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„Malen Sie mit Pinselspitze Nummer 60.“ Halt, stop!

Sie heißt zwar ganz anders, aber darf ich vorstellen: Pinselspitze "Nummer 60".
Sie heißt zwar ganz anders, aber darf ich vorstellen: Pinselspitze „Nummer 60“.

Ich möchte in meinem heutigen Blogbeitrag nicht auf die derzeitigen schrecklichen Geschehnisse in der ganzen Welt eingehen. Auch das Thema, dass zusätzlich zu den „tatsächlich-gesicherten“ News vor allem in den sozialen Medien bewusst auch Falschmeldungen gepostet und verbreitet werden, möchte ich nicht vertiefen. Denn mir geht es nicht um die manipulative Energie der Menschen, die hinter diesen Dingen stecken, sondern um die Eigenverantwortung jedes einzelnen Menschen, der damit umgehen muss – natürlich auch in Photoshop-Dingen. Hinterfragen Sie, was Sie lesen oder hören!

Das Problem: Allzu wenige Menschen hinterfragen, was sie weitertragen.

So wird dann mal nebenbei gehörter Quatsch und Unfug munter weiterverbreitet. Zum Glück ist das im Falle von Computer, Photoshop & Co. nicht weiter schlimm (sondern oft nur lustig), aber das Prinzip ist das Gleiche.

Strange


Zum Beispiel höre ich immer wieder in Tutorials, wie die Strg-Taste (englisch: Control) fälschlicherweise als „String“-, „Strong“- oder sogar „Strange“ ausgesprochen wird. Dabei ist es einfach eine Eindampfung von „Steuerung“. Es ist aber witzig, wie sich diese Bezeichnungen von einen auf den nächsten Präsenter bei Youtube übertragen.

Pinsel Nr. XY


Ein anderes Beispiel betrifft direkt Photoshop – und diesen Fehler machen nicht nur Anfänger, sondern wenn Sie einmal darauf achten, dann stoßen Sie auf dieses Missverständnis bei vielen langjährigen Photoshop-Profis, bei Photoshop-Trainern und selbst in redigierten Buchveröffentlichungen.

Es geht um die Pinselspitzen-„Nummer“ … Oft heißt es in entsprechenden Tutorials dann in etwa so „Nehmen Sie nun die vorinstallierte Pinselspitze mit der Nummer 60 und malen Sie …“ und so weiter.

Gut, ich erinnere mich, wie ich mich bei meinen ersten Kontakten mit Photoshop über die komische Nummerierung der Pinselspitzen-Vorgaben wunderte. Warum zählt diese nicht gleichmäßig hoch?

Ganz einfach: Diese Zahl ist keine Nummerierung. Sie zeigt die Größe der Pinselspitze in Pixeln, und zwar die Originalgröße, mit der diese Pinselspitze angelegt worden ist (um genau zu sein: bei Pixel-Pinselspitzen; alles über die vier in Photoshop vorhandenen Pinselspitzen-Arten erfahren Sie in DOCMA 58, ab Seite 24).

Verändern Sie diese voreingestellte Pinselgröße, mindern Sie also die Qualität des Pinsel-Striches. Das kann zwar gewollt sein – aber dafür müssen Sie sich dieser Tatsache bewusst sein.

Und auch wenn jeder weiß, welche Pinselspitze gemeint sein könnte, verwirrt es einen lernenden Leser/Zuhörer doch nur, wenn man hier von einer „Pinselspitzennummer“ spricht (außerdem klingt das in manchen Köpfen zusätzlich auch noch etwas schlüpfrig 😉 ). Gerade wer Photoshop unterrichtet, sollte also wissen, wovon er spricht.

Darüber hinaus haben die vorinstallierten Pinsel-Spitzen tatsächlich einen Namen. Diesen können Sie einblenden, indem Sie im Menü der »Pinselvorgaben«-Palette in einen der Listen-Modi umschalten. Tipp: Praktischer ist aus meiner Sicht aber oft »Miniatur und Pinselstrich«.

Im Menü der Pinselvorgaben-Palette können Sie zwischen verschiedenen Ansichten umschalten.
Im Menü der Pinselvorgaben-Palette können Sie zwischen verschiedenen Ansichten umschalten.
Liste
Hier erfahren Sie nun den tatsächlichen Namen der Pinselspitze und die Bedeutung der Zahl 60: „Kreide 60 Pixel“.

Also, bleiben Sie munter und … kritisch. Glauben Sie nicht ohne Prüfung blind jeden Quatsch, der Ihnen – wenn auch noch so überzeugend – aufgetischt wird. Hinterfragen Sie, was Sie lesen/hören – vor allem, wenn Sie vorhaben, das neue „Wissen“ weiterzutragen. Und das gilt natürlich nicht nur für Photoshop.

Ihr Olaf Giermann

Olaf Giermann
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Olaf Giermann

Olaf Giermann gilt heute mit 20 Jahren Photoshop-Erfahrung sprichwörtlich als das »Photoshop-Lexikon« im deutschsprachigen Raum und teilt sein Wissen in DOCMA, in Video­kursen und in Seminaren.

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