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Digital Lomo

Mit Digitalfoto-Apps auf Smartphones bekommt
die Bildbearbeitung auf dem Handy eine ganz
eigene Qualität.

Noch findet man die meisten Bildbearbeitungs-Apps auf dem iPhone, aber auch die anderen Plattformen rüsten auf. Bald dürfte man auf jedem Smartphone eine App installieren können, die per Knopfdruck im Fachjargon „Lo-Fi“ genannte Bilder erzeugt. Entweder gleich beim Fotografieren mit der integrierten Kamera, oder auf Basis bereits vorhandener Fotos, die im Speicher des Geräts abrufbar sind. „Lo-Fi“-Fotografie ist im Kern das glatte Gegenteil moderner digitaler Lichtbildnerei. Hier geht es um geringe Auflösungen, schräge Farben und möglichst individuelle optische Effekte, die von den technischen Defiziten billiger Linsen und analogem Filmmaterial herrühren. Natürlich machen auch Digicams in Handys schlechte Bilder, aber sie sind anders schlecht. Vor allem sind sie qualitativ längst nicht mehr so gruselig wie noch vor ein paar Jahren. Um auf digitalem Weg zurück zu dem zu finden, was Kultkameras wie die Lomo, die Holga, die Diana oder die verschiedenen Polaroidmodelle auf den Film belichteten, braucht man heute eine App. Dann geht auch das wieder per Kopfdruck, und man muss in den meisten Fällen nicht vor der Aufnahme entscheiden, welchen Look das Bild bekommen soll. Das kann man sich für die nächste U-Bahnfahrt, eine Sitzung im Wartezimmer oder eins von den pseudo-wichtigen ­Geschäftsmeetings aufheben, bei denen es ohnehin alle ­normal ­finden, wenn jeder an seinem Smartphone herumfummelt.

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Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

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