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DxO PureRaw 3 – lohnt sich das Update?

DxO hat die Objektivkorrektur- und Rauschreduzierungssoftware PureRaw auf Version 3 aktualisiert. Was es Neues gibt und ob sich das Update lohnt, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.

Gewagter Claim – aber er wird meiner Meinung nach tatsächlich erfüllt. DxO PureRaw 3 – lohnt sich das Update?
Gewagter Claim – aber er wird meiner Meinung nach tatsächlich bei DxO PureRaw 3 erfüllt.

Was gibt es Neues?

Eine Liste der Neuerungen finden Sie hier. Wenn Sie eine frühere Version von PureRaw besitzen, achten Sie darauf, in der Vergleichsliste die richtige Version einzustellen, um auch tatsächlich die für Sie relevanten Neuerungen angezeigt zu bekommen:

Wählen Sie zum Vergleichen die richtige Version aus. DxO PureRaw 3 – lohnt sich das Update?
Wählen Sie zum Vergleichen die richtige Version aus.

Um die lange Liste mal etwas einzudampfen, sind hier die Neuerungen bei DxO PureRaw 3 gegenüber der Vorversion auf den Punkt gebracht:

  • verbesserte Rauschreduzierung namens DeepPrime XD
  • Sämtliche Objektivkorrekturen lassen sich jetzt optional ein- oder ausschalten, die Schärfung können Sie in vier „Härte“-Graden festlegen und den Beschnitt durch die Verzeichnungskorrektur selbst festlegen.
  • Als Ausgabeformat sind jetzt neben DNG auch JPG und TIFF wählbar – alles auch gleichzeitig.
  • PureRaw kann nach dem Export direkt die Zielsoftware (Photoshop, Lightroom …) öffnen
  • Verarbeitungswarteschlange: Dateien können für die Verarbeitung vorbereitet und in eine auch manuell sortierbare Warteschlange gestellt werden. Dateien lassen sich hinzufügen oder entfernen, die Warteschlange jederzeit starten oder abbrechen. Dateien können so auch mehrfach mit unterschiedlichen Einstellungen exportiert werden.
Die – neben der Warteschlange wichtigsten Neuerungen in PureRaw 3: ein neuer Entrauschungsmodus (a), anpassbare und abschaltbare optische Korrekturen (b) und zwei neue Ausgabeformate (c).
Die – neben der Warteschlange – wichtigsten Neuerungen in DxO PureRaw 3: ein neuer Entrauschungsmodus (a), anpassbare und abschaltbare optische Korrekturen (b) und zwei neue Ausgabeformate (c).

Meinung: Die neuen Funktionen

Falls Sie meine Meinung zu Version 1 und 2 zu dieser Software und deren Konzept interessiert, finden Sie die entsprechenden Blogbeiträge hier:

Version 1: DxO PureRaw – lohnt es sich? (2021)

Version 2: Update: DxO PureRaw 2 (2022)

Darauf aufbauend, hier meine Einschätzung von DxO PureRaw 3. Kurz und schmerzlos:

Das ist das PureRaw, wie es von Anfang an hätte sein sollen. Für mich bleiben hier kaum noch Wünsche offen. Die Rauschreduzierung ist branchenführend und ich kann mir im Moment kaum vorstellen, wie und ob die Ergebnisse in Zukunft noch verbessert werden könnten. Wer ein Jahr gewartet und Version 2 nicht gekauft hatte (weil die hier unter „Updaten oder nicht?“ aufgeführten Gründe keine Rolle spielten), bekommt jetzt eine Reihe praxisrelevanter Verbesserungen im Hinblick auf Bildqualität und Workflow.

Schärfe

Vor allem wurde das größte Manko von PureRaw behoben: Die oft gnadenlose Überschärfung der Ergebnisse lässt sich jetzt steuern oder ganz abschalten. Meine Schärfungsempfehlung lautet: »Weich«:

Schärfungsvorgabe: Standard – Hart –Weich (Bildausschnitt einer Fotoecke). © Olaf Giermann
Schärfungsvorgabe: Standard – Hart – Weich (Bildausschnitt einer Fotoecke). © Olaf Giermann

Mit der Vorgabe »Weich« machen Sie nichts verkehrt und halten sich weitere Verbesserungen der »Struktur« etwa mit dem gleichnamigen Regler in Camera Raw und Capture One offen. Möchten Sie das Bild knackig scharf, wählen Sie »Standard« oder eine der zwei noch kräftigeren Einstellungen.

Andere Parameter der Objektivkorrekturen

Genauso willkommen ist, dass man jetzt einzelne Parameter der Korrekturen abschalten kann. Nur selten will ich etwa die Vignettierung entfernen lassen. Auch bei chromatischen Aberrationen haben Sie nun die Wahl. Und beim Bildbeschnitt dürfen Sie jetzt festlegen, ob der originale Bildausschnitt beibehalten, anhand der DxO-Verzeichnungskorrekturen optimiert werden oder kein Bildschnitt erfolgen soll. Durch letzteres verbleiben undefinierte, schwarze Bereiche im Bild, die Sie aber beispielsweise in Photoshop inhaltsbasiert füllen können. Auf diese Weise verlieren Sie keine auf den Kamera-Sensor gebannten Informationen, die bei den Standardprofilen der Hersteller (an die sich zum Beispiel Adobe obligatorisch hält) oft unnötig weggeschnitten werden. Das heißt, bei einem 14-mm-Objektiv nutzen Sie auch die vollen 14 mm und enden – je nach Objektiv – nicht nur bei geschätzten praktischen 15 bis 18 mm.

Bei der Verzeichnungskorrektur lässt sich jetzt der Beschnitt festlegen. Links sehen Sie den vom Herstellerprofil vorgesehenen Beschnitt mit DxO-Korrektur, in der Mitte die von DxO korrigierte Version mit der Option »Maximales Rechteck«, die etwas mehr vom Bild in den Bildecken zeigt, und rechts die unbeschnittene Version mit DxO-Verzeichnungskorrektur. Achten Sie auf die mit Pfeil hervorgehobenen Stellen. In den Ecken sieht man Dinge, die im Original-Crop des Herstellerprofils verloren gehen. Dafür bleiben einige undefinierte Bereiche schwarz.  Foto: 14 mm, f/4, Nikon. © Olaf Giermann
Bei der Verzeichnungskorrektur lässt sich jetzt der Beschnitt festlegen. Links sehen Sie den vom Herstellerprofil vorgesehenen Beschnitt mit DxO-Korrektur, in der Mitte die von DxO korrigierte Version mit der Option »Maximales Rechteck«, die etwas mehr vom Bild in den Bildecken zeigt, und rechts die unbeschnittene Version mit DxO-Verzeichnungskorrektur. Achten Sie auf die mit Pfeil hervorgehobenen Stellen. In den Ecken sieht man Dinge, die im Original-Crop des Herstellerprofils verloren gehen. Dafür bleiben einige undefinierte Bereiche schwarz. Foto: 14 mm, f/4, Nikon. © Olaf Giermann

Workflow

Die neue Warteschlange ist praktisch: Sie können für jedes Bild die Parameter der Korrekturen und Dateibenennung optimieren und es erst einmal in die Warteschlange stellen. Dann sortieren Sie die Bilder nach Wichtigkeit. Und wenn die Zeit für einen Kaffee gekommen ist, starten Sie die Verarbeitung. Zurück am Arbeitsplatz können Sie die Stapelverarbeitung jederzeit unterbrechen, falls Sie die Rechenleistung für etwas anderes benötigen, und dann können Sie die Verarbeitung jederzeit später fortsetzen.

JPEG und TIFF würde ich nun nicht unbedingt aus PureRaw exportieren, weil es keinerlei Entwicklungseinstellungen und damit keine Bildoptimierung (außer Verzeichnungs- und Rauschkorrektur) bietet. Aber vielleicht ist das ja für den einen oder anderen Workflow relevant, der sich mir gerade nicht erschließt.

Die neue Warteschlange erlaubt das Optimieren einzelner Dateien und deren Sortierung nach Priorität. Sobald Zeit und Rechenkapazität bereit steht, kann man die Verarbeitung starten. Praktisch.
Die neue Warteschlange erlaubt das Optimieren einzelner Dateien und deren Sortierung nach Priorität. Sobald Zeit und Rechenkapazität bereit steht, kann man die Verarbeitung starten. Praktisch.

DxO PureRaw 3: Man kann die exportierten Dateien jetzt auch direkt in einer Zielanwendung öffnen lassen:

PureRaw 3 öffnet verarbeitete Bilder optional sofort in der Zielsoftware.
PureRaw 3 öffnet verarbeitete Bilder optional sofort in der Zielsoftware.

Lohnt sich das neue Deep Prime XD?

Die neue Entrauschungsmethode Deep Prime XD benötigt mehr Zeit als das frühere Deep Prime. Und es liefert mehr Details. Bei manchen dadurch sichtbar gemachten Strukturen muss man sich jedoch fragen, ob diese wirklich schon so im Raw aufgezeichnet waren oder ob sie hinzu erfunden worden sind.

Generell liefert Deep Prime XD aber noch rauschärmere Ergebnisse bei prägnanteren Details. Das schmeichelt den meisten Fotos. Bei Gefieder, Fell und anderen feinteiligen Oberflächentexturen wird der Unterschied am deutlichsten. Aber auch dort erkennt man ihn überwiegend nur im direkten Vergleich und bei höherer Zoomstufe. Also im Großen und Ganzen sehe ich den neuen Modus als eine klare Verbesserung. Aber allein dafür hätte ich die neue Version nicht gekauft. Die oben genannten Verbesserungen wiegen da weit schwerer.

Aber probieren Sie es am besten mit der Testversion an Ihren eigenen Bildern aus. Gerade bei filigranen Strukturen, wie im Federkleid und bei Ausschnittvergrößerungen stellt der Unterschied zwischen Deep Prime und Deep Prime XD eine relevante Verbesserung dar (siehe Fell der Katze und das Storchbeispiel (Museumsstück).

Beispiele

Hier aber ein paar Vergleiche (alles ISO 51200 oder höher mit Nikon Z6 bzw. Z6II). Sehen Sie sich die Screenshots bei voller Größe an – bei verkleinerten Darstellungen (und auch kleinen Ausdrucken) sind die Unterschiede irrelevant.

Storch
Raw in Camera Raw ohne Rauschreduzierung
Raw in Camera Raw ohne Rauschreduzierung
DeepPrime
DeepPrime
DeepPrime XD
DeepPrime XD
U-Boot bei Nacht
Raw
Raw
DeepPrime
DeepPrime
DeepPrime XD. Die markierten Stellen sehen fast schon zu gut aus, um anhand des Ausgangsmaterials echt zu sein. Aber es wirkt realistisch und deutlich besser und detailreicher als das Deep-Prime-Ergebnis.
DeepPrime XD. Die markierten Stellen sehen fast schon zu gut aus, um anhand des Ausgangsmaterials echt zu sein. Aber es wirkt realistisch und deutlich besser und detailreicher als das Deep-Prime-Ergebnis.
Kirchenstühle in fast kompletter Dunkelheit
Raw. DxO PureRaw 3
Raw
DeepPrime XD. Bildrauschen ist kein limitierender Faktor mehr in der Fotografie. DxO PureRaw 3
DeepPrime XD. Bildrauschen ist kein limitierender Faktor mehr in der Fotografie.
Dunkle Kirchendecke
Splitview: Links vorher, rechts nachher. DxO PureRaw 3
Splitview: Links vorher, rechts nachher
Gedimmtes Licht in Wohnung
Raw, ISO 204800! Fast ohne Licht aufgenommen. DxO PureRaw 3
Raw, ISO 204800! Fast ohne Licht aufgenommen.
DeepPrime XD. Von Aufnahmen unter diesen Bedingungen mit solchen Ergebnissen hätte man vor wenigen Jahren nur träumen können. Künstliche Intelligenz ist in diesem Fall dein Freund und Helfer. ;-). DxO PureRaw 3
DeepPrime XD. Von Aufnahmen unter diesen Bedingungen mit solchen Ergebnissen hätte man vor wenigen Jahren nur träumen können. Künstliche Intelligenz ist in diesem Fall dein Freund und Helfer. 😉

Meinung: Wünsche und Kritikpunkte

Speicherort-Optionen

Immer noch doof: Ich hätte gerne, dass DxO die verbesserten DNGs in den gleichen Ordner wie die Originale legt und nicht in einen Unterordner. Oft möchte man ja die Ergebnisse direkt mit dem Original-Raw in der Raw-Software seiner Wahl (das ist ja DER Clou von PureRaw!) vergleichen. Und da beispielsweise Capture One bei Sitzungen keine Dateien in Unterordnern anzeigen kann, ist das … nun ja … doof. Da Capture One hier seit Jahren keine lang nachgefragte Lösung bietet, hatte ich auf DxO gehofft. Da es erfahrungsgemäß bis zur nächsten Version keine funktionellen Verbesserungen von DxO gibt, wird das vielleicht erst nächstes Jahr anders.

Wahrscheinlich wird durch diese Unterordner-Konvention von DxO auch ein Feature verhindert, das ich mir für Lightroom Classic gewünscht hätte: das automatische Stapeln der verbesserten Version mit dem Original.

Speichernamen-Optionen

Zwar kann man in den Entwickeln-Optionen die »Raw-Verarbeitungsmethode« als Teil des Namens festlegen. Wenn man aber andere Parameter (etwa ein- oder ausgeschaltete Optionen der Objektivkorrekturen) ändert und diese Version in die Warteschlange stellt, erhält diese einfach denselben Dateinamen wie anderen Exporte mit derselben Entrauschungsmethode. Man kann zwar einen manuellen Prefix oder Suffix eingeben, aber das hätte auch intelligenter gelöst werden können. Für die Standardanwendung ist das zwar ein Luxusproblem, mir hätte es aber gerade das Leben beim Vergleichen verschiedener Einstellungen deutlich vereinfacht.

Der Preis

Neupreis: 129 EUR, Update: 79 EUR. Ist es das wert?

Während ich Version 2 nur widerwillig gekauft hatte, weil das Update für mich „nur“ die Raw-Verbesserung auf M1-Macs beschleunigte, gibt es in diesem Update deutlich mehr praxisrelevante Verbesserungen für alle Anwenderfälle. Insbesondere der neue Rauschreduzierungsmodus und die selektiv steuer- und abschaltbaren Schärfungs- und Objektivkorrekturen sind zusammen mit der Warteschlange für mich essenziell.

Preis und Update-Preis sind hoch, aber im Gegensatz zu Version 2 meiner Meinung nach angemessener. Die besten Fotos einer Serie schicke ich durch PureRaw. Die Korrektur der Objektivverzeichnung und die Schärfung der Bildränder sind genauso hervorragend wie die Entrauschung gezielt unterbelichteter Fotos (in der Regel verbunden mit hohem ISO-Wert). Aber endlich kann man diese unsägliche Überschärfung der vorigen Versionen dämpfen. Der neue XD Modus der Deep-Prime-Entrauschung ist toll. Da kann aktuell weder Adobe noch Capture One noch Topaz mithalten. Voraussetzung für das Ergebnis ist aber eine Raw-Datei.

Übrigens: Mit ProRaw und dem iPhone aufgenommene Fotos zählen nicht dazu. Die haben das Demosaicing (und noch viel, viel mehr an Bildprozessierung!) schon hinter sich und können mit PureRaw deshalb nicht verbessert werden.

DxO und die Umsatzsteuer

Ein selbstständig tätiger DOCMA-Leser schrieb uns Mails, in dem er sich über die Geschäftspraktik von DxO empörte: Preis und Umsatzsteuer würden von DxO nicht transparent und eindeutig kommuniziert.

Und tatsächlich: Bei einem Kauf oder Update wird einem zunächst ein Preis von 129 EUR für die Vollversion und 79 EUR für ein Update ausgewiesen – inklusive Umsatzsteuer.

Sobald man aber seine Umsatzsteuer-Nummer hinterlegt, wird einem auf der Rechnung immer noch ein Preis von 79 EUR angezeigt – bei 0 % Umsatzsteuer.

Ich war genauso verwirrt wie unser Leser, da im gesamten Bestellprozess keinerlei Hinweis oder Erklärung für diese merkwürdig erscheinende Preispolitik erfolgt.

Erst eine Google-Suche (!) brachte mich zu dieser aufklärenden Seite von DxO:

Preisinformationen für gewerbliche Nutzer in der EU mit Umsatzsteuer-ID – Hilfecenter

Information von DxO zu ihrer Preispolitik bei umsatzsteuerpflichtigen Käufern. DxO PureRaw 3
Information von DxO zur Preispolitik bei umsatzsteuerpflichtigen Käufern

Alles legitim, finde ich. Als Selbstständiger kann man ja die Softwarekosten als Ausgabe verbuchen und ein höherer Preis für die kommerzielle Nutzung ist ja nichts Außergewöhnliches bei vielen Softwarepaketen – oft gibt es dabei sogar eine Abstufung nach Umsatz oder Gewinn. Diese Preisgestaltung von DxO ist deren Sache, die mangelnde Transparenz beim Einkaufsvorgang halte ich aber wie auch unser Leser für kritikwürdig. Als ich gestern das Update kaufte, erschien nirgends eine USt-Angabe – wahrscheinlich, weil ich meine USt-Nr. bei DxO in meinem Profil bereits früher hinterlegt hatte. Würde DxO hier für mehr Transparenz sorgen, gäbe es solche kritischen Fragen gar nicht erst.

Mein Fazit

Ich habe mir PureRaw 3 gekauft, weil es für meinen Arbeitsablauf und auch für die Bildergebnisse deutliche Vorteile bietet. Bei der Qualität der Entrauschung, der Korrektur von Objektivverzeichnungen und Objektivunschärfen von Raw-Dateien kann derzeit kein Konkurrenzprodukt mithalten. Wer die beste Bildqualität per Drag-and-drop haben möchte, aber nicht den Raw-Konverter wechseln will (ich werde zum Beispiel mit DxOs Photolab im Vergleich zu Lightroom Classic und Capture One einfach nicht warm), ist hier richtig.

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Olaf Giermann

Olaf Giermann gilt heute mit 20 Jahren Photoshop-Erfahrung sprichwörtlich als das »Photoshop-Lexikon« im deutschsprachigen Raum und teilt sein Wissen in DOCMA, in Video­kursen und in Seminaren.

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