Hoffnung für den Fotohandel?
Eine Umfrage im Auftrag des Photoindustrie-Verbands macht der Branche Hoffnung: Bis zum Jahresende sollen noch etliche Kameras über die Tresen der Fotohändler gehen. Ist das Pfeifen im Walde, oder wird für den Fotohandel in der beginnenden Vorweihnachtszeit doch noch alles gut?
Heutzutage wird mehr fotografiert denn je, und dass die Jüngeren noch mehr fotografieren und filmen als die ältere Generation, könnte die Fotoindustrie hoffnungsvoll stimmen. Dummerweise greifen die meisten aber nicht mehr zu einer Kamera, denn schließlich ist das Smartphone ohnehin griffbereit und bringt ein erstaunlich leistungsfähiges Kameramodul mit. Zudem kann man seine Fotos und Filme damit ohne umständliche Datenübertragung über Messenger verschicken (oder per E-Mail, aber das ist ja oldschool) und in den sozialen Netzen teilen.
Immerhin: Laut einer aktuellen Umfrage des Photoindustrie-Verbandes (PIV) mit der GfK gibt es weiterhin ein großes Interesse an „richtigen“ Kameras. Rund 16 Prozent der Befragten erwägen, noch in diesem Jahr eine Systemkamera zu kaufen, und 15 Prozent liebäugeln mit einer Kompaktkamera. Das sind Zahlen, die der Fotohandel gerne sehen wird, denn wenn all diese Konsumwünsche realisiert werden, wären Handel und Industrie gerettet.
Anfang letzten Jahres waren die Verkaufszahlen weltweit eingebrochen, was der Corona-Pandemie zuzurechnen war; erst in der zweiten Jahreshälfte normalisierten sich die Umsätze, wenn auch auf niedrigem Niveau. Die Verkaufszahlen gehen jetzt schon seit einigen Jahren stetig zurück. Dieses Jahr entwickelte sich seit März besser, wenngleich die Verkäufe nicht mehr die Werte von 2019 erreichten. Die letzten veröffentlichten CIPA-Zahlen für die Systemkameras zeigen für Juli einen annähernden Gleichstand zwischen 2020 und 2021, aber gegenüber 2019 stellen diese Zahlen einen dramatischen Einbruch um mehr als ein Drittel dar. Bei den Kompaktkameras zeigt sich ein ähnliches Bild.
Zumindest für den Kauf einer Systemkamera ziehen viele Kunden (42 Prozent) nach wie vor das lokale Fachgeschäft dem Onlinehandel vor; bei Kompaktkameras ist deren Anteil geringer (33 Prozent) und Smartphones werden überwiegend online bestellt. Die laufende Konzentration im Fotohandel – erst vor wenigen Tagen gab die niederländische Kamera Express BV die Übernahme der Filialen der Foto Gregor Gruppe (einschließlich der wiederum vor ein paar Jahren von Foto Gregor übernommenen Wiesenhavern-Filialen) bekannt – zeigt andererseits, dass die verbliebenen Läden zu kämpfen haben. Nicht zuletzt mit den hohen Mieten in den Stadtzentren.
Hoffen wir also, dass sich die Fotointeressierten ihre Konsumwünsche so erfüllen (können), wie es die GfK-Umfrage widerspiegelt. Sonst bleibt uns irgendwann nur noch, mit jedem Kamera- und Objektivkauf die Raumflüge von Milliardären zu finanzieren.