Fujifilm erweitert das GFX-Mittelformatsystem um eine 100-Megapixel-Kamera, die technisch auf der GFX100 basiert, aber kompakter und deutlich leichter ist als das Schwestermodell. Zudem ist sie mit einem Preis von 6000 Euro wesentlich günstiger als die 11000 Euro teure GFX100. Die neue Kamera wiegt inklusive Akku und Speicherkarte nur 900 Gramm, die GFX100 dagegen 1400 Gramm (inklusive zwei Akkus und Speicherkarte sowie abnehmbarem Sucher). Möglich wurde dies durch eine neue IBIS-Einheit, einen überarbeiteten Verschlussmechanismus sowie einen kleineren, aber leistungsfähigen Lithium-Ionen-Akku.
Im Vergleich zur GFX100 ist die IBIS-Einheit der GFX100S rund 20 Prozent kleiner und 10 Prozent leichter, kompensiert jedoch mit 6 EV-Stufen 0,5 EV-Stufen mehr. An der Kamerarückseite ist ein 3,2 Zoll-Touchscreen mit 2,36 Millionen Bildpunkten verbaut. Das Display ist um 90 Grad nach oben, 45 Grad nach unten und 60 Grad nach rechts schwenkbar. Auf der Kameraschulter befindet sich außerdem ein sekundäres LC-Display, das als Informationsanzeige dient. Hinzugekommen ist ein Modus-Wahlrad links neben dem Sucher.
Der Sensor
Es bleibt bei dem 43,8 mm × 32,9 mm großen, rückwärtig belichteten Sensor, dem X-Prozessor 4, dem 5-Achsen-Bildstabilisator und der 4K-Videofunktion. Der Sucher der GFX100S ist dagegen fest verbaut und bietet mit 3,69 Millionen Bildpunkten eine geringere Auflösung als der elektronische Sucher der GFX100 mit seinen 5,76 Millionen Punkten.
Fast die gesamte Fläche des Bildsensors der GFX100S ist mit Phasen-AF-Pixeln bestückt. Die Kamera stellt selbst bei geringer Helligkeit von –5,5 EV bis zu 0,18 Sekunden schnell auf das Motiv scharf, bei Bedarf mit Gesichts- und Augenerkennung.
Verfügbarkeit
Die Fujifilm GFX100S soll Ende Februar 2021 verfügbar sein. Optional bietet Fujifilm den Handgriff MHG-GFX S zum Preis von 150 Euro an, der die Handhabung der Kamera in Verbindung mit größeren Objektiven verbessert.
Kommentar
6000 Euro für eine Kamera? Das ist auf den ersten Blick kein Schnäppchen. Oder doch? Schaut man genauer hin, könnte sich diese Einschätzung leicht ändern. Seit der Kameramarkt schwächelt, ziehen die Vollformat-Anbieter die Preise gnadenlos an. Konnte man früher eine DSLR mit Kleinbild-großem Sensor schon mal für 1000 Euro bekommen, haben sich Einstiegspreise zuletzt fast verdoppelt – sofern man auf aktuelle Technik Wert legt. Gerade vorgestern hat Sony einen neuen Premium-Vollformat-Body für über 7000 Euro vorgestellt. Was daran für Fotografen so toll sein soll, vermittelt sich nicht auf den ersten Blick. Auch nicht unbedingt auf den zweiten. Das ist bei der GFX 100S anders: Zum einen waren Mittelformat-Kameras fast aller anderen Hersteller lange sehr, sehr viel teurer. Die GFX 100S markiert hier eher die untere Preismarke.
Hier muss man – ganz Mittelformat-untypisch – auch nicht auf Komfort verzichten: Es gibt für die 102 Megapixel eine Bildstabilisierung – eigentlich ein Muss bei Pixelgrößen unter 6 µm2, aber dennoch längst nicht selbstverständlich. Die GFX100S bietet einen Sensorflächen-deckenden Autofokus, Eye-Tracking, relativ handliche Abmaße und ein eher DSLR-typisches Gewicht. Das in Summe ist fürs Mittelformat nahezu revolutionär. Man darf also mehr als gespannt sein, wie die Kamera ihre Versprechungen in der Praxis einlöst.
Fujifilm GFX100S
Die Fakten im Überblick
- 102 Megapixel Sensor mit großformatiger Diagonale (55 mm)
- X-Prozessor 4
- Integrierte Fünf-Achsen-Bildstabilisierung
- Klappbarer 8,1 cm (3,2 Zoll) Touchscreen mit 2,36 Millionen Pixeln
- Zusatzdisplay zur Einblendung von Aufnahmeinformationen
- Schneller Autofokus bis -5,5 EV
- Professionelle Videoaufnahme in 4K/30p (inkl. F-Log)
- Wi-Fi-Konnektivität und Fernsteuerung per Smartphone
- 19 Filmsimulationsmodi (inkl. „Nostalgisches Negativ“)
- Kompaktes Gehäuse
- 900 Gramm leicht
- UVP: 5.999,– Euro
- Verfügbar: ab Ende Februar 2021
Die Bildqualität der GFX100 ist tatsächlich atemberaubend, wenn die GFX100S der gleichkommt, ist sie sicherlich eine Wunschkamera. Auch wenn man jedenfalls zumindest einen Ersatzakku benötigt, finde ich besonders die optional erhältliche Bodenplatte mit dem Profil für Standard-Schnellkupplungen. Bei allen mir bekannten Vollformatkameras haben selbst die großen Wechselplatten nur eine recht kleine Auflagefläche, und schon gar keine, die an die Form des Kamerabodens angepasst ist. Eine Bodenplatte des Herstellers für ein Kameramodell könnte für eine Fixierung und Stabilität von schweren Systemen sorgen, die mir nicht nur bei spiegellosen und DSLR Systemen sehr abgeht.
Übrigens kann man mit der GFX100S im Pixel-Shift-Modus auch Bilder mit 400 Megapixeln aufnehmen. Kamera und Motiv dürfen sich bloß nicht bewegen, während die 16 Bilder mit einem um jeweils eine halbe Pixelbreite verschobenen Sensor aufgenommen werden. Aber das ist bei einer Sony Alpha ja nicht anders.