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Es geht doch auch so!?

Hallo, Olaf Giermann hier! Dieses Mal habe ich ein paar kurze Gedanken zu einer Aussage, die man in Diskussionen oft und immer wieder hört: „Es geht doch auch so!“

Live long and prosper! photo-nuke – Fotolia
Live long and prosper! photo-nuke – Fotolia

Ich kann mich noch erinnern, als Apple die ersten hochauflösenden Displays (Retina) für Notebooks- und Desktoprechner (iMacs) herausbrachte … Die Stammtische und Foren waren voll von Das braucht man nicht, Das sieht man nicht und eben Das geht doch auch so …. 😉

Da konnte man also ein Macbook Pro mit hochauflösendem „Retina- Display“ kaufen, bei dem man mit bloßem Auge keine Pixel mehr erkennen kann. Auch wenn wir mal nur auf die Vorteile schauen, den stolzen Preis und die eingeschränkten Schnittstellen des Notebooks außen vor lassen – kann man diskutieren: Braucht man das? Braucht man das wirklich? Eine gute Frage, die man sich in vielerlei Hinsicht immer wieder stellen könnte.

Braucht man wirklich Photoshop? Muss man ein Grafiktablett haben? Muss ich einen Mac haben? Gar eine Apple Watch? Und weiter: Braucht man ein Auto für mehrere Zehntausend Euro? Braucht man eine Heimkinoanlage? Muss es eine Markenjeans sein?

Ich habe diese Fragen bewusst unpersönlich formuliert, denn meine Meinung zu diesem Thema ist ganz einfach: Es kommt nicht drauf an, was „man“ braucht, sondern was ich brauche/Sie persönlich brauchen. Bei „brauchen“ geht es hier natürlich nicht um die Grundbedürfnisse eines Menschen; dass es sich bei allem hier Genannten um Luxusgüter handelt, ist doch klar. Oft heißt es deshalb: Es geht doch auch so; und: ein „echter Künstler“ braucht zum Beispiel diesen ganzen Filterkram in Photoshop nicht – klar, denn der würde vielleicht allein mit Bleistift und Papier Bilder erstellen können, von denen manche Hightech-Fotografen nur träumen. Aber was, wenn man diesem Menschen bessere Werkzeuge als den einfachen Bleistift zur Verfügung stellt? Es geht – um mal bei Software zu bleiben – eben nicht ausschließlich darum, eine Aufgabe irgendwie mit irgendeiner Software zu erfüllen. Im Job mag mag das für den einen oder anderen zutreffen, der eine verkorkste Datenbanksoftware nutzen muss und nicht anderes kann. Da bleibt dann nur ein Augen zu und durch – es gibt ja Geld dafür als Rechtfertigung. Aber als Hobbyist? Klar könnte ich meine Bilder auch mit dem kostenlosen GIMP basteln, aber warum sollte ich mir eine Software antun, in der ich mich nicht wohl fühle und die für mich wichtige Funktionen nicht beherrscht? Also setze ich Photoshop ein – die derzeit (im oben genannten Sinn) luxuriöseste 2D-Bearbeitung, obwohl es auch so ginge.

Das gleiche Prinzip kann man auch umgekehrt auf Photoshop anwenden: Natürlich kann ich mit Photoshop auch irgendwie HDR-Panoramen zusammenpfriemeln – geht doch auch so … Aber warum sollte ich mir das antun, wenn ich so etwas des Öfteren mache und mich das gleiche Ergebnis mit einer Spezial-Software viel weniger Klicks kostet – aber eben wieder die Anschaffung der und die Einarbeitung in die neue Software.

Aber ist es ein Fall von Luxus, wenn man tatsächliche Vorteile durch eine Anschaffung erhält? Also etwa Dinge schneller erledigt (Software/Hardware), einen anderen Eindruck auf Menschen macht (Kleider machen Leute; das soll ja den meisten sehr wichtig sein!), schneller und sicherer ans Ziel kommt (Auto), Filme intensiver genießen kann (Heimkino) usw. Auch wenn man im Hinblick auf den üblichen Betrachtungsabstand bei Notebooks kein Retina-Display „braucht“ – verzichten möchte man dann doch nicht mehr darauf, wenn man es einmal hat. Bei der Apple Watch siegt bei mir derzeit ganz klar noch der Verstand, ich brauche sie nicht und es geht nicht nur so, sondern eigentlich ganz gut ohne sie. Aber mal schauen, was die Zukunft bringt. 😉

Rein rational kann man sich ALLES außer den Grundbedürfnissen (essen, trinken, schlafen, andere Menschen) kleinreden und hinweg rechtfertigen. Aber kein Mensch agiert nun einmal rein rational.

Das können nur die Vulkanier. Manchmal.

Leben Sie lang und in Frieden!

Olaf Giermann

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Olaf Giermann

Olaf Giermann gilt heute mit 20 Jahren Photoshop-Erfahrung sprichwörtlich als das »Photoshop-Lexikon« im deutschsprachigen Raum und teilt sein Wissen in DOCMA, in Video­kursen und in Seminaren.

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2 Kommentare

  1. Einverstanden, trotzdem ein paar Anmerkungen:
    Nicht alle aufgezählten Punkte würde ich als Luxus bezeichnen! Eine Markenjeans z.B. zähle ich nicht dazu, weil ich meine Figur einigermaßen vorteilhaft NUR in Wrangler unterbringen kann. Also ist das kein Luxus.
    Wo beim Auto der Luxus beginnt, ist ebenfalls ein dehnbarer Begriff, genauso wie die Heimkinoanlage. Mir reichen zwei Lautsprecher neben dem Flachbildschirm und ein Subwoofer darunter. Andere sehen das vielleicht ganz anders.
    Und noch eine Bemerkung zu den Künstlern, die eventuell mit Papier und Bleistift die tollsten Werke zustande bringen: Heutzutage KÖNNTE fast jeder beliebig technisch aufrüsten. Die Frage ist, ob man das will.
    Erinnert sich noch jemand an die Synthesizer-Einspielungen „Switched-on Bach“ von Walter Carlos (heißt jetzt übrigens Wendy Carlos…)?
    – Ich führte erbitterte Diskussionen mit einem „Klassikkenner“, der das in Bausch und Bogen verdammte. Meine Meinung dazu war recht simpel: Bach wäre entzückt gewesen, hätte er auch schon solch ein Instrument zur Verfügung gehabt.
    Und so ähnlich zieht sich das durch den gesamten bereich der „Kreativen“: Wer wirklich was kann, kann das mit dem, was ihm gerade zur Verfügung steht.
    Wer nichts kann, kann technisch hochgerüstet immer noch nichts.

  2. Es geht tatsächlich auch so. Ohne all die neuen „Errungenschaften“ der technischen Entwicklung.
    Wenn es nach den Marketingabteilungen der Industrie ginge, müßte ich jedes Jahr meine Technik runderneuern.
    Stattdessen fotografiere ich immer noch mit einer Canon“Rebel“ und upgrade meine Hackintosh nur nach Bedarf.
    Wichtig für mich ist primär, Spaß an meinen Hobbys zu haben.

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