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Good bye, DPReview!

Nach 25 Jahren stellt die international vielleicht wichtigste Website im Fotomarkt ihren Betrieb ein – weil Amazon, das DPReview 2007 übernommen hatte, es so will. Es ist das Ende einer Ära …

Good bye, DPReview!
Keine Wiederauferstehung: Nach Ostern ist es für DPReview vorbei.

Von den Anfängen 1998 bis 2023 hatte sich viel verändert, auch wenn das Erscheinungsbild der Website lange fast identisch blieb. Die Gründer, Phil Askey und seine Frau Joanne, hatten sich 2007 nach der Übernahme durch Amazon zurückgezogen, woraufhin aus der einst britischen zunehmend eine US-amerikanische Website mit einem Hauptquartier in Seattle wurde. Amazon wird sich daraus Verkäufe von Kameras, Objektiven und Zubehör versprochen haben, aber dem Anschein nach ließ man den mit frischem Geld erweiterten Mitarbeiterstab weitgehend sein Ding machen. Vielen Besuchern der Website war gar nicht klar, dass sie inzwischen eine Tochter des omnipräsenten Onlinehändlers war. Im Zuge konzernweiter Sparmaßnahmen, denen Tausende von Arbeitsplätzen bei Amazon zum Opfer fallen, wird jedoch auch DPReview der Stecker gezogen. Für die zweieinhalb Wochen bis zum 10. April sind noch weitere Beiträge in der Pipeline, aber nach Ostern ist Schluss. Die Website soll für eine Übergangszeit im eingefrorenen Zustand online bleiben, bis sie dann vermutlich ganz verschwindet – mitsamt allen Kamera- und Objektivtests und manchen wirklich lesenswerten Artikeln, die auch mir schon als Inspiration gedient hatten.

Was sich Amazon dabei gedacht hat, jetzt einen Schlussstrich unter sein Engagement zu ziehen, ist schwer zu erkennen. Vielleicht hatten am Ende nicht genug Leser eines Kamera- oder Objektivtests das Produkt bei der Konzernmutter geordert, vielleicht erscheint Amazon auch der Fotomarkt generell als nicht mehr so wichtig, dass er den aufwendigen Betrieb einer Website speziell für dieses Segment lohnte. Manche Beobachter argwöhnen, dass Amazon nie viel mit DPReview anfangen konnte und deren Manager zwischenzeitlich vergessen hatten, dass es ihnen gehörte.

War’s das? Chris und Jordan von DPReview TV lassen sich vom nahen Ende nicht die gute Laune verderben.

Der Verlust dieses Mediums ist schmerzlich. Insbesondere wird man die Vergleichsmöglichkeiten der Kameratestbilder vermissen, die sich auch im JPEG- wie im Raw-Format herunterladen ließen. Manches könnte vielleicht über die Wayback Machine weiter zugänglich bleiben. DPReview TV hat bereits eine neue Heimat gefunden: Chris Niccolls und Jordan Drake, die vor einigen Jahren von The Camera Store zu DPReview gekommen, aber ohnehin nie vom kanadischen Calgary nach Seattle umgezogen waren, schließen sich ab Mai PetaPixel an und starten dort einen neuen YouTube-Channel. Auch regelmäßige Autoren wie Roger Cicala werden sicher alternative Ausspielwege für ihre Beiträge finden.

Angesichts der düsteren „Print is dead“-Prophezeiungen, die uns seit Jahrzehnten begleiten, erscheint es allerdings kurios, dass nun ausgerechnet das wichtigste Online-Medium für Kamera- und Objektivtests verschwindet, während sich Print-Fotomagazine weiter behaupten. Eines ist jedenfalls sicher: Während ganze Websites mit Terabytes an Content von einem Tag auf den anderen im digitalen Nirwana verschwinden können, bleiben einem gedruckte Hefte ebenso wie E-Paper so lange erhalten, wie man will.

Nachtrag: Es wird schon hektisch daran gearbeitet, die Inhalte auf DPReview zu archivieren und dauerhaft zugänglich zu machen, wie auf Reddit gemeldet wurde. Die Zeit ist allerdings knapp.


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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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