HAIBRIDS ist ein künstlerisches Forschungsprojekt, das untersucht, ob künstliche Intelligenz ökologische Probleme lösen kann – und wie weit solche Ansätze heute bereits denkbar sind. Verschiedene Large Language Models (LLMs) und Diffusionsmodelle werden eingesetzt, um hybride Tierarten zu konzipieren und zu visualisieren, die auf spezifische ökologische Herausforderungen zugeschnitten sind.
Hintergrund
Seit einiger Zeit gibt es zwei gegensätzliche Lager in der Diskussion über künstliche Intelligenz: Technik-Pessimisten warnen vor einer nahenden Superintelligenz, die den Menschen als klügste Lebensform auf diesem Planeten ablösen könnte. Optimisten hingegen träumen von KI-gestützten Werkzeugen, die den Menschen zu neuen Höhen führen und gleichzeitig globale Probleme lösen.

Worum geht es genau?
Dieses Projekt stellt die Frage, ob – und wenn ja, wie weit – es heute, in der Frühzeit moderner intelligenter Systeme, möglich ist, ernsthafte Probleme mithilfe maschineller Intelligenz anzugehen. Der aktuelle Stand der Technik zeigt textbasierte generative Systeme mit „Reasoning“-Modellen, die Gedankenketten simulieren und vertiefende Informationen aus dem Web ziehen können. Ergänzend dazu können diese Technologien realistisch anmutende Bilder auf Basis von Texteingaben generieren.
Im Rahmen von HAIBRIDS wird die KI aufgefordert, genetisch manipulierte Tierarten zu entwerfen, die akute und künftige ökologische Missstände lösen sollen – natürlich ohne dabei neue Probleme zu schaffen. Die Ergebnisse werden in Form von Katalogeinträgen präsentiert, wobei die visuelle Darstellung und die narrative Rahmung gleichermaßen im Vordergrund stehen.
Ein Beispiel für Australien: Der Aqua-Wombat
Beschreibung | Einsatzgebiet | Anwendung |
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Der Aqua-Wombat ist ein gentechnisch optimierter Wombat, der speziell für den Einsatz in von Dürre betroffenen Regionen Australiens entwickelt wurde. Durch gezielte Genmanipulation verfügt er über ein vergrößertes Wasserspeicherorgan im Bauchbereich, das wie ein integrierter Wassertank fungiert. Sein Fell ist silbrig-blau und schimmert feucht. | Aqua-Wombats werden in den von Dürre geplagten Regionen im Südosten Australiens ausgesetzt. Dort graben sie mit ihren verstärkten Krallen tiefe Erdhöhlen, die als unterirdische Wasserspeicher dienen. Über ihr eigenes Speicherorgan geben sie kontinuierlich Feuchtigkeit an den Boden ab und schaffen so fruchtbare Oasen. | Pro 5 km² Einsatzgebiet werden 20 Aqua-Wombats benötigt. Sie sind unfruchtbar und auf eine Lebensdauer von 5 Jahren ausgelegt. Nach Ablauf dieser Zeit gehen sie rückstandslos in das Ökosystem ein. Für anhaltende Wirkung ist eine jährliche Nachbestellung von 4 Tieren für diese Fläche erforderlich. |
Warum macht man das?
Das HAIBRIDS-Projekt verfolgt nicht das Ziel, schlüsselfertige Lösungen zu präsentieren. Es zeigt, was KI als vermeintliche Lösungen präsentiert. Im Kern geht es darum, die Möglichkeiten und Grenzen von KI zu erforschen und gleichzeitig Chancen und Gefahren dieser Technologien zu reflektieren. Die hypothetischen Konzepte regen dazu an, über unkonventionelle Ansätze nachzudenken und neue Perspektiven zu entwickeln. Die Frage bleibt: Können KI-generierte Ideen eine Grundlage für innovative Lösungsansätze sein, die sich in der realen Welt umsetzen lassen?
Künstlerische Forschung
Der Ansatz der künstlerischen Forschung zeichnet sich durch experimentelle Offenheit und konzeptionelle Freiheit aus. Im Gegensatz zu rein wissenschaftlichen Verfahren bietet die künstlerische Forschung Raum, sich mit hochkomplexen, multifunktionalen und oft undurchschaubaren Werkzeugen wie KI kreativ auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse sind nicht nur von der Konzeption der Aufgabenstellung, sondern auch von der Kuratierung der KI-Ergebnisse geprägt.
Obwohl die entworfenen Tierkonzepte hypothetisch erscheinen, sind genetische Manipulationen dieser Art durch Entwicklungen wie das CRISPR-Cas9-Verfahren – die sogenannte „Gen-Schere“ – längst keine Science-Fiction mehr. Dies wirft fundamentale ethische Fragen auf: Wie weit sollten wir gehen, wenn es darum geht, die Natur zu „verbessern“? Welche Verantwortung tragen wir beim Einsatz solcher Werkzeuge? Und wie können wir sicherstellen, dass technologische Innovationen im Einklang mit ökologischer Nachhaltigkeit stehen?