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DOCMAs Zukunft: Wir ­müssen reden …

DOCMAs Zukunft: Wir ­müssen reden …

Nächstes Jahr ist es soweit: 2020 wird DOCMA 18 Jahre alt. Für einen Nischen-Titel ist so ein Alter nahezu biblisch. Das wird besonders deutlich, wenn man sich an all die anderen Photo­shop-Magazine erinnert, die in den Jahren neben der DOCMA im ­Kiosk-Regal gelegen haben – und längst verschwunden sind. Doch täuscht das Überleben von DOCMA über einen wenig erfreulichen ­Aspekt hinweg: Auch uns geht es wirtschaftlich nicht besonders gut. Zum Glück liegt das nicht an den Heftkäufern und Abonnenten, denn wir haben auf lange Sicht keinen ernstlichen Leserschwund zu verzeichnen. Unser erste Ausgabe im Jahr 2002 fand rund 10.000 Käufer und im ersten Quartalsbericht 2019 hat die IVW (Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern) uns wieder 10.017 zahlende Leser attestiert. Eigentlich müsste es uns doch gutgehen, warum also dieser Artikel zu DOCMAs Zukunft? 

Die wirtschaftliche Lage

Da ist zum einen die Kostenseite: Unser Redaktions-Team ist seit 2002 von zwei auf neun Mitarbeiter gewachsen. Zu Beginn gab es nur alle drei Monate ein gedrucktes Heft. Heute bieten wir zusätzlich zum zweimonatlich erscheinenden Printmagazin einen wöchentlichen E-Mail-Newsletter, die tagesaktuelle Webseite und mehrere soziale Kanäle an. Zudem haben wir in all den Jahren stetig an der Produkt-Qualität geschraubt. Das gilt gleichermaßen für die Themenvielfalt, die regelmäßige Überarbeitung der Gestaltung von Print und Web sowie die stetige Verbesserung der Papier- und Druckqualität. Und all das, ohne jemals den Preis des Heftes auch nur um einen Cent zu erhöhen. Seit 2002 kostet eine DOCMA im Handel unverändert 9,90 Euro.
Eine Zeitlang konnten wir Kosten­steigerungen durch Werbung kompensieren. Zum Beispiel, wenn das Papier teurer oder dicker wurde, wir zusätzliche Autoren beschäftigt haben, Post und Dienstleister mehr Geld haben wollten, unsere Website schneller und „­responsiver“ werden musste, oder einfach die Inflation ihren Tribut forderte. Seit ein paar Jahren brechen aber die Umsätze der gesamten Fotoindustrie ein. Das bringt uns zum nächsten Problempunkt – der Einnahmeseite: Viele unserer Werbe­kunden reduzieren alljährlich ihre Budgets in den Dimensionen zweistelliger Prozentzahlen. Bisher kompensieren wir die Minder­einnahmen und die Kosten­steigerungen durch die Kürzung unserer eigenen Honorare und Gehälter. Doch da ist keine Luft mehr. Wir müssen etwas verändern, wenn das Magazin in Zukunft weiter erscheinen soll. Um den bisherigen Verkaufspreis zu halten, könnten wir den Umfang radikal reduzieren und den Werbekunden nach dem Mund schreiben, um vom Anzeigenkuchen ein größeres Stück abzubekommen. Das wäre vermutlich das Ende der Unabhängigkeit von DOCMA. Ist das in Ihrem Sinn? Oder möchten Sie uns lieber günstiger? Dann müssen Sie in Zukunft ohne Papier auskommen und DOCMA wird ein kostenpflichtiger Online-Newsletter.
Soll DOCMA aber im Kern so bleiben, wie bisher – also für Sie als zahlenden Leser auf hochwertiges Papier gedruckt und von einzelnen Werbekunden unabhängig, dann kommen wir nicht um spürbare Veränderungen herum.  

Gestalten Sie DOCMAs Zukunft mit

Da dieses Thema Sie und uns gleicher­maßen angeht, haben wir einen kurzen Fragebogen für Sie vorbereitet, in dem Sie mitbestimmen können, wie die DOCMA in Zukunft aussehen wird. Einfach hier klicken und mitmachen. Nur für eine zusätzliche Teilnahme am Gewinnspiel, bei dem wir zehn 25-Euro-Gutscheine für den DOCMA-Shop verlosen, müssen Sie sich anmelden.

Herzlichst Ihr
Christoph Künne

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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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11 Kommentare

  1. Vielen Dank für die umfassenden Erläuterungen.
    Ich habe Docma als reines e-paper abonniert. Das reicht mir völlig aus. Diese Variante habe ich in der Online-Umfrage vermisst (oder übersehen).
    Dem gesamten Docma-Team drücke ich ganz fest die Daumen und wünsche eine glückliche Hand bei den anstehenden und offensichtlich unvermeidbaren Änderungen.

  2. Im Fragebogen habe ich die vierteljährliche Erscheinungsweise gewählt. Ehrlich gesagt wäre mir aber die bisherige zweimonatige Version mit gleichem Umfang lieber. Zum Preis von, sagen wir 12,90 €? Dies stand aber nicht zur Auswahl. Drei Monate zu warten hat mich früher schon genervt.

  3. Ich schließe mich meinem Vorredner hinsichtlich Erscheinunghäufigkeit an. Qualität soll ihren Preis haben. Ob 12,90 angemessen ist, weiß ich nicht. Kostendeckend soll es halt sein und für alle Beteiligten ein angemessenes Honorar. (Selbst-)Ausbeutung gibt es im Gestalter-Gewerbe ohnehin schon reichlich.
    Ein Online-Archiv mit guter Suchfunktion halte ich für eine sehr reizvolle Idee, die ebenfalls einen eigenen Obulus verdient hätte. Ähnlich wie die „Plus“-Artikel bei Spiegel und Süddeutscher.
    Ich habe DOCMA ab Heft 1, seit Heft 7 im Abo. Ich kapiere schon lange nicht mehr jede Erläuterung, hab auch nicht für alles die erforderliche Geduld. Aber ich weiß die für mich relevanten Dinge zu filzen und schätze sie sehr.

    Die häufig sehr langen Premium-Workshops vermitteln einem das Gefühl, ein Thema wirklich vollständig durchdrungen zu haben. Nicht viele Medien erlauben sich, ihre Leser so erschöpfend mit Inhalt zu fordern. In der Regel geht heute der Trend zu kurzen Artikeln, die ein Thema „auf den Punkt“ und bringen und „prägnant“ sein wollen. Tatsächlich sind sie inhaltlich unvollständig und oberflächlich. Ich bin dankbar, das DOCMA diesen Mut hatte und hat.

    Dankbar bin ich auch dafür, dass ein photoshop-affiner Kunsthistoriker die Inhalte mitgestaltet (hat) und damit auch oft Themen außerhalb reiner Mausklickarien zur Pixeloptimierung behandelt (hat). Selbst ein politisches oder ein zeitgeistiges Statement in einem einleitenden Editorial einer Zeitschrift für Bildbearbeitung ist nicht deplaziert. Im Gegenteil. Ich lese zu viel Wischiwaschi, zu viel einerseits-andrerseits, zu viel es-allen-recht tun-und-deshalb-nirgendwo-anecken-wollen. Da ist es eine Wohltat, wenn eine Haltung zu Tage tritt. Auch wenn es nicht die meine ist.

    Ich möchte, dass DOCMA bleibt und könnte mir auch eine Förderaktion, einen Förderverein, ein Genossenschaftsmodell oder eine Crowdfundingaktion vorstellen, an denen ich mich beteiligen würde. Jedes dieser Modelle hat seine eigenen Vor- und Nachteile, dessen bin ich mir bewusst.

    1. Ich möchte mich den Ausführungen von alfredruby anschließen. Allerdings gehe ich mit dem Preis bis auf 14,90 €. Das ist zwar sehr viel mehr als bisher. Würde der Redaktion aber mehr Spielraum geben und was ich sehr hoffe, der Preis könnte wieder eine lange Zeit stabil bleiben. Bei mir geht Papier vor E Book. Letzteres hätte ich gerne zusätzlich als Archiv aber mit einem sehr guten Inhaltsverzeichnis bzw. Suchfunktion, sonst taugt es nicht als Archiv.
      Lasst Euch nicht verbiegen
      Grüße
      R. Weinzierl

  4. Ich würde mir wünschen, wenn die zweimonatige Erscheinung in der derzeitigen Form so bleibt. Dafür wäre ich auch bereit, einen höheren Preis zu bezahlen. Wenn ich DOCMA mit anderen Fotozeitschriften vergleiche, sind mir zwei Punkte wichtig:
    1) von den Themen und Inhalten professioneller und höherwertig
    2) gegenüber anderen vergleichbaren Zeitschriften nur ein Bruchteil an Werbeseiten und Testberichte. Da Zahle ich ja 2/3 nur für Werbeseiten und für mich zum Teil unnütze Testberichte, da ich ja eine Ausrüstung habe und nicht alle Monate neues Zubehör kaufe.

  5. Vielen Dank für Ihren Beitrag. Passender geht es nicht. Auch anderen Kommentare spiegeln meine Meinung wider. Ich bin mit 58 Jahren heute stark verunsichert, ob der ökologischen Diskussionen. Da ist die Entscheidung für Printmedien leider schnell getroffen. Doch andererseits fehlt die Chance zum Nachschlagen. Ich Reihe mich ein, Herr Ruby.

  6. Danke für die ausführliche Einschätzung der Sachlage. Genau diese Befürchtungen geistern auch schon seit ca. 2 Jahren in meinem Kopf herum. Steigende Kosten…keine Abstriche in der Qualität…mehr Mitarbeiter….mehr Aufwand bei der Pflege der Web- und Infrastruktur…und..und..und.
    Ich nutze die DOCMA schon einige Jahre, seit über einem Jahr als Abo.
    Dass die Zeitschrift seit Beginn an immer den gleichen Preis hat, bei steigenden Kosten, ist schon eine Hausnummer.
    Wegen der tiefgründigen Themen, der hochwertigen Papier- und Druckqualität und den kurzen, aktuellen Tips und Tricks ist es für mich „DIE“ Fotozeitschrift….für die ich auch die besagten 14,90€ zahlen würde. Wobei ich weiterhin für eine Erscheinungsfolge von 2 Monaten wäre. Bei 3 Monaten Abstand wäre m.M. nach die Aktualität schon wieder etwas zäh.
    Ich gehöre auch noch zu den „old school“-Lesern, die lieber ein Heft in der Hand halten, als auf dem Tablet die „bunten Seiten“ durchzuwischen und danach dann nicht mehr weiß, auf WELCHER Seite bzw. in welchem Heft WAS stand.
    Um es aus meiner Sicht noch einmal auf den Punkt zu bringen. Macht bitte so weiter, auch wenn der Heftpreis evtl. ein Drittel steigen müsste.
    Vielleicht kann die Redaktion einmal eine Ansage machen, in welche Richtung der Preis steigen müsste, um kostendeckend zu arbeiten. Ich würde gern zu einer Diskussion diesbezüglich aufrufen.

  7. Ich gehöre mit meinen siebzig Jahren auch zu den älteren Abonnenten – und steige generell immer mehr auf digitale Fassungen um.
    Irgendwann habe ich festgestellt, dass ich so gut wie nie in ältere Ausgaben meiner Natur- und Fotozeitschriften sehe und habe etliche Hundert Hefte entsorgt (verschenkt oder recycelt). Auch Tageszeitunen lese ich fast nur noch auf dem Tablet (weil sich z. B. die Schriftgröße anpassen lässt).
    Deshalb gilt für mich: ein reines Digitalabo mit guter Datenbank (Zugriff gegen Extra-Obulus) gerne zu einem höheren Preis alle zwei Monate mit auch weiterhin engagierten politischen Kommentaren ist für mich ideal.
    Vielen Dank für euer tolles Angebot!

  8. ich überleg auf das e-paper umzusteigen, obwohl es natürlich viel schöner ist ein heft in der hand zu halten.
    allerdings hab ich kaum eine chance einen älteren artikel zu finden. es wäre super wenn man eine online suche für heftabonennten hätte.
    eine preiserhöhung würde ich mitgehen, sie werden es sicher nicht übertreiben 😉
    3-monatige erscheinung wäre für mich in ordnung.
    und ich schließe mich meinen vorschreibern an – weiter so!

  9. Erst mal vielen Dank für all diese positiven Feedbacks! Mit der Verringerung der Erscheinungsweise haben wir uns auch sehr schwer getan. 6x im Jahr wäre auch meine bevorzugte Option, aber damit entstehen weder Spareffekte bei der Produktion noch beim für die Finanzierung nötigen Anzeigenbedarf.
    Auch würde eine Preiserhöhung auf 12,90 – wir oben vorgeschlagen – unter dem Strich die Lage kaum merklich verbessern. Man muss dabei bedenken, dass vom VK-Preis nur rund 40% (vor Abzug der zusätzlichen Vertriebs- & Transportkosten) bei uns ankommen. Wenn wir das Heft so wie bisher weiter produzieren, müsste der Preis eher in Richtung 17,90 gehen – und bei den dann erwartbaren Rückgängen im Einzelhandel kurz darauf noch weiter in Richtung 19,90. Dann kommen wir auf einen Abopreis von über 100 Euro im Jahr. Ich befürchte, das wäre nicht mal im Ansatz mehrheitsfähig.

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