Influencer im Interview: Sina Collins
Influencer: Sie sind die Stars der sozialen Medien. Die Werbewirtschaft liegt ihnen zu Füßen, denn sie üben eine große Faszination auf tausende, zehntausende, hunderttausende und manchmal auch mehrere Millionen Fans und Follower aus. Doch wer sind diese Menschen? Extrovertierte Stars? Oder unscheinbare Experten, im Web große Erfolge feiern, doch im realen Leben kaum auffallen? In jedem Fall sind sie ein Phänomen, mit dem wir uns bei DOCMA in Zukunft stärker beschäftigen werden. Dabei geht es uns vor allem um Kreative (neudeutsch „Creators“), die mit ihren Bildern in der digitalen Medien-Welt erfolgreich sind.
Zur Person: Sina Collins – Influencer
Unsere Interviewpartnerin ist dieses Mal Sina Collins aus Berlin, die Photoshop schon mit zwölf Jahren kennen gelernt hat und es in der Pixelschubserei als ihrem „liebsten Hobby“ bis zum Abitur zur Meisterschaft brachte. Danach orientierte sie sich um, arbeitete als Stylistin und „alternatives“ Fotomodel. Ihre Ausbildung zur Diplom-Grafikdesignerin finanzierte sie anschließend wieder mit ihrem Photoshop-Knowhow, das sie für Retusche-Jobs einsetzen konnte. Seit 2016 arbeitet Sina als VFX (Visual Effects)-Artist / Motion Designerin fest für eine Filmfirma und frei für Musik-Video-Produktionen.
Motto:
»Machen, dass es gut aussieht«
DOCMA: Sina, du bist schon seit einigen Jahren als Influencer im Geschäft, hast zum Beispiel für Adobe die Road2MAX in den USA begleitet, warst Speakerin auf der Photokina und man kennt Dich wegen Deiner originellen Artworks, in denen oft Schuhe im Mittelpunkt stehen. Wie hat Deine Influencer-Karriere begonnen?
Sina: Eigentlich eher etwas unfreiwillig. 2013 habe ich mir einen privaten Facebook-Account eingerichtet und habe dann angefangen, über meine Leidenschaft, Klamotten und Kostüme sowie dazu passende Stylings kreieren, zu posten. Und dann hat einer meiner Freunde mir eine Fan-Page angelegt, sie mit Kopien meiner eigentlich privater Posts „gefüttert“ und mir erst übergeben, als knapp 1.000 Follower zusammen gekommen waren.
Wie hat sie sich weiterentwickelt?
Diese ersten 1.000 Follower haben meinen Ehrgeiz angestachelt und ich fing an, meinen Account etwas strategischer zu positionieren. Nach einem Jahr täglicher – englischsprachiger – Postings über meine gerade aktuellen Projekte hatten sich 15.000 Fans angesammelt. Inzwischen sind es dort noch immer knapp 45.000, auch wenn ich schon seit etwa einem Jahr nichts mehr auf dem Kanal gepostet habe.
Das sind ganz beachtliche Zahlen. Konntest Du damit schon Geld verdienen?
Schon bei rund 20.000 Facebook-Fans kamen die ersten Kooperationsanfragen, und Firmen gaben mir jede Menge Produkte zum „Testen“. Das war ganz natürlich erstmal schön. Aber ich hatte nach dem Ausprobieren den dazwischen geschalteten Agenturen erklärt, dass mir ein Produkt aus diesem oder jenem Grund nicht gefiel. Ich fand es dann fairer, das Produkt lieber gar nicht als negativ zu erwähnen.
Eine so ehrliche Reaktion stieß allerdings nur selten auf Wohlwollen. Nach mehreren derartigen Erfahrungen beschloss ich, solche Kooperationen besser zu meiden. Ich wollte mir einfach nicht immer die Frage stellen müssen: Was darf ich sagen, was besser nicht? Was könnte später ein Problem werden? Statt auf eine Karriere als Influencerin konzentrierte ich mich lieber auf meine berufliche Zukunft als Kommunikationsdesignerin.
War das der Grund, warum Du Dein Engagement heruntergefahren hast?
Nein, das war eigentlich nur eine Begleiterscheinung. Durch meine berufliche Entwicklung habe ich angefangen, eher meine Arbeiten zu zeigen und weniger Modelaufnahmen von mir. Das hat natürlich auch deutlich weniger Response generiert. Die Like-Zahlen verringerten sich. Ich konnte daran sehen, dass sich bei mir etwas verändert hatte und ich nun einfach auch anders wahrgenommen werden wollte.
Hast Du Deine berufliche Social-Media-Existenz dann einschlafen lassen?
Ein wenig schon. Ich habe zunächst meine Arbeiten auf Behance mit Leuten geteilt, die damit mehr anfangen können. Aber dort ist es wirklich schwierig, gesehen zu werden und wenn man sonst so große Zahlen gewohnt ist, sind die Reichweiten dort wenig motivierend.
Dann hatte ich auch noch einen persönlichen Blog als so eine Art gesellschaftskritisches Tagebuch geführt, der hatte zu seinen besten Zeiten monatlich etwa 100.000 Zugriffe. Das hat mir auch mehr bedeutet als die Facebook-Fanpage. Schreiben war schon immer eine große Leidenschaft von mir, und ich habe mich gefreut, wenn sich Kommentare auf das bezogen haben, was ich denke und wie ich es ausdrücke.
Aber auch dort habe ich mir oft die Frage gestellt, wie ehrlich ich schreiben darf. Also ohne dass es mir später vielleicht einmal in beruflicher Hinsicht schaden könnte. Leider habe ich mich damals auch noch überhaupt nicht mit dem Thema Security ausgekannt. Ich merkte erst nach dem Serverumzug, dass das Backup aufgrund vorheriger DDOS Attacken unvollständig war. Das hat mich ziemlich mitgenommen, denn in dem Blog hat viel Herzblut von mir gesteckt und ich habe ihn danach nicht mehr fortführen wollen.
Seit eineinhalb Jahren ist für mich Instagram der wichtigste Kanal geworden. Aber ich nutze die Plattform auch eher als Medium zu meiner persönlichen Freude. Es ist das einzige Profil von mir, wo ich wirklich sowohl mein privates Leben, meine Arbeiten als auch meine Ansichten teile.
Ich wollte mein Instagram eigentlich immer eher bedeckt halten, doch auch dort haben sich inzwischen wieder über 10.000 Subscriber angesammelt. Für meine Arbeit habe ich aber natürlich auch noch eine eigene Webseite, auf der man aktuelle Projekte und Show-Reels meiner filmischen Arbeiten sehen kann.
Wir bedanken uns für das Gespräch