Migrationsprobleme
Nein, es geht nicht um Silvester und überhaupt nicht um Politik, sondern nur um den kleinen Computerärger zwischendurch.
Mein alter iMac war in die Jahre gekommen. Er funktionierte zwar noch, sieht man davon ab, dass sein SD-Kartensteckplatz vor zwei Jahren angefangen hatte, das Dateisystem eingesteckter Karten zu zerstören, so dass ich einen externen Kartenleser nutzen musste – aber andererseits haben neue iMacs sowieso keinen integrierten Kartensteckplatz mehr, weshalb ich ihm allein deshalb nicht sein Gnadenbrot verweigern mochte. Geschwindigkeitsmäßig entsprach er nicht mehr dem Stand der Technik, aber hey, ich bin selbst nicht mehr der Jüngste. Der Knackpunkt war dann aber, dass er mit macOS Catalina am Ende seiner Betriebssystemkompatibilität angekommen war, und immer mehr Anwendungen neuere macOS-Versionen voraussetzten. Als auch die neueste Lightroom-Classic-Version auf einem neueren Betriebssystem bestand, war klar, dass ein neuer iMac her musste. Ich bestellte also vor Weihnachten einmal iMac 24 Zoll (in Blau – Apple ist ja in letzter Zeit wieder farbenfroher geworden) mit 16 GB RAM und 1 TB SSD, und am letzten Sonnabend konnte ich ihn beim Händler abholen.
Meine Hoffnung, am Wochenende einen fliegenden Wechsel vom alten auf den neuen Mac hinzulegen, zerstob allerdings schnell. Nun muss ich dazu sagen, dass die Migration aller Programme, Daten und Einstellungen von alten zu neuen Geräten bei Apple normalerweise absolut smooth verläuft. Einem neuen iPhone zeigt man seinen Vorgänger und legt es daneben, und nach kurzer Zeit ist die Migration abgeschlossen und man hat alles, was auf dem alten iPhone gespeichert war, auch auf dem neuen. Oder jedenfalls fast alles: Impfzertifikate werden nicht immer übertragen, warum auch immer.
Auch Macs lassen sich per Kabel oder drahtlos koppeln, um alle oder ausgewählte Inhalte vom alten auf den neuen Computer zu übertragen. Ein bisschen komplexer ist die Sache aber schon, wohl weil man Computer meist länger als Smartphones nutzt und sich die Schnittstellen über die Jahre öfter ändern. Früher hatten Macs Firewire-400-Anschlüsse (noch früher SCSI, aber da bewegen wir uns schon auf einem Gebiet, das an „Opa erzählt vom Krieg“ erinnert), abgelöst vom abwärtskompatiblen Firewire-800 (schneller, aber mit anderem Anschluss), dann Thunderbolt 1 und 2 (anderer Anschluss, klar), das schließlich als abwärtskompatibles Thunderbolt 3 und 4 mit USB-C vereinigt wurde (also wieder ein neuer Anschluss). Am alten iMac hingen zwei Firewire-800-Platten über einen Firewire-800-auf-Thunderbolt-2-Adapter, aber der neue iMac hat nur USB-C/Thunderbolt 4. Kein Problem, dachte ich, und ließ mir vom Händler gleich noch einen Thunderbolt-2-auf-3-Adapter beilegen. Gibt es so nur von Apple und kostet rund 50 Euro, sollte aber alle Arten von Daten in beide Richtungen umwandeln können. Damit konnte ich meine beiden externen 3-TB-Platten über zwei Adapter am neuen Computer anschließen und hätte ohne weiteres Zutun sofort wieder Zugriff auf meine extern gespeicherten Daten; nur der Inhalt der internen Platte wäre zu migrieren.
Ich koppelte also beide Macs per Ethernet und WLAN; für eine Thunderbolt-Kopplung hätte ich noch ein Thunderbolt-2-Kabel benötigt, das mir jedoch in meiner Sammlung fehlte. Nun noch Apples Migrationsassistenten auf beiden Macs öffnen, auswählen, was übertragen werden soll, und abwarten, bis er fertig ist. Über das Netzwerk kann so etwas schon mal Stunden dauern, aber schließlich war Wochenende. Bloß: Es war keine Sache von Stunden. Nach ein paar Tausend kopierten Dateien passierte gar nichts mehr, außer dass der Migrationsassistent die Abschätzung der noch benötigten Zeit stetig höher schraubte. Also Abbruch, noch einmal die Verbindung überprüft, und ein neuer Versuch. Diesmal ging es ein Stückchen weiter, aber dann war erneut Schluss. Seltsamerweise gab es keinen Time-out, der dem Migrationsassistenten signalisiert hätte, dass tatsächlich schon seit Stunden gar nichts mehr kopiert wurde – die Anwendung merkte nichts und drehte fröhlich weiter Däumchen.
Aber es gab ja noch eine Option, nämlich die Migration von einem mit Apples Time Machine erstellten Backup der internen Platte, und so einen hatte ich auf einer meiner externen Platten (daneben macht Carbon Copy Cloner Backups auf einem NAS). Also ein neuer Versuch; ich wählte aus, welche Teile des Backups übertragen werden sollten, aber als es damit vermeintlich losging, drehte der Migrationsassistent wieder nur Däumchen und kam nicht einmal über den Punkt hinaus, an dem er die zu übertragenden Dateien suchte. Erneut realisierte die Anwendung auch nicht, dass überhaupt nichts mehr passierte.
Damit blieb nur noch eine Möglichkeit, nämlich die Migration von Hand, mehr oder weniger Datei für Datei. Das war natürlich aufwendig und auch fehleranfällig, aber es half ja nichts. Stunden später (und Tage nach dem Kauf) hatte ich endlich einen benutzbaren neuen iMac, der so ziemlich alles tat, was der alte getan hatte, nur schneller und besser.
Doch das war noch nicht das Ende der Geschichte. Ich wollte ja mit meinen auf einer der externen 3-TB-Platten gespeicherten Daten weiterarbeiten, was aber daran scheiterte, dass ich von der Platte zwar lesen konnte, jedoch nicht schreiben. Ich musste Daten erst auf das interne Volume kopieren, bevor ich sie bearbeiten konnte, und das war ja nicht Sinn der Sache, zumal gut 2 TB Daten nun mal nicht auf eine schon mehr als halb gefüllte 1-TB-SSD passen. Auch Time-Machine-Backups auf der zweiten externen Platte fielen damit flach.
Woran liegt’s? Sind es die Benutzerrechte (die aber durchaus stimmig erscheinen) auf den Platten, ist es die Schnittstelle (oder die Adapter), oder wäre dem neuen iMac ein anderes Dateisystem genehmer? Das muss ich noch herausfinden. Neue externe Platten werden wohl sowieso nötig sein, denn 3 TB dürften in absehbarer Zeit nicht mehr reichen. Aber wären dann gleich SSDs empfehlenswert, oder doch wieder magnetische Laufwerke? Bis ich mit dieser Migration wirklich komplett fertig bin, wird noch einige Zeit vergehen.
Nachtrag am 18. Januar 2023
Das Problem mit meinen beiden externen Festplatten konnte ich nicht lösen. Sie sind nicht etwa schreibgeschützt, denn ich konnte auch am neuen iMac beispielsweise neue Ordner darauf erzeugen, nur brach jeder Versuch, Dateien darauf zu kopieren, mit einer Fehlermeldung ab. Dabei blieb diese Fehlermeldung so unspezifisch, dass sie sich nicht einmal entscheiden mochte, ob ein Schreib- oder ein Lesefehler zum Abbruch geführt hatte.
Ich habe mir deshalb zwei neue Festplatten mit je 4 TB gekauft, was über kurz oder lang sowieso nötig geworden wäre, dazu zwei Leergehäuse mit USB-C-Anschluss, die die doppelte Adapterlösung überflüssig machen. Gehäuse und Laufwerke habe ich gestern zusammengebaut und den Inhalt der alten Platten auf die neuen kopiert. Auch die Backups mit Time Machine funktionieren nun wieder.
Apple schafft ja gerne Third Party Opportunities, indem sie alle Schnittstellen auf die Rückseite verlegen, wo sie zwar nicht das elegante Design stören, aber leider schwer erreichbar sind. Nur den Ethernet-Anschluss hat Apple in das externe Netzteil verbannt – Netzwerk und Netzteil, das gehört ja irgendwie zusammen, nicht? Also habe ich mir noch einen USB-Hub von Satechi gekauft, farblich passend in Blau, den man an die untere Kante des iMac klemmt. Nun finde ich vorne (und daher ohne blind herumfummeln zu müssen) drei USB-A-Buchsen und einen USB-C-Anschluss, dazu noch je einen Slot für SD- und Micro-SD-Karten.
Alles zusammen hat das noch einmal gut 360 Euro gekostet, aber so kann man gut arbeiten.
Hallo Michael,
du sprichst mir aus dem – keine Ahnung welches Körperteil. Jedenfall hatte und habe ich exakt die gleichen Probleme bei gleicher Ausgangssituation. Mein alter iMac ging allerdings gar nicht mehr zu starten. In der Vorweihnachtszeit. Bester Zeitpunkt also. Migrationsversuche aller Art scheiterten auch bei mir. Also alles neu. Den Schreibzugriff auf zwei der drei externen Festplatten konnte ich durch ein Häkchen bei „Festplattenvollzugriff“ ermöglichen. Die dritte Platte weigert sich. Die ist ja auch von TB3 über TB2 auf FW800 adaptiert 🙄. Mein altes Eizo-Display lässt sich auch nicht über den USB-C Anschluss betreiben. Es will sich unbedingt auch einen der beiden Thunderbolts gieren. Wie auch immer, der iMac ist neu und hat ständig Probleme und Abstürze oder Hänger, sowohl mit Photoshop, Lightroom als auch Final Cut. Früher war alles besser…
Hallo,
ich habe unlängst von eine Mac Pro 2013 auf eine Mac Studio gewechselt.
Das klappte aber problemlos. Jedoch die Adobe Suite- und Microsoft Office Programme nicht emigriert sondern neu eingespielt. Alle Daten auf externen Festplatten und NAS waren problemlos zu lesen und zu schreiben.