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Mehr Auflösung mit dem Smartphone

Wie die Analysten von Counterpoint Reasearch jüngst vorausgesagt haben, könnten schon in diesem Jahr Smartphones mit 64-Megapixel-Kameras auf den Markt kommen, gefolgt von 100-Megapixel-Modellen im nächsten Jahr. Aber ein Bild mit sehr hoher Auflösung können Sie schon heute mit Ihrem Smartphone aufnehmen.

Eigentlich wollte ich heute ja über etwas ganz anderes schreiben, aber dann musste ich ein Non-Disclosure Agreement unterschreiben, und so muss diese Geschichte noch gut zwei Wochen warten. Also zurück zum Smartphone …

Die Smartphone-Fotografie ist nun schon seit einiger Zeit nicht mehr darauf beschränkt, JPEGs aufzunehmen. Mit einer dazu geeigneten App können Sie mit einigen Modellen auch im Raw-Format DNG speichern – Lightroom CC beispielsweise unterstützt dies. Diese Option nutze ich immer öfter – genau gesagt immer dann, wenn es nicht darum geht, ein Foto möglichst schnell auf Facebook zu teilen. Mit einer Entwicklung einer DNG-Datei in Lightroom lässt sich oft noch etwas mehr aus einem Bild herausholen, als es bei einem JPEG möglich wäre, aber natürlich kann man damit keine Wunder wirken. Aber Lightroom kann ja noch mehr. Ein Beispiel:

Mehr Auflösung mit dem Smartphone
Bitte weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen … Eine Brücke ist halt eine Brücke, eine von vielen in der brückenreichsten Stadt Europas.

Vor ein paar Tagen ging ich an der Alster entlang und stieß auf diese neue Brücke, die ich aus rein dokumentarischen Gründen mit dem iPhone X fotografierte – jahrelang hatte hier das Vorgängerbauwerk vor sich hin gemodert, und ich war überrascht, dass nun doch endlich eine neue Brücke gebaut worden war, bevor die alte unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbricht. Aber dann kam mir die Idee, noch etwas von der Umgebung einzufangen, und ich machte vier weitere Aufnahmen, für die ich das Smartphone schrittweise nach oben kippte, so dass sich die einzelnen Bilder überlappten.

Zuhause angekommen fand ich diese Bilder bereits in Lightroom CC auf dem iMac vor – die Synchronisierung über die Cloud hatte ihre Arbeit getan. Ich wählte alle fünf DNGs aus und rief »Foto > Zusammenfügen von Fotos > Zusammenfügen zu Panorama« auf. Die standardmäßig ausgewählte kugelförmige Projektion lieferte bereits ein gutes Ergebnis. Nach der Entwicklung des zusammengefügten DNG mit einer Optimierungen von Lichtern und Tiefen und einer Korrektur des Farbmoirés auf der Brücke erhielt ich dieses Ergebnis mit gut 25 Megapixeln:

Mehr Auflösung mit dem Smartphone
Auflösung: Eine Brücke im Wäldchen – aus fünf 12-Megapixel-Bildern ist eines mit 25 Megapixeln entstanden.

Okay, an ein paar Stellen stimmt der Anschluss nicht ganz. Mit einer dedizierten Stitching-Software wie PTGui wäre das Ergebnis vermutlich noch besser ausgefallen, aber als „schnelle & schmutzige“ Lösung funktioniert diese Methode ganz gut. Der Workflow könnte noch schneller sein, wenn man die DNGs schon auf dem Smartphone zusammensetzen könnte, aber bislang beherrscht das nur die Desktop-Version von Lightroom (Classic) CC. Dank der Cloud-Synchronisation geht es trotzdem fix.

Wenn Sie diese Funktion zur Auflösungssteigerung einsetzen wollen, wählen Sie bei Smartphones mit zwei oder mehr Kameramodulen zweckmäßigerweise jenes mit der längsten Brennweite – Sie verkleinern also den Bildwinkel der Einzelbildern, weil Sie das Gesamtbild dann aus um so mehr Bildern zusammensetzen können. Je nach dem Grad der Überlappung lassen sich schon mit sechs Aufnahmen leicht 50 Megapixel erreichen, und auch 100 Megapixel sind möglich – Lightroom muss dann eben länger rechnen.

Mehr Auflösung mit dem Smartphone – mehr zur Panoramafotografie mit Smartphones folgt in der DOCMA 89, die am 6. Juni 2019 erscheint.

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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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Kommentar

  1. Sehr geehrter Herr Hußmann,
    Jetzt bin ich seit fast Anfang an eifriger Leser der „Docma“, und dann schlage ich mich noch mit solch trivialen Problemen rum wie dem folgenden:
    Welche Einstellungen haben Sie gewählt, um Fotos „… zuhause angekommen … diese Bilder bereits in Lightroom CC auf dem iMac vor(zufinden) – die Synchronisierung über die Cloud hatte ihre Arbeit getan“.
    Auf meinem Powerbook tauchen die Fotos dann in „Fotos“ auf, aber dann sind sie noch nicht in Lightroom Classic, geschweige denn automatisch.
    Zusätzlich kompliziert wird die Sache, wenn ich auf meinem Windows 7 PC in Lightroom Classic weiterarbeiten will. Gibt es da auch irgendwelche geschickte Einstellungen, die die Synchronisation erledigen können?

    Für eine Hilfestellung wäre ich Ihnen sehr dankbar
    Mit freundlichen Grüßen
    U. Fellner

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