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Horror-Retusche und Leistenbruch

Horror-Retusche
Horror-Retusche – Doc Baumann zeigt, wie es geht / Selbstporträt: Doc Baumann

Eine Leseranfrage zum Thema Horror-Retusche war der Anlass zum folgenden kleinen Tutorial von Doc Baumann, das auch Fotografen ganz ohne Photoshop-Erfahrung leicht umsetzen können. Danach klärt er Sie über die Hintergründe seines durch einen Leser verursachten Leistenbruchs auf und äußert sich abschließend zum Thema Fake News.

„Lieber Doc Baumann“, schrieb mir Gerhard Nolte in einer Leser-Mail. „Ich möchte ein Porträt von mir so bearbeiten, dass ich es als Horror-Retusche für eine entsprechende Darstellung verwenden kann. Am besten wäre es, wenn ich dann aussehen würde wie ein bösartiger Chinese, etwa so wie in den alten Dr. Fu-Man-Chu-Filmen. Ist das sehr aufwendig?“

Nein, lieber Gerhard, das können Sie sogar ganz ohne jede Kenntnis von Bildbearbeitung im Allgemeinen und Photoshop im Besonderen realisieren. Ich habe es Ihnen – siehe Foto oben – mal vorgemacht: Alles, was Sie dazu benötigen, ist ein Medikament mit starken Nebenwirkungen, von dem Sie garantiert so etwas wie Ausschläge, Nesselsucht oder Ähnliches bekommen – das erspart die ganze mühsame Horror-Retusche, die man sonst vielleicht mit dem Verflüssigen-Filter umsetzen würde. Bei mir hat das sehr schön geklappt, und neben den zahllosen roten Pusteln am ganzen Körper hatte ich das Glück, dass sich mein Gesicht aufblähte und meine Augenlider so zuschwollen, dass prompt die von Ihnen erwünschte Horror-Wirkung eingetreten ist. Ich kann allerdings zu meinem Bedauern nicht garantieren, dass das Medikament, das sich in meinem Falle als so erfolgreich erwiesen hat, bei Ihnen genauso wirkungsvoll anschlägt. Notfalls müssen Sie halt ein wenig experimentieren.


Horror-Retusche zum Leistenbruch


In der letzten Woche hatte ich an dieser Stelle von einem bemerkenswerten Gespräch mit meinem Bettnachbarn im Krankenhaus berichtet – allerdings nicht erwähnt, warum es mich dorthin verschlagen hatte. Nachdem ich nun so viele Gute-Besserung-Wünsche von Ihnen erhalten haben, will ich Ihnen diesen Anlass nicht vorenthalten.

Es ist einige Wochen her, da konnten Sie hier einen Text von mir zum Thema „Staatliche Fürsorgepflicht: Schlechteres Leben – verbotenes Sterben“ lesen. Da es sich dabei ersichtlich nicht um Photoshop drehte, dauerte es nicht lange, bis sich ein Kommentator zu Wort meldete und schrieb: „Jetzt macht ihr als Politikversteher  🙂 Schuster, bleib bei …“ So was in der Art schreibt er jedes Mal aus gegebenem Anlass, insofern war es nicht weiter überraschend. Nur diesmal hatte er weggelassen, bei was ich denn gefälligst bleiben sollte.

Ich wusste natürlich, welche Wörter er nicht geschrieben hatte, und ging hart mit mir ins Gericht. Sehr hart. War ich tatsächlich schon wieder nicht bei meinen Leisten geblieben? Hatte ich …

Da, ein heftiges Krachen, ein scharfer Schmerz! Ich fasste erschreckt an meinen Bauch und ertastete eine ungewohnte, dicke Wölbung über dem Oberschenkel. Ich ahnte, was ich mir da eingefangen hatte, und mein Hausarzt bestätigte es mir am nächsten Morgen: Meine Leiste war gebrochen! Das sollte mir und allen, die nicht bei ihren Leisten bleiben wollen, eine Warnung fürs Leben sein! So kann es einem ergehen, wenn man nicht auf mahnende Worte hören will.

Ich habe Ihnen mal visualisiert, wie ein solcher Leistenbruch ungefähr aussieht. Diese Horror-Retusche ist zwar nicht in allen Details naturgetreu – aber so ähnlich können Sie sich den Anblick einer gebrochenen Leiste vorstellen.

Horror-Retusche
Horror-Retusche: So ähnlich sieht es aus, wenn es zu einem Leistenbruch kommt. / Foto und Montage: Doc Baumann

Noch ein paar Anmerkungen vom Thema Fake News


Damit mir nun niemand unterstellen kann, ich würde hier ja ständig Fake News verbreiten, noch ein paar Anmerkungen:

Es ist wahr und richtig, dass ich kürzlich einen Leistenbruch erlitten hatte und dieser vor knapp zwei Wochen im Krankenhaus operiert wurde; das versichere ich hier an Eides Statt. Wahr und richtig ist außerdem, dass ich als Bettnachbarn einen älteren Herrn mit Schnauzbart hatte.

Die Geschichte zum Hintergrund der angeblichen georgischen Redensart  „Ohne Igel an den Orgeln keine Orgien in Georgien“ und mein Gespräch mit Herrn Suliko ist allerdings von vorn bis hinten erfunden (wenn es auch ein paar Details gibt, die stimmen). Wer den Text bis zum Ende gelesen und dabei den Link im letzten Satz angeklickt hatte, landete bei der Zeitung taz und ihrem „Unterbringwettbewerb“, bei dem es darum geht, eben jenen seltsamen Satz in einem Text unterzubringen. (Als ich den Namen dieses Wettbewerbs zum ersten Male las, dachte ich zunächst, es ginge darum, wer die meisten Flüchtlinge in seiner Wohnung beherbergt.) Mir kam sofort eine passende Hintergrund-Story in den Sinn; und so habe ich den Satz nicht bloß untergebracht, sondern seine – angebliche – Bedeutung und Herkunft ausgiebig erklärt. Wie schön war es, als eine Leserin auf Facebook dann sogar noch ein Foto „dieser“ Kamera beisteuerte! Dass das Beschriebene nicht so ganz astrein war, konnte man ja bereits dem Titel „Eine Revolver-Geschichte“ entnehmen – auch wenn der sich auf den beschriebenen Objektiv-Revolver zu beziehen schien.

Ganz und gar wahr und richtig ist außerdem, dass ich im Augenblick leider so aussehe wie auf dem Foto am Beginn dieses Artikels, und dass diese Horror-Retusche ganz ohne Bildbearbeitung die Folge eines Medikaments mit unangenehmen (und unerwarteten) Nebenwirkungen war. Nicht wahr ist allerdings, dass dieses kleine Tutorial oben die Reaktion auf eine Leser-Anfrage ist – die gab es natürlich nicht. Und ein Leistenbruch dürfte auch etwas anders aussehen, als ihn meine Illustration wiedergibt. In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund!

Nachtrag: Falls es Sie interessiert – einen Tag später sehe ich dank Kortison und Antihistaminen wieder halbwegs normal aus.

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Doc Baumann

Doc Baumann befasst sich vor allem mit Montagen (und ihrer Kritik) sowie mit der Entlarvung von Bildfälschungen, außerdem mit digitalen grafischen und malerischen Arbeitstechniken. Der in den Medien immer wieder als „Photoshop-Papst“ Titulierte widmet sich seit 1984 der digitalen Bildbearbeitung und schreibt seit 1988 darüber.

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