Das Sigma 35mm f/1.4 Art ist die Lieblingslinse des Pfälzer Fototrainers Harald Kröher, wenn es um Ganzkörperakte geht. Hier erzählt er von einer ganz besonderen Gelegenheit, bei der er es eingesetzt hat.
Mitte Dezember ist es endlich soweit. Unser langgeplanter Termin steht ins Haus, nein ins Studio. Model Aza Lena und der Athlet Patrick Heisel kommen zu mir nach Pirmasens. Wir kennen uns schon seit Jahren, aber wir haben erst ein paar kleinere Sachen zusammen gemacht. Unser Thema heute ist: Akrobatik. Die beiden hatten mich schon mit vielen Posings via Whats App zugebombt, bis wir uns im Vorfeld gemeinsam auf acht Posen geeinigt hatten.
Für mich als Fotograf steht natürlich nicht nur das Posing im Vordergrund. Ich muss auch entscheiden, mit welchem Licht wir die einzelnen Motive umsetzen und mit welchem Objektiv das Shooting erfolgen soll. Damit eine homogene Story entsteht, ist es besser auf wildes Gezoome mit völlig verschiedenen Bildwinkeln zu verzichten. Ich hatte mir ein halbes Jahr vorher das Sigma 35mm f/1.4 Art zugelegt. In erster Linie hat mich seine Haptik begeistert und das Bokeh, das offenblendig sehr weich und ansprechend ist. Im Studio geht es aber an diesem Tag nicht ums Bokeh, sondern um andere Qualitäten: Wichtig ist ein sehr schneller Autofokus, extreme Schärfe und klare Kontrastverläufe. Ebenso zählt eine angenehme Streckung der Körper, die nicht verzeichnet, sondern der Akrobatik noch den nötigen Pfiff verleiht. Für mich stehen weder im Aktbereich noch im Portraitbereich 50-mm-Objektive zur Wahl, denn sie sind mir einfach zu langweilig. Warum soll ich fotografisch etwas abbilden wie ich es auch so sehe?
Licht
Als Hauptlichter entschiede ich mich für zwei Studioleuchten mit Striplights mit Waben-Vorsätzen. Die produzieren auf den Körpern harte Lichtkanten. Ganz wichtig sind natürlich die Abschatter, die den Hintergrund in Schwarz halten. Unkontrolliertes Streulicht ist der Tod am Set. Also zwei Hauptlichter, die durch Abschatter zum Hintergrund abgedichtet werden und auf der anderen Seite zusätzliche Aufheller die noch einen Hauch von Licht auf die Körper werfen sollten. Bei vier Einstellungen wird noch ein Kopflicht mit Galgen eingesetzt oder ein Konturlicht, das mit Standard-Reflektoren, mit 4 mm Wabeneinsatz zum Hintergrund ausgerichtet, knapp an den Abschattern vorbei, auf die beiden Akrobaten gesetzt wird. Die Lichteinstellung habe ich der Exaktheit zuliebe mit dem Belichtungsmesser eingemessen.
Fotografieren
Nun kommt das 35mm f/1.4 Art an zum Einsatz. Manche Posen sind so extrem, dass sie nur sehr kurz in Perfektion gehalten werden können. Hier ein langsamer Autofokus und fertig ist die Aktion. Schwierig über manuelle Schärfe, der Körper dreht oft beim Posing weg und man muss ganz schnell nachstellen, es sind keine statischen Momente, die Posen leben von der Dynamik.
Das Sigma 35mm f/1.4 Art ist schon bei Offenblende extrem scharf mit nur ganz leichtem Abfall zu den Rändern. Bei Blende 1,8 erreicht man dann schon eine gleichmäßig extreme Schärfe bis in die Ränder und bei Blendestufe 5.6 wird die Schärfe schon fast brutal. Ich setzte das Hauptlicht immer auf Blendestufe 8 und schon beim Warmschießen zeigt sich ein unglaublicher Kontrast und eine extreme Schärfe, genau das, worauf es uns heute ankommt. Überdies wirkt der Kontrast außergewöhnlich sauber, denn Farbsäume (chromatische Aberrationen) sind nur von akademischer Bedeutung.
Der Autofokus des Sigma 35mm f/1.4 Art ist ein Traum
Der Autofokus des Sigma 35mm f/1.4 Art ist ein Traum. Genau was ich mir erhofft habe. Der kaum hörbare Ultraschallmotor bringt die Linsenpakete blitzschnell in Position. Der extrabreite Fokusring zum manuellen Scharfstellen ist hervorragend gedämpft, der Fokus-Weg von 0,3 Meter bis unendlich beträgt eine Viertelumdrehung – beides von Vorteil beim präzisen und schnellen Fokussieren.
Schon beim ersten Posing, bei dem Aza bei Patrick die Beine um seinen Hals verschränkte und nach hinten über seinen Rücken überkippte, gleichzeitig dessen Geschlecht mit beiden Händen abdeckte, stellt es sich heraus, wie genial dieses Objektiv arbeitet. Extreme Schärfe, Lichtverläufe optimal ausgenutzt und der Autofukus schneller als die beiden agierenden Körper. Wir übertragen die Bilder über den Laptop zum Bildschirm und können so direkt gemeinsam diskutieren. Jedes Posing wird oft fünf- bis achtmal wiederholt. Solange halt, bis jeder zufrieden ist. Es ist eine kreative Teamarbeit zwischen dem Fotografen und den Körperakrobaten. Vor jedem Set wird das Posing exakt besprochen. Vor Ort, in der Hohlkehle im Einstelllicht, demonstrieren die Akrobaten die Ausdehnungen der Pose, denn nur dann klappt das Licht, das sich ja, wie aus den Bildern ersichtlich, oft in einem sehr schmalen Kanal auf die Pose auswirkt,. Ein Verdrehen oder ein zu weites Wegklappen endet dann in völliger Dunkelheit der Körperteile.
Als besonders schwierig, nicht nur vom Licht her, sondern auch vom Timing stellt sich die Pose heraus, bei der Aza sich im Wegkippen befindet. Hartes Konturlicht auf dem Model Aza gemischt mit hartem Licht auf dem Köper des Fitness-Champions Patrick Heisel. Hier kommt es darauf an, dass der Halter Patrick nur teilweise in Szene gesetzt und Aza genau im richtigen Zeitpunkt anfokusiert und mit Licht aus der Tiefe freigestellt wird. Es war zeitaufwendig und für die beiden sehr schweißtreibend.
Nach der wohlverdienten Pause stehen noch drei sehr kraftraubende und extreme Posen auf dem Programm, dann die letzte Pose, der Schluss, das Mädchen ist müde, wird von dem strahlenden Helden davon getragen. Aber wohin? Da muss noch etwas Virtuelles her, also ein Hintergrund rein, so sollte die Story enden, nicht einfach im Leeren.
Extrem die Pose mit den Balettschuhen, fünf M al geht es in die Hosen, dann endlich ist es perfekt. Wir sind alle drei zufrieden. Immer wieder Begeisterung über die Schärfe und den Kontrast der RAW Dateien.
Nacharbeiten
In der Beurteilung der vier Posen zu diesem Zeitpunkt, die wir alle drei als perfekt erachteten, zeigte sich wieder die Qualtät des Objektives: Optimale Schärfe, starker Kontrast, keine Unschärfe durch schnelle Bewegungen. Der schnelle Autofokus hat gehalten, was er laut Werbung verspricht.
Am Ende sollten alle Bilder in Graustufen ausgearbeitet werden, um den Motiven noch die nötige Klarheit zu verschaffen. Der Grund ist so einfach wie auch abstrakt: Schwarzweißbilder schaffen es, die Bildinformation auf das Wesentliche zu lenken, indem sie durch Farbentzug dem Betrachter beim Konzentrieren helfen. Dieser Effekt entsteht, weil der Fokus eines Bildes eine Kombination aus Komposition und Anordnung der Bildelemente, sowie der Helligkeit und des Kontrastes ist.
Die Schwarzweiß-Umwandlung nehme ich bei Aktaufnahmen fast immer über die Kanalberechnung in Photoshop vor. Da ja bekanntlich der Rotanteil der Köper im Vordergrund steht, erreiche ich mit der Verrechnungsmethode Rot mit Rot mit weichem Licht, die besten Ergebnisse. Das Ergebnis gebe ich über die Bildberechnungen auf eine leere Ebene mittels des vorher entstandenen „Alpha 1“- Kanals zurück. Etwas Hautretusche mit den bekannten Werkzeugen und Schärfung über den Hochpassfilter, Verrechnung weiches Licht – fertig. (CK)
Vielen Dank für diesen sehr sehr interessanten Bericht!
Ich habe bereits das 35 mm f1.4 Art von Sigma am Radar und nun bin ich noch mehr vom Kauf dieser Festbrennweite überzeugt.