Jeannette „Schnette“ Woitzik verstorben
Die meisten von uns kannten sie unter ihrem Pseudonym: Schnette. Wie viele kreative Autodidakten war ihre fotografische Arbeit zu Beginn die Dokumentation ihrer Lebenswelt, doch bald schon mischte sie ihre reiche, grenzenlose Phantasie in ihre Bilder.
Schnette entdeckte Photoshop 2009 für sich und erschuf Bildwelten, die einen tiefen Einblick in ihre Seele geben. Schon 2010 gewann sie den Hauptpreis des Photoshop Design Contest. Ihr Spiel mit Perspektive, das oft weite Landschaften zeigt, offenbart eine Sehnsucht nach Geborgenheit, aber auch die Fähigkeit, Gefühle durch Bilder an andere Menschen zu übertragen. Sie erschuf surreal anmutende Farbstimmungen, lange bevor „Colorgrading“ ein fester Begriff in der Fotografenwelt wurde.
Eine treibende Kraft hinter ihren Bildmontagen war ihr Beruf als Heilerziehungspflegerin. Im Umgang mit den ihr anvertrauten, besonderen Menschen entstanden wohl auch die Keimzellen ihrer Ideen, die dann und wann zu Bildern reiften. Die verwendeten Symbole – Wolken, Pilze, ineinander verschlungene Luftballons, versiegelte Briefe, aber auch Mauern aus Vorhangstoff oder Brücken zum anderen Ufer wirkten niemals kitschig, sondern stets zart, gleichzeitig nah und doch auch unerreichbar fern. Eine Seelenwelt. Schnettes Seelenwelt.
Viele Onlinemedien und Fotomagazine, darunter die DOCMA, zeigten Schnettes Bilder. Auch in kommerzieller Hinsicht war sie erfolgreich, sie erschuf eine Reihe von Buchcover und lizensierte Motive für die Werbung. Ihre Bild gewordene Poesie ließ niemanden unberührt. Jeannette Woitzik ist am 23. Dezember 2023 nach langer Krankheit gestorben.
Eine Vorstellung ihrer Arbeiten
Erschienen in DOCMA 36 (2010)