eine Vorstellung davon bekommt, was da passiert, habe ich mal ein kleines Video von einem typischen Rennen hochgeladen.

Video: Die Viertelmeile

Wenn man als Pressevertreter zu so einer Veranstaltung geht, müssen an Ende auch ein paar vorzeigbare Bilder herauskommen. Die sollten natürlich irgendwo erscheinen und – ganz wichtig, der Veranstalter ist meist sehr dankbar für Gratis-Material, das er anschließend frei verwenden kann. So etwas sichert die nächste Akkreditierung. Damit hat sich aber die Foto-Amateur-Luxusperspektive dann auch bis zu einem gewissen Grad in Luft aufgelöst.

Ich dachte ein paar Tage darüber nach, welches Objektiv unbedingt dabei sein müsste, und welches besser nicht, und welche Objektive ich an dem Tag in welcher Tasche mit mir herumschleppen würde. Alles eine sehr theoretische Angelegenheit. Ich kannte zwar das Gelände, aber nicht die Veranstaltung. Reicht ein 135er aus oder ist das noch schwerere 180er umumgänglich? Soll das 14er mit, oder tut es das etwas leichtere 24er? Und dazwischen? 35er, 50er und 85er? Oder 50er und 105er? Vielleicht noch ein Makro zur Sicherheit? Dann wären wir bei ungefähr sechs Kilo nur an Objektiven. Sollen die alle in die große Schultertasche oder lieber in ein paar Köcher am Gürtel plus einem kleinem Rucksack? Werden es wirklich 30 Grad mit Sonne wie die Wetter-App meint? Fragen über Fragen.

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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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