DOCMA Award 2015: Privatsphäre kaputt?
Der DOCMA Award 2015 geht im Februar an den Start. Thema des diesjährigen Wettbwerbs lautet „Privatsphäre kaputt? Das Leben vor der Kamera“. Selfies, spätabendliche Partyfotos, freiwillige oder voyeuristische Nacktaufnahmen – Handykameras sind allgegenwärtig und lassen das Private öffentlich werden. Aber nicht nur Kameras in Telefonen dringen in private Bereiche ein: Paparazzi verfolgen Prominente und nehmen ihre privaten Momente auf, der klassische Privatdetektiv hält den Ehebruch fest, Voyeure beobachten ihre Opfer in intimsten Momenten und wir alle wandeln durch eine Welt der überall präsenten Überwachungskameras.
Unter dem Titel „Privatsphäre kaputt? Das Leben vor der Kamera“ thematisiert der DOCMA-Award 2015 das Verhältnis von Kamera und Privatsphäre. Dabei kann das „Opfer“ der unfreiwilligen Aufnahme ebenso zum Bildinhalt werden wie die Interaktion zwischen Fotograf und Fotografierten oder der Beobachter, der zum Beobachteten wird. Aber auch Selbstdarstellung, die Offenlegung der eigenen Privatsphäre zum Beispiel durch Selfies kann Inhalt des Bildes sein.
Gemeinsam ist solchen Aufnahmen oftmals eine eigene Bildsprache: gelegentlich unscharf, schlecht beleuchtet, mit störenden Elementen im Vordergrund, oft mit extremen Tele oder mit einem Spezialgerät wie einer Infrarot- oder Nachtsichtkamera aufgenommen. Die Fotografierten bekommen vielleicht nicht mit, dass sie fotografiert werden, ignorieren es, flüchten oder verbergen sich, zeigen Abwehr, greifen gar an oder sie treten die Flucht nach vorne an und nehmen eine Pose ein. Die Bilder sollen eine Geschichte erzählen, die Gefühle des „Opfers“ oder der Täter beschreiben, Ort und Situation der Aufnahme deutlich werden lassen oder die Beziehung zwischen den Beteiligen zeigen.
Die eingereichten Bilder können unbearbeitete Fotos sein, kreative Raw-Entwicklungen, komplexe Retuschen, Fotomontagen, 3D-Umsetzungen oder Mischungen aus allem. Wichtig ist nicht die eingesetzte Technik, sondern die Bildwirkung und die Bildaussage. Es gibt drei Teilnehmerkategorien: Meister, Geselle, Lehrling. Die Teilnehmer bestimmen selbst, zu welcher Kategorie sie gehören. Eine Teilnahmegebühr wird nicht erhoben.
Die beim DOCMA Award eingereichten Bilder werden von einer fachlich gemischten Jury in einer zweitägigen Sitzung beurteilt.
Die besten Bilder werden in DOCMA sowie in verschiedenen Ausstellungen präsentiert. Die erste Ausstellung zum DOCMA Award 2015 findet im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main statt und startet am 8. Juli 2015 unter dem Titel „Im Blitzlicht – wenn Privates öffentlich wird“.
Bilder zum Award können ab dem 14. Februar 2015 hochgeladen werden. Hochladeschluss ist der 16. April 2014.
Hauptsponsoren des DOCMA Award 2015 sind Adobe und Sigma. Als Sponsoren sind bisher mit dabei: Wacom, Sony, Fujifilm, Eizo, Epson, Fotolia. Sachprämien stellen zur Verfügung: Olympus, Profoto GmbH, das Umweltfotofestival Zingst und piccure+. Partner sind das Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main sowie das Medienmagazin NITRO.
Vorschläge und Ideen für die Umsetzung des Themas:
- Sie können im Bild jeweils unterschiedliche Perspektiven einnehmen und so entweder die fotografierte/n Person/en zeigen, den/die Fotografen oder – aus der Außensicht –, was zwischen Fotografen und Fotografierten geschieht. Lassen Sie Ihr Bild eine Geschichte erzählen!
- Fotografierte können sich in verschiedener Weise verhalten: Sie bekommen nicht mit, dass sie aufgenommen werden, ignorieren es, flüchten oder verbergen sich, zeigen Abwehrhaltungen, reagieren aggressiv auf den Fotografen, verfolgen ihn – oder sie nehmen eine Pose ein.
- Das Umfeld: Straßenszene, beim Aussteigen aus einem Auto, beim Verlassen eines Hauses, in Privaträumen (durchs Fenster aufgenommen), im Garten, am Swimmingpool, am Strand …
- Die Aufnahmesituation: von einem erhöhten Standort aus (Fenster eines gegenüberliegenden Hauses, Baum, Hügel), aus einem Auto heraus (stehend oder fahrend), allein oder von Paparazzo-Kollegen bedrängt, aus einem Versteck, durch eine halb geöffnete Tür …
- Bei Aufnahmen aus einiger Entfernung muss naturgemäß ein starkes Teleobjektiv verwendet werden, was bei Montagen zu berücksichtigen ist. Die Kamera kann auf einem Stativ befestigt sein, aber bei spontanen Aufnahmen oder ungünstigem Standort auch in der Hand gehalten werden.
- Schwarzweiß-Fotos, noch dazu körnige mit Vignettierung, erinnern an ältere Paparazzo-Fotos und haben einen „dokumentarischen“ Charakter – farbige, gegebenenfalls leicht übersättigt, lassen eher Assoziationen zu aktuellen Yellow-Press-Produktionen zu.
- Die Unfreiwilligkeit und Eile des fotografischen Prozesses bedingen Bildmängel: Bewegungsverwischung, Personen, die teilweise von der Bildkante abgeschnitten werden, störende Objekte zwischen Kamera und Fotografierten, erkennbare Beeinträchtigung durch fotografierende Kollegen …
- Was macht die Bedeutung der fotografierten Personen und das öffentliche Interesse an ihnen aus? Gibt es erkennbare Attribute? Verbergen/verkleiden sie sich (Sonnenbrille, Hut, Perücke, angeklebter Bart …) ?
- Wie lassen sich Paparazzo- und Selfie-Fotos zusammenbringen? Fotograf und „Opfer“ werden identisch. Wie lässt sich das visualisieren?
Hintergrund:
Den DOCMA Award gibt es seit 2002. Er wurde von der Zeitschrift „DOCMA – Doc Baumanns Magazin für Bildbearbeitung“ als jährlicher Wettbewerb im mitteleuropäischen Raum zur Förderung digitaler Bildbearbeitung ins Leben gerufen. Gegründet wurde Deutschlands führende Bildbearbeitungszeitschrift von den Photoshop-Experten Doc Baumann und Christoph Künne.
Bisherige Award-Themen waren:
(2003) Bildelement Ei, (2004) Gefälschte UFO-Fotos, (2005) Mischwesen, (2006) Perspektive 2030, (2007) Großes klein – Kleines groß, (2008) Gesichtspunkte, (2010) Digitale Bildfälschungen, (2011) Digitale Karikaturen, (2012) Vorsicht: Warnhinweise!, (2013) NATÜRLICH!? – Schöner als wahr, (2014) Rollenbilder: Sein – Schein – Inszenierung