Die Zukunft der Fotografie
Die Zukunft der Fotografie? Es wird so viel fotografiert wie noch nie, aber die Fotoindustrie kämpft mit sinkenden Absatzzahlen – die Klagen sind bekannt. Hat die ernsthafte Fotografie also überhaupt noch eine Zukunft? Im Prinzip ja, nur müssen wir akzeptieren, dass sie das Hobby einer Minderheit war, ist und auch in Zukunft sein wird.
Die Zukunft der Fotografie, wenn sie denn eine hat, liegt naturgemäß bei der jüngeren Generation. Die Generation, für die analoge Kameras ebenso kurios wie Schreibmaschinen oder Telefone mit Wählscheiben sind, und der es ganz selbstverständlich erscheint, dass ein Telefon zwar kein Kabel, sehr wohl aber ein Kameramodul hat. Allerdings ist das nur der Gnade der späten Geburt geschuldet und es gibt keinen Grund zu der Annahme, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen von heute würden sich grundsätzlich von den Babyboomern unterscheiden, zu denen beispielsweise ich gehöre.
Das aktuell große Interesse an der Fotografie – groß jedenfalls, wenn man es an der Zahl der geschossenen Fotos misst – ist eine Nebenwirkung unseres Interesses an der Kommunikation. Wir können es nicht lassen, ständig von uns und unserem Leben zu erzählen, und Bilder sind hier wirksamer als die redensartlichen 1000 Worte. Mit dem Smartphone können wir nicht nur fotografieren, sondern die Fotos auch sofort über Messaging-Dienste verschicken und in sozialen Netzen verbreiten. Mit einer bewussten Gestaltung von Bildern hat das nichts zu tun, aber das soll es auch gar nicht.
Aber da sich die Menschen nicht so schnell ändern, gibt es auch heute manche, die mehr wollen – die nach Fotos streben, die über den konkreten Anlass hinaus Bestand haben. Meine Nichte sprach mich vor ein paar Monaten darauf an, dass sie sich ernsthaft mit der Fotografie beschäftigen wollte. Sie zeigte mir die Fotos, die sie mit dem Handy aufgenommen hatte, und es war offensichtlich, dass sie ein Auge für die Bildkomposition hat, aber das Smartphone oder eine Kompaktkamera reichten ihr nicht mehr – sie wollte eine Systemkamera.
Nach längerem Überlegen und dem Durchstöbern meiner Kameradatenbank empfahl ich ihr eine DMC-GX80 von Panasonic. Dass es auf dieses Modell dieses Herstellers hinauslaufen würde, hätte ich von vornherein nicht vermutet. Es war aber die Kamera, die mir am besten zu ihren Wünschen und ihren Preisvorstellungen zu passen schien, und die ihr dann tatsächlich gut gefiel, als wir sie uns beim Fotohändler anschauten (natürlich habe ich mich anlässlich ihres 25ten Geburtstags am Kaufpreis beteiligt). Wenn Sie jemanden um einen Rat für den Kamerakauf bitten und derjenige sagt, „Nimm’ diese Kamera, die hab’ ich auch!“, dann sollten Sie den Rat ignorieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Bedürfnisse dieselben wie die des Ratgebers sind, ist eher gering, und wenn Ihnen jemand seine eigene Wahl aufdrängt, hat er sich nicht ernsthaft mit Ihren Bedürfnissen beschäftigt.
Ihre ersten Erfahrungen mit der neuen Kamera hat meine Nichte mit dem vollautomatischen Modus gesammelt; bei der GX80 ist das der „intelligente Assistent“. Das reichte ihr natürlich nicht, und deshalb haben wir einen Crashkurs über die Belichtung gemacht – um was es dabei geht, wie die Kamera die Belichtung kontrolliert und wie man mit den verschiedenen Modi einen Teil der Kontrolle über die Belichtung zurückgewinnen kann, wenn man weiß, was man tut, und warum man es tut. Ich bin sehr gespannt darauf, was für Fotos sie nun machen wird. Ich habe ihr geraten, alles gründlich auszuprobieren, damit sie später weiß, wie sie zu dem Bild gelangt, das ihr vorschwebt.
Ich fühle mich hier an meinen eigenen fotografischen Werdegang erinnert – ich hatte schon ein paar Jahre früher mit der ernsthaften Fotografie begonnen, wurde damals aber noch durch die Beschränkung auf 36 Aufnahmen pro Film und die relativ langsamen Prozesse von Filmentwicklung und Vergrößerung ausgebremst. Vermutlich gibt es heute ebenso viele ernsthafte Fotografen wie zu meiner Zeit, doch haben sie ganz andere Möglichkeiten, ihre Leidenschaft auszuleben. Die Kameraindustrie wird immer ihre Kundschaft finden; sie darf sich nur nicht dem Irrglauben hingeben, jeder Gelegenheitsfotograf würde über kurz oder lang ein Interesse an ihren Produkten entwickeln. Für die meisten Fotografen bietet ein Smartphone bereits alles, was sie brauchen. Die anderen muss man gezielt ansprechen, und hier haben die PR-Abteilungen der Hersteller noch einiges für die Zukunft der Fotografie zu tun.