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Es ist nicht alles Gold, was glänzt …

Wie macht man augenfällig, dass eine DOCMA-Ausgabe wie die aktuelle Jubiläumsnummer etwas Besonderes ist? Gold auf dem Cover sollte es sein, aber das war leichter gesagt als getan.

Gold ist ja keine richtige Farbe. Es gibt keine Lichtwellenlänge, die unweigerlich den Eindruck von Gold hervorruft, und es gibt auch keine additive Mischung von Rot, Grün und Blau oder eine subtraktive Mischung von Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz, die das bewerkstelligt.

Die Flagge der Bundesrepublik hat die Farben „Schwarz-Rot-Gold“, doch verwendet man üblicherweise Gelb statt Gold – offiziell definiert als RGB-Wert 255, 204, 0 oder CMYK-Wert 0, 12, 100, 5. Es wäre nur politisch heikel, die dritte Farbe schnöde als „Gelb“ zu bezeichnen, weil die Nazis die Flagge des demokratischen Deutschlands so geschmäht hatten.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt …
DOCMA 100

Bildet man Gold in RGB ab, indem man beispielsweise einen Goldbarren fotografiert, erhält man Gelb- und Brauntöne, und wenn man weit in das Bild hinein zoomt, sieht die Farbe immer weniger nach Gold aus, sondern eher wie ein schmutziges Gelb. Einen halbwegs glaubwürdigen Eindruck von Gold erhält man mit keiner einzelnen Farbe, sondern nur mit Verläufen, die das Reflexionsverhalten des Metalls nachempfinden.

Eine einheitlich goldene Fläche wie auf dem DOCMA-Cover lässt sich nur mit einer Metallic-Sonderfarbe glaubwürdig drucken, und Pantone stellt verschiedene Goldtöne zur Wahl. Leider kann man nicht davon ausgehen, dass die Druckerei auch alle davon vorrätig hat, so dass die tatsächliche Auswahl kleiner als der Pantone-Fächer ist. Und wie soll man eine Auswahl treffen, wenn nur einer der Kollegen so einen Fächer hat und Fotos davon keinen wirklichen Aufschluss über die Wirkung bringen?

Es ist nicht alles Gold, was glänzt …
Pantone-Sonderfarben gibt es auch in verschiedenen Goldtönen.

Das Ergebnis sieht dann aber doch ganz passabel aus, finde ich. Leider hat uns am Ende die Programmzeitschrift HÖRZU ein bisschen die Show gestohlen, die kurz nach unserer Jubiläumsausgabe ihr eigenes 75. Jubiläum feiert und mit einer aufgedampften Goldfolie auf dem Titel auftrumpft …

Es ist nicht alles Gold, was glänzt …
Gold als Sonderfarbe (links) und als aufgedampfte Folie (rechts)
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Michael J. Hußmann

Michael J. Hußmann gilt als führender Experte für die Technik von Kameras und Objektiven im deutschsprachigen Raum. Er hat Informatik und Linguistik studiert und für einige Jahre als Wissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz gearbeitet.

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2 Kommentare

  1. Der Artikel bestätigt eigentlich, dass ein „echter“ Metalleffekt nicht ohne Metall erzielt werden kann. Ist das wirklich so? Die HÖRZU brauchte offenbar echtes Gold für den goldenen Titel.
    Vor längerer Zeit wurde ich bei Fotoaufnahmen im Schloss Schwerin, dort gibt es Gold als prunkvolle Zierde, von einem Herrn angesprochen, der mit seinen Fotos der goldenen Pracht nicht recht zufrieden war. Ich gab die Auskunft, dass man auf Fotos keinen Metallglanz wirklich darstellen könne. Gold sei immer nur ein Gelb mit verschiedenen Schattierungen, Reflexlichter könnten dann den Eindruck von Metall entstehen lassen. Soweit war meine Auskunft damals wohl richtig.
    Sehr verwundert war ich aber, als mir bei meinem Zweig meines Fotohobbies, der Schmetterlingsfotografie ein „goldener“ Schmetterling begegnete (Gold-Langhornmotte, Nemophora metallica). Metall ist das sicherlich nicht, sondern eine Strukturfarbe, die durch Interferenz diesen Eindruck erzeugt. Vielleicht könnten ja heutige Drucktechniken auch geeignete Strukturen erzeugen?

    1. Ja, normalerweise wird Metall verwendet, wobei das nicht zwingend Gold sein muss. Auch für Blattgold gibt es ja billigeren Ersatz („Kompositionsgold“). Photonische Kristalle, wie man sie beispielsweise von einigen Schmetterlingsarten kennt, wären eine Alternative, aber ich habe noch nicht von Farbpigmenten auf dieser Basis gehört. Prinzipiell wäre da eine Menge möglich, denn mit nanotechnologischen Verfahren lassen sich ja photonische Kristalle mit exakt definierten Eigenschaften herstellen.

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