Hallo? Wer seid Ihr?
Kürzlich haben Sie uns Ihre Meinung dazu mitgeteilt, ob Screenshots aus Photoshop hell auf dunkel oder dunkel auf hell abgedruckt werden sollten. Heute möchten wir gern von Ihnen wissen: Wie würden Sie sich in Bezug auf Ihre Arbeit mit digitalen Bildern selbst bezeichnen?
Ist es Ihnen aufgefallen? Seit einigen Ausgaben steht auf der Titelseite von DOCMA unter dem Schriftzug nicht mehr „Magazin für Bildbearbeitung“. Nur noch oben drüber „Photoshop und Lightroom“. Für wen schreiben wir überhaupt?
Diese Frage „Hallo? Wer seid Ihr?“ haben wir uns vor längerer Zeit schon einmal gestellt. Da gab es DOCMA bereits seit einigen Jahren, und das Heft wurde noch fast ausschließlich mit Beiträgen von Christoph Künne und mir gefüllt. Man sollte meinen, am Beginn eines solchen Projekts stehe die Frage: Wer ist unsere Zielgruppe? Was will und was braucht sie? Wie sprechen wir sie optimal an?
In unserem Falle war das so anders, dass jeder Marketing-Profi das wohl nur mit offenem Mund und erstaunt aufgerissenen Augen zur Kenntnis nehmen würde: Wir hatten uns – gemeinsam – diese Frage nie gestellt, sondern jeder von uns war stillschweigend und selbstverständlich davon ausgegangen, die Leserinnen und Leser interessiere das, was jeden von uns auch an digitalen Bildern fasziniert. Damals hätte man ein wenig altmodisch gesagt, dass wir das Heft nicht mit Marktanalysen, sondern mit Herzblut gegründet und realisiert haben. Es sei daran erinnert, das es seinerzeit keine andere Zeitschrift gab, die digitale Bildbearbeitung als Schwerpunktthema hatte.
Für wen also schrieben wir? Christoph Künne: Natürlich für Fotografen (digital, sofern das damals schon jemand so aufnahm – analog, schließlich hatte man seinen Fotoscanner auf dem Schreibtisch stehen). DOCMA war also ein Magazin für Menschen, die früher in der Dunkelkammer gestanden hatten und nun Photoshop zur Bildentwicklung und -optimierung einsetzten.
Doc Baumann: Natürlich für Grafiker, die nicht länger mit Stiften, Pinseln, Airbrush, Schablonen, Letraset und dergleichen arbeiten wollten, sondern diese Werkzeuge am Monitor handhabten (oder jedenfalls etwas, das Pixelspuren hinterließ, die so ähnlich aussahen). Der eindeutige Schwerpunkt war natürlich die Montage. Ich hatte mir damals den Begriff „Fotografiker“ einfallen lassen; als aktuelle Erscheinungsform der Fotomontage arbeiteten wir nicht mehr mit Schere und Kleber und passten das Ganze mit Pinsel und Spritzpistole an, sondern wir verwendeten die digitalen Werkzeuge, die das alles und viel mehr anboten.
Die erste DOCMA-Leserumfrage gab uns recht. Jedem von uns. Wir hatten etwa gleich viele Leser/innen mit dem einen wie mit dem anderen Profil. Hinzu kam, dass sich im Laufe der Jahre unser Schwerpunkt aus technischen Gründen verschob. In der Anfangszeit hatten wir in Tutorials gezeigt, wie sich aus schlechten Digitalfotos und gescannten Papierbildern mit etwas Profiwissen ansehnliche Ergebnisse machen lassen. Je besser die Digitalkameras wurden, um so weniger war das ein Thema. Die Technik war nun (nahezu) perfekt. Die Fotos waren sowieso schon gut – jetzt brauchten wir nicht mehr zu demonstrieren, wie sie noch besser, sondern wie sie individueller werden.
Wir möchten gern wissen: Hallo? Wer seid Ihr?
Für unsere inhaltliche Ausrichtung und Selbstbeschreibung ist es wichtig zu wissen: Wie sehen Sie sich selbst in Bezug auf digitale Bilder? Da gibt es ja viele Möglichkeiten: Als kreative Fotograf/innen, die aus den Bilddaten das bestmögliche Foto herausholen wollen. Oder umgekehrt als Monteure, denen die digitalen Bilder lediglich als Rohmaterial für aufwendige Montagen dienen. Als Grafiker/innen, die gestalten, zeichnen, malen, Typo einsetzen. Oder von allem ein bisschen?
Anders als bei unserer Leserumfrage vor einem Jahr, bei der uns viele von Ihnen hilfreiche Informationen für die Weiterentwicklung von DOCMA mitgeteilt haben, geht es diesmal nicht in erster Linie darum, was Sie genau tun, sondern mit welchem Begriff Sie diese Tätigkeit beschreiben – unabhängig davon, ob Sie sie nun beruflich, in der Freizeit oder teils-teils ausüben.
Ist „Bildbearbeitung“ beziehungsweise „Bildbearbeiter“ noch ein aktueller Begriff oder ein wenig überholt? Trifft „Retusche“ Ihren Umgang mit digitalen Bildern? Oder eher „Montage“? Bezeichnen Sie sich eher als „kreativer Fotograf“ oder als „digital Artist“? Oder als „Fotografiker“? Und mit welchen Worten sonst, die mir gerade nicht einfallen?
Bitte lassen Sie uns das in Ihren Kommentaren wissen. Nehmen Sie sich diese paar Sekunden Zeit. Wir danken Ihnen schon jetzt dafür.
Screenshots – dunkel oder hell?
Für die vielen DOCMA-Leser/innen, die uns Ihre Vorlieben beim Abdruck der Screenshots von Photoshop-Fenstern mitgeteilt und zum Teil begründet haben, fasse ich hier das Ergebnis einmal kurz zusammen:
Eine Mehrheit von 59% bevorzugt dunkle Schrift auf hellen Grund, bei 26% ist es andersherum: lieber hell auf dunkel. 15% ist das egal. Es gibt also eine Mehrheit für dunkle Schrift und eine starke Minderheit für helle. Unser Fazit: Da wir bisher ohnehin je nach Vorliebe der Verfasser das eine wie das andere zeigen, machen wir einfach weiter wie bisher. Das dürfte ungefähr den Anteilen für beide Varianten entsprechen und jeder ist zufrieden.
Ganz am Ende ergab sich allerdings noch eine leicht illegitime, deutliche Mehrheit für schwarz auf weiß, nämlich in einer Mail von Wolf Huber mit genau 6.662 Wiederholungen von HELLHELLHELL … Wolf Huber meint es also offensichtlich wirklich ernst mit seiner Vorliebe für hellen Grund. Allerdings kam die Mail ohne weitern Kommentar und auch in der Betreff-Zeile stand lediglich – na, kommen Sie drauf? – HELL. Ich habe dennoch Anlass zu der Vermutung, dass es um unsere Frage und nicht um Bier geht. Und dass er uns auch nicht nur Hölle wünscht …
Moin meine Damen und Herren,
ich bin seit 1983 mit Werbung beschäftigt, seit ca. 1985 selbständig. Ich arbeite seit der Version 2.5 (1992) mit Photoshop. Bildbearbeitung und Gestaltung. Ich arbeite bis heute immer mit den neuesten Versionen. An der Docma hat mir immer der innovative Umgang mit Photoshop gefallen, also Artikel, die sich mit Themen beschäftigten, die über die eigentlichen Funktionen hinaus gingen. Heute geben mir zu viele „selbsternannte Photoshopexperten“ ihren Senf darin ab. Vielen ist die Selbstdarstellung wichtiger als die redaktionellen Themen oder journalistischen Arbeitsweisen.
Hallo Doc Baumann!
Ich arbeite schon seit vielen Jahren in meinem Zweitberuf als (selbstständiger) Fotograf, anfangs noch in der Dunkelkammer. Mit aufkommender Digitalisierung wurde das Tätigkeitsfeld um die Bereiche Bildbearbeitung/Fotomontage, Grafik-Design und Web-Design erweitert. Wie immer man das Berufsbild bezeichnen mag ist sekundär. DOCMA lese ich seit Heft 1. Photoshop & Co verwende ich seit Version 3.0 bis (derzeit) CS6. Als Folge des „Kundenvertreibungs-Programms“ seitens Adobe ist ein Umstieg auf die Programme von Serif (Affinity) im Gange, dabei geht es um Grundsätzliches, nicht um monetäre Belange.
In den ersten Jahren von DOCMA las ich das Heft von vorne bis hinten. Heute ist für mich noch etwa 50% des Inhalts von Interesse, insbesondere Sprechstunde, Tutorials, technische Beiträge, News, Bildkritik, das Editorial oder allgemein gehaltene Projekte wie „Setzen Sie Ihr Auto in Szene“.
Falls der neue Heft-Untertitel „Photoshop und Lightroom“ Programm wird, steht zu befürchten, dass zu meinem großen Bedauern DOCMA für mich an Bedeutung verlieren könnte. Die frühere Zeile „Doc Baumanns Magazin für Bildbearbeitung“ klang für mich optimistischer, allumfassender und offen nach allen Seiten. Vielleicht könnte man sogar noch erweitern auf „Magazin für Bildbearbeitung und grafische Gestaltung“.
Mir fehlen die Worte. Wenn ich gefragt werde, was ich so in der Fotografie treibe, kann ich nicht mit einer treffenden kurzen Bezeichnung antworten. Ich muss mein Tun immer umständlich mit mehreren Worten erklären. Meine häufigste Antwort lautet: „Ich bin Amateurfotograf mit dem Schwerpunkt digitale Bildbearbeitung. Da ich viel mit Montagen arbeite, sind Fotos für mich eher Rohmaterial.“
In der weiteren Unterhaltung merke ich dann, dass ich auf diesem Gebiet in der Hobbyfotografie ziemlich einsam bin. Bei einschlägigen Wettbewerben für Amateure kann ich meist nur mithalten, wenn die am PC inszenierten Bilder auch in der Realität hätten inszeniert werden können. Mittlerweile finde ich aber über meinen Blog einige Gleichgesinnte.
Zusätzlich zur Bezeichnung der Tätigkeit fehlt mir eine treffende Benennung der Ergebnisse. Bei Ausstellungen treffe ich immer wieder auf Besucher, für die der Herstellungsprozess eine große Rolle spielt. Sobald sie erfahren, dass ein Foto intensiver digital bearbeitet und evtl. sogar Teile montiert wurden, sehen sie das Bild nicht mehr als Fotografie an. Weil mir das Thema immer wieder begegnet, habe ich mich damit bereits im meinem ersten Blog-Beitrag „Das hat mit Fotografie nichts mehr zu tun“ beschäftigt (http://www.w-fotografie.de/das-hat-mit-fotografie-nichts-mehr-zu-tun/).
Hallo
Wie man sich selbst im Bereich der Bildbearbeitung sieht, ist schwierig zu beantworten wenn man das als Hobby macht.
Wenn also eine mir bekannte Person hobbymäßig mit Photoshop oder anderen Progis Bilder bearbeitet, sagt er wäre Bildbearbeiter, runzle ich die Stirn. Ich bin ja auch kein Koch nur weil ich koche oder Hundetrainer nur weil ich mich mit Gleichgesinnten auf einem Platz treffe und wir gemeinsam unser Hobby ausüben. Solche Bezeichnungen überlasse ich den Profis.
Ich denke das viele Leute sich und ihre bearbeiteten Bilder zu wichtig nehmen und schnell mal auf ihr Bild „Müllerfotografie“ drauf schreiben. Dabei sieht ein geübtes Auge gleich das da Mutti ihren Liebling abgelichtet hat.
Wünschen würde ich mir, dass mehr auf Foren der Bildbearbeitung eingegangen wird. Also auch mal darüber berichten was so in Foren los ist, wie der Umgang untereinander ist, wie gehen Leute mit Kritik um. Vielleicht einen Leitfaden um sich auf dem Parkett der Eitelkeiten bewegen zu können.
Leider findet man fast keine Artikel über den Krieg der da draußen herrscht. Dabei ist doch fast jeder der sich mit BA beschäftigt, in Foren unterwegs. Und viele Leute die ich aus alten Zeiten kannte, haben PS an den Nagel gehangen weil sie zwar auf der einen Seite ein Forum brauchen um sich mit Gleichgesinnten zu treffen und Kritik/Hilfe zu bekommen, aber es andererseits leid sind für Fehler die sie machen, angegriffen zu werden. Es geht ja oft nicht mehr um Kritik sondern um Zerstörung. Sogar vor Profis macht man keinen Halt mehr obwohl man meinen sollte, dass man wenigstens Respekt vor deren Arbeit hat.
Wenn das so weiter geht braucht es keine PS Magazine mehr weil der Bedarf nicht mehr gegeben ist und die Frage wie man sich selbst bezeichnet, fällt dann weg.
Ich bezeichne mich als Hobbypixler denn Profis fühlen sich dann nicht – zu Recht – beleidigt, da sie ja ihr Handwerk von der Pike auf gelernt haben und ich mich nicht mit denen auf eine Stufe stelle. Ich stehe darunter.
LG Coffy
Liebe Docmatiker,
Als betroffener Hobbyfotograf und Bildbearbeiter fällt mir nur ein Wort ein: Absurdistan.
lg Jürgen