UPDATE: Fehlentwicklung: Das Macbook Pro late 2016
Apple hat die neuen Modelle der 16. Generation seiner Macbook Pro-Reihe vorgestellt: Macbook Pro late 2016. Mit einem altbekannten Prozessor, magerem Performance-Zuwachs, radikal zusammengestrichenen Schnittstellen und – ganz revolutionär – einem streifenförmigen, „Touch Bar“ benannten OLED-Subdisplay. Es ist eine Schande!
Das Macbook Pro late 2016: Ein Blick zurück
Um die web-weite Verärgerung nachvollziehen zu können, muss man wissen: Das Macbook Pro ist nicht irgendein Rechner. Es gilt seit rund 10 Jahren als die technologische Speerspitze unter den Notebooks. Deswegen – und natürlich wegen des zeitlosen Designs in bester Verarbeitungsqualität – hat es sich zum Lieblingswerkzeug vieler Kreativer und anderer Power-User entwickelt. Selbst solcher, die darauf Windows laufen lassen. Macbook Pro-Käufer der alten Schule schätzten es, einen unauffälligen Hochleistungscomputer im XL-Zeitschriftenformat mit sich herumtragen zu können und zahlten – für eine vollausgebaute Version – auch gerne mal rund 4.000 Euro.
Für diesen finanziellen Einsatz war man bis 2013 mit einem Macbook Pro immer ganz vorne. Doch seither hatten die Neuerungen fast nur noch kosmetischen Charakter: Ein paar Prozent mehr Leistung hier, etwas mehr Speicher da, ein neues Trackpad, und beim Spitzenmodell eine bessere Grafikkarte. Nichts also, was die Besitzer eines funktionsfähigen Pro-Geräts vom Neukauf überzeugen konnte. Entsprechend hoch waren die Erwartungen, als Apple seine Gemeinde am vergangenen Donnerstag zum Macbook Pro Verkündigungs-Gottesdienst rief.
Das Macbook Pro late 2016: Lösungen, für die es keine Probleme gibt
Die revolutionären Neuerungen sind nicht etwa ein neuer, höllisch schneller Prozessor, ein 4K-Display, ein eingebauter Farbkalibrator, oder zumindest ein Display, das man (wie beim Microsofts Surface Book) abnehmen und als Grafiktablett oder gleich als Tablet-Computer nutzen kann.
Nein, Apple ersetzt die Funktionstasten durch einen OLED-Display-Streifen mit dem klangvollen Namen „Touch Bar“. Der „virtualisiert“ in Zukunft die F-Tasten mitsamt der Escape-Taste. Außerdem kann man, wenn die Software-Entwickler mitspielen, von jeder Applikation aus steuern, welche Funktionen das Streifen-Display anzeigen soll.
Vielleicht fehlt es mir an Fantasie, aber ich kann mir nicht vorstellen, welche Funktionen ich dorthin „mappen“ sollte. Und außerdem kann ich mir nicht vorstellen, wie ich, als jemand, der viele Programme gleichzeitig geöffnet hat, alle diese von Anwendung zu Anwendung wechselnden Short-Cut-Zusatzfunktionen in einen sinnvollen Workflow einbinden soll.
Was ich mir dagegen gut vorstellen kann, ist so ein OLED-Streifen, der beim Wischen und Drücken nicht exakt so funktioniert, wie ich es gerne hätte.
Das Macbook Pro late 2016: Probleme, deren Lösungen ausgebaut wurden
Apple ist nicht nur bekannt für revolutionäre Neuerungen, sondern auch für radikale Brüche. In diesem Sinne haben die Entwickler hier ganze Arbeit geleistet: Es gibt keine USB 3-Anschlüsse mehr, der HDMI-Zugang fehlt, man muss auf einen SD-Kartenslot verzichten – und dann haben sie auch noch den ultrapraktischen MagSafe-Stromanschluss eingespart. Als Ersatz gibt es vier USB-C-Anschlüsse. Für ältere Zusatzgeräte wie Firewire- und Thunderbold-Festplatten, CD-Laufwerke, USB-Hubs oder externe Displays muss man jetzt jeweils passende Adapter kaufen.
Macbook Pro = Adapter, Adapter, Adapter!
USB Typ C ist ein Tausendsassa, viel mehr als nur ein Anschluss: USB-C ist eine Schnittstelle. Strom spendend und empfangend, bis zu 40 Gigabit schnell, geeignet als Monitorverbindung für bis zu zwei 4K-Displays. Und es unterstützt zudem noch eine Reihe von Transfer-Protokollen.
Eine großartige Lösung für die Zukunft – fraglos. Aber sie hat einen entscheidenden Nachteil für Anwender, die auch eine Vergangenheit haben: Alle Geräte mit Anschlüssen außer USB-C selbst und dem neuen Thunderbolt 3 brauchen Adapter oder neue Kabel. Man muss also Adapter für USB 1, 2 und 3-Kabel nachrüsten. Auch braucht man Adapter für die Thunderbold-Versionen 1 und 2. Gleiches gilt für Netzwerkkabel und FireWire-Geräte. OK, solche Adapter brauchte man auch bereits beim alten Macbook Pro, aber auch die wollen jetzt erneuert werden.
Mancher hat schon auf die harte Tour gelernt, dass nicht alle Adapter gleich gut funktionieren. Vor allem ist es ärgerlich, dass sich nicht alle Peripherie-Geräte so mir nichts, dir nichts per Adapter anschließen lassen wollen.
Ist das Macbook so überhaupt noch „Pro“?
„Pro“-fessionelle Macbook-Anwender erwarten (neben einer soliden Verarbeitung) von ihren Geräten vor allem drei Dinge: den maximalen Mix aus Geschwindigkeit und langer Batterielaufzeit, bestmögliche mobile Grafik und maximale Flexibilität, verbunden mit größtmöglicher Funktionalität unterwegs. Nur, weil das Macbook Pro mit einen älteren Prozessor auskommen muss, ist es natürlich nicht wirklich langsam. Auch die lange Batterielaufzeit ist ziemlich konkurrenzlos. Das Display hat wahrscheinlich gewonnen – nicht bei der Auflösung, doch der Farbraum soll größer sein.
Gelitten haben indes Flexibilität und Funktionalität. Vorhandene externe Geräte kann man nur noch per Adapter anschließen. Unproduktive Gimmicks wie eine Touch Bar behindern den Workflow. Fluchen werden ganz besonders Fotografen, die ihre Karten gerne im schnellen SD-Slot ausgelesen haben. Sie müssen nun mit einem externen USB-C Kartenleser arbeiten oder die Kamera mit einem USB-C-kompatiblem Kabel direkt anschließen.
Aber immerhin der Preis ist noch „Pro“. Eigentlich sogar „Super-Pro“, denn in der Maximalausstattung kostet das das neue Macbook Pro 15″ Late 2016 fast genau 5000 Euro.
Warum baut Apple keine neuen Produkte,
bei denen der Kunde im Fokus steht
– und nicht nur die Gewinnmaximierung?
Ähnlich wie bei der Vorstellung des neuen iPhone 7 gab es auch beim Macbook Pro wieder alten Wein in neuen Schläuchen. Das wirklich Neue ist nur die Einsparung von Schnittstellen.
Vielleicht ist es ja eine neue Realität, dass die gefühlt ewige Beschleunigung mangels revolutionärer Entwicklungen ins Stocken gerät. Mit ein wenig Umdenken könnte man das jedoch für die Endanwender als echten Vorzug nutzen: Wie wäre es etwa, wenn man den ewig wachsenden Ressourcenhunger der Betriebsysteme durch eine optimierte Programmierung verringern würde? Dann gäbe es zwar weniger optische Spielereien, dafür aber mit jedem System-Update mehr Performance? Oder wäre so eine Idee etwa viel zu nachhaltig? Munter bleiben!
Update
Einen wundervoller filmischer Kommentar* zu dem Thema, der das Problem auf den Punkt bringt:
*Mich würde mal interessieren was der zahnbefreite Herr wirklich erzählt, aber leider kann ich kein Spanisch 🙂
Hallo !
Den für Fotografen geforderte SD Carten Slot brauche ich nicht, da die meisten (Profi) Kameras eine Bildübertragung per WiFi ermöglichen.
HG
Lutz
Guten Tag,
Ich hätte da noch einen Pro-Wunsch: Investitionsschutz
(Dafür gibt es bei CETA und TTIP ja sogar eigene Schiedsgerichte)
Und dann sind 4 Anschlüsse doch wenig (zB für ein WACOM Grafiktablett brauche ich 1 USB und 1 HDMI), Netzwerk, NAS (wenn es nicht im Netz hängt), Strom, Kartenleser (meine Kamera hat kein WIFI), Scanner, Drucker, …
PS: Das Video gab es auch schon bei einem früheren MacBook und kann auch zu anderen Themen gefunden werden.
lg
Lichtzeichner
Peter Paul ZEHNER slowfoto.wordpress.com
Letztlich hat es der Verbraucher in der Hand resp. im Geldbeutel. Für mich muss es nicht immer neueste Technologie sein, der Gebrauchswert ist mir wichtiger. Und nach einiger Zeit pendelt sich der Preis dort ein, wo asgoodasnew gerne akzeptiert wird. Gleiches gilt für Kamerabodies oder Version IIff Objektive. Drum prüfe wer sich letztlich bindet 🙂
Für mich stellt sich vor allem auch die Frage, was hier Pro ist. Die Rechenleistung ist es nicht. Und das erwartete ich auf jeden Fall. Es gibt ja sonst keinen aktuellen Mac Pro. Was haben die sich bloß gedacht mit dem Wegfall der gewohnten Schnittstellen. Man braucht jetzt schon genügend Adapter, die dann wieder nicht mehr passen. Für ein paar Gramm mehr, wäre bestimmt genügend Platz gewesen. Die neue Schnittstelle hätte auch erst mal mit zwei Anschlüssen bei Beibehaltung der alten doch wohl gereicht.
Zwei Dinge schießen ja dann den Vogel ab: Der super MacSafe Anschluss, um den uns alle beneiden fällt weg und dann geht dem Apfel auch noch das Licht aus. Die spinnen wohl bei Apple.
Tja, leider hat Herr Künne recht mit seiner Einschätzung. Alle wichtigen Schnittstellen sind gestrichen worden. Die Hardware-Philosophie ist zumindest aus der Sicht derjenigen, die produktiv mit dem Gerät arbeiten wollen, misslungen. Leider gibt es keine Auswahl, alle Apple Notebooks sind da gleich. Nach fünf Jahren mit dem alten MacBook Pro wäre es an der Zeit, in ein neues zu investieren, aber die neuen Geräte können keine Begeisterung auslösen.
Die Lösung dürfte darin bestehen, sich ein Dock mit allen benötigten Schnittstellen zu kaufen. Ein Dock, das man entgegen der Philosophie aber immer mitschleppen müsste, denn USB, Ethernet, HDMI/Display-Port und Strom braucht man nicht nur zu Hause sondern auch beim Kunden.
Leider gibt es noch weitere Ärgernisse: Speicher und Festplatte (SSD) sind fest verbaut. Gerade letzteres ist ein großes Ärgernis. Ich habe bisher noch bei jedem MacBook irgendwann mal die Festplatte wechseln müssen, weil die alte zu klein oder zu langsam war.
Hallo? Es haben wohl Alle vergessen wie es damals war, als der erste iMac 1998 vorgestellt wurde. Radikal wurden alle alten Schnittstellen (ADB (wer weis heute noch was das war?), SCSI, serielle Schnittstellen) und das 3,5″ Disketten-Laufwerk weggelassen. Ein Aufschrei war damals die Folge – aber die Geschichte hat uns gezeigt wozu es gut war: Alte Zöpfe muss man konsequent abschneiden, um neuer Technologie den Weg erfolgreich zu ebnen. Und Apple war und ist noch immer ein Vorreiter neuer Technologien, vor allem im Schnittstellen-Bereich.
Eine halbherzige Lösung mit Koexistenz alter und neuer Schnittstellen, hätte erstens ein deutlich größeres und schwereres Gerät hervorgebracht und auch nicht in gewünschter Weise den Druck auf die Zubehör-Industrie ausgeübt, der neuen Schnittstelle in kürzester Zeit zum Erfolg zu verhelfen.
USB-C und Thunderbolt-3 gehört unzweifelhaft die Zukunft für die nächsten Jahre, wir stehen hier nun mal wieder gerade an der Schwelle eines Technologiewechsels. Endlich eine Schnittstelle die wirklich alles abdeckt und gleichzeitig, über nur einen einzigen Anschluss, nahezu alle bisherigen Schnittstellen überflüssig macht und diese auch gleichzeitig nutzen kann, wenn man ein USB-C/Thunderbolt-3 Dock verwendet. Diese Dock-Lösungen werden auch immer günstiger:
8-fach USB-C Dock (mit Gigabit-Ethernet, SD/microSD-Card-Reader, 3 x USB3.0, 1 x USB-C, HDMI bis 4K) um ca. 69,- EURO!!! Und von diesem günstigen Dock, oder auch besseren Dock´s mit bis zu 27 Schnittstellen, könnte man bis zu vier Stück an den vier USB-C Schnittstellen der größeren, neuen MacBook Pro´s anschliessen und hätte mehr Schnittstellen, als vermutlich alle MacBook (Pro) und selbst die PowerBook´s der Vergangenheit zusammen hatten… Und diese tollen neuen Möglichkeiten, wollen gewisse Fortschritts-Verweigerer zugunsten veralteter Schnittstellen einfach ignorieren und weglassen? Hallo, geht´s noch irgendwie? Für alle die meinen die alten Schnittstellen noch unbedingt direkt im MacBook Pro zu benötigen, gibt es ja auch noch die alte MacBook Pro Generation (auch mit allen CTO-Optionen konfigurierbar), einige Zeit noch im Programm.
Ich wage zu prognostizieren, das auch in den nächsten iPhone/iPad Generationen der Lightning-Anschluss zugunsten USB-C weichen wird – dann währe es wirklich konsequent über alle Geräte-Kategorien durchgedacht. Und auch die nächsten TV-Generationen (vor allem mit mehr als 4K) werden vermutlich USB-C/Thunderbolt-3 anstelle der HDMI-Schnittstelle (zumindest anfangs noch in Koexistenz mit HDMI – wobei ein TV auch mehr Platz für Schnittstellen hat) aufweisen.
Übrigens: Die SSD bzw. der neue superschnelle (3GB/sec) Flash-Speicher, ist sehr wohl austauschbar – bis hier Austausch-Optionen von Drittanbietern wie OWC verfügbar werden, wird es aber vermutlich , wenn technisch überhaupt realisierbar, eine Zeit lang dauern. Bisher ist, außer Apple, wohl noch niemand in der Lage, solch schnellen Fest-Speicher in einem ultraflachen Notebook anzubieten – und dies ist auch der Hauptgrund, warum die neuen MacBook Pro bzgl. Performance alles in den Schatten stellen, was bisher verfügbar war. Hatte die Gelegenheit vergangenen Freitag das neue, schwächste (ohne TouchBar) MBP 13″ erstmals bzgl. der Performance zu testen – dagegen sieht sogar mein MBP15″RD (Mitte 2015) im Vollausbau, leider ziemlich alt aus.