Die Kunst der Landschaftsfotografie – Ein Gespräch mit Johannes Hulsch
Reise- und Landschaftsfotografie sind mehr als nur das Festhalten von Momenten; sie sind eine Einladung, die Welt durch die Augen eines Künstlers zu sehen. In unserem Interview mit dem Leipziger Fotografen Johannes Hulsch erfahren wir, wie er die Schönheit der Natur einfängt und welche Rolle die Technik dabei spielt.

Die Reise eines Landschaftsfotografen
DOCMA: Johannes, Landschaftsfotografie ist eine Kunst, die Geduld und Leidenschaft erfordert. Was bedeutet es für dich, Landschaftsfotograf zu sein?
Johannes Hulsch: Landschaftsfotografie ist für mich wie eine meditative Reise. Es geht nicht nur darum, einen schönen Ort zu finden und darauf zu drücken. Es ist das Warten auf den perfekten Moment, das Spiel mit dem Licht und die ständige Suche nach der besten Perspektive. Manchmal stehe ich stundenlang an einem Ort, beobachte, wie sich die Wolken bewegen und das Licht verändert. Es ist eine Art Dialog mit der Natur, bei dem ich versuche, ihre Geschichten in Bildern zu erzählen.
DOCMA: Das klingt nach einer tiefen Verbindung zur Natur. Welche Herausforderungen begegnen dir auf dieser Reise?
Johannes Hulsch: Oh, da gibt es viele! Das Wetter ist oft unberechenbar, und manchmal muss ich meine Pläne spontan ändern. Ich erinnere mich an einen Morgen in den schottischen Highlands, als der Nebel plötzlich aufkam und die Landschaft in ein mystisches Licht tauchte. Es war nicht das Bild, das ich ursprünglich im Kopf hatte, aber es wurde eines meiner Lieblingsfotos. Diese Unvorhersehbarkeit ist es, die die Landschaftsfotografie so lebendig macht.
DOCMA: Und wie beeinflusst das die Art und Weise, wie du deine Ausrüstung auswählst?
Johannes Hulsch: Die Wahl der Ausrüstung ist entscheidend. Ich brauche etwas, das robust und vielseitig ist, um den unterschiedlichen Bedingungen standzuhalten. Lange habe ich mit meinen drei SIGMA-Lieblingsobjektiven; dem 14-24mm F2.8, 24-70mm F2.8 und 70-200mm F2.8 gearbeitet. Als im Februar das neue SIGMA 16-300mm F3.5-6.7 DC OS Contemporary vorgestellt wurde und ich in Japan live dabei sein durfte, wollte ich herausfinden, ob es meine Anforderungen in einer einzigen Linse vereinen kann und mir dadurch eine Menge Rückenschmerzen ersparen würde.
DOCMA: Was macht dieses Objektiv für dich so besonders?
Johannes Hulsch: Es ist wie ein Schweizer Taschenmesser für Fotografen – es bietet mir die Flexibilität, die ich brauche, um sowohl weitläufige Landschaften als auch feine Details einzufangen. Die Vielseitigkeit ist der Schlüssel. Mit dem Weitwinkelbereich bei 16mm kann ich die Weite eines Tals oder die Dramatik eines Himmels einfangen. Gleichzeitig kann ich mit dem Telebereich auf Details zoomen, die sonst im Gesamtbild verloren gehen würden – wie die Struktur eines Berggipfels oder das Spiel des Lichts auf einer Wasseroberfläche. Es gibt mir die Freiheit, ohne ständig Objektive wechseln zu müssen, was besonders auf Reisen wichtig ist.
Trotz seines vergleichsweise geringen Gewichts von 615 g bietet das Objektiv mit einem 18,8-fachen Zoomfaktor die weltweit höchste Zoomleistung für ein APS-C-Objektiv. Das wollte ich mir in einer Stadt wie Tokio zunutze machen, wo es sowohl weitläufige Häuserschluchten als auch spektakuläre Ausblicke bis hin zum 90 Kilometer entfernten Mount Fuji gibt. Eine solche Aussicht bot sich mir, als ich unweit des belebten Viertels Shibuya mit einem Aufzug in den 24. Stock zur Sky Lounge hochfuhr. Von dort hat man nicht nur einen Blick auf den markanten roten Tokio Tower, sondern – was ich vorher nicht wusste – auch auf den Mount Fuji. Der perfekte Ort, um die Zoom-Qualität des 16-300mm einem Praxistest zu unterziehen.
DOCMA: Das klingt nach einem echten Allrounder. Gibt es Momente, in denen du die Grenzen des Objektivs spürst?
Johannes Hulsch: Jedes Objektiv hat seine Grenzen. Bei schwachem Licht oder extremen Anforderungen an die Schärfe gibt es spezialisiertere Objektive. Aber für den Alltag und unterwegs ist das SIGMA 16-300mm ein echter Alleskönner.
Natürlich kann man keine bis in die Ecken gestochen scharfe Bilder ohne Vignettierung wie bei einer Festbrennweite erwarten. Dennoch war ich erstaunt, dass das Objektiv bei leichtem Abblenden im Weitwinkel selbst am Bildrand noch erstaunlich scharf ist. Bei längeren Brennweiten um 200–300mm fällt die Vignettierung stärker auf, allerdings lässt sich diese mit gängigen Bildbearbeitungsprogrammen wie Lightroom problemlos korrigieren.
Ein häufiges Problem bei Aussichtspunkten in luftiger Höhe in Japan sind die Glasscheiben, durch die man fotografieren muss, so auch in der Sky Lounge. Dank der guten Vergütung des Objektivs hatte ich jedoch auch bei Gegenlicht nie Probleme mit störenden Flares oder Ghosting. Zudem lassen sich Reflexionen am Fensterglas weitgehend vermeiden, wenn man das Objektiv möglichst nah an die Scheibe hält und die Ränder mit einem Tuch oder Ähnlichem abdunkelt.
Es hat mir in vielen Situationen treue Dienste geleistet, und ich schätze die Schärfe und die Farbwiedergabe, die es liefert.
DOCMA: Deine Bilder haben oft eine fast poetische Qualität. Wie beeinflusst das Objektiv deinen kreativen Prozess?
Johannes Hulsch: Es ist die Freiheit, die dieses Objektiv bietet. Wenn ich unterwegs bin, möchte ich nicht ständig Objektive wechseln müssen. Das unterbricht den kreativen Fluss. Mit dem 16-300mm kann ich mich ganz auf die Szene konzentrieren. Es ist, als würde ich durch ein Kaleidoskop schauen – die Welt verändert sich mit jedem Zoom, und ich entdecke immer neue Perspektiven. Diese Vielseitigkeit inspiriert mich, Dinge auszuprobieren, die ich sonst vielleicht übersehen hätte.
DOCMA: Gibt es ein Bild, das du mit diesem Objektiv gemacht hast und das dir besonders am Herzen liegt?
Johannes Hulsch: Oh ja, da gibt es viele. Aber eines, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist, entstand als an unserem letzten Tag in Japan langsam die Sonne am Horizont verschwand. Ich erspähte den Mount Fuji durch die umliegenden Häuserschluchten.
Dank des 16-300mm, welches ich in weiser Voraussicht dabeihatte, konnte ich flexibel auf die Szenerien reagieren und den Berg bildfüllend heranzoomen. Als wir schließlich unter der Yokohama Bay Bridge hindurchfuhren, wechselte ich auf 16 mm, um die gesamte Brücke einzufangen. Genau für solche Momente ist ein leichtes Superzoom-Objektiv perfekt, ein Objektivwechsel hätte mir diesen Moment vermutlich gekostet.
DOCMA: Zum Abschluss: Was würdest du Fotografen raten, die überlegen, sich das SIGMA 16-300mm zuzulegen?
Johannes Hulsch: Ich würde sagen, probiert es aus und lasst euch überraschen. Es ist ein leichtes Objektiv, das euch die Freiheit gibt, eure Kreativität auszuleben, ohne euch von der Technik einschränken zu lassen. Es ist ein treuer Begleiter, der euch in vielen Situationen nicht im Stich lässt. Und am Ende des Tages geht es doch darum, die Welt mit neuen Augen zu sehen und diese Sicht mit anderen zu teilen.
DOCMA: Vielen Dank, Johannes, für diesen inspirierenden Einblick in deine Welt der Landschaftsfotografie und die Rolle, die das richtige Objektiv dabei spielt.
Johannes Hulsch
Aufgewachsen in einer ländlichen Gegend entdeckte Johannes Hulsch bereits früh die Schönheit der Natur für sich. Mit der alten Kamera seines Vaters begann er seine ersten Schritte im Bereich der Landschaftsfotografie. Dabei beschränkte er sich vorerst auf das Gebiet des Erzgebirges. Mit zunehmendem Erfolg seiner Bildern in den sozialen Medien begannen sich auch die Reisen auf Deutschland und Europa auszuweiten. Mittlerweile ist er selbständig als Landschaft- und Reisefotograf in Leipzig ansässig und nimmt seine Follower mit auf seine Abenteuer rund um den Globus. Jedoch gilt für ihn nach wie vor das Motto: „Für ein gutes Foto muss man seinen Blick nicht in die Ferne schweifen lassen, die schönsten Dinge findet man meistens direkt vor der Haustür, da man sich dort auskennt wie kein zweiter.“