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Claude-Glas – „Instagram-Filter“-Höhenflug im 18. Jahrhundert

Claude-Gläser oder Claude-Lorrain-Spiegel waren zeitweilig ein beliebtes Gadget für Landschaftsliebhaber des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Das Ziel: Die Landschaft wie mit einem, sagen wir einmal, Instagram-Filter behandelt sehen zu können.

© Midjourney & CC BY 4.0. Claude-Glas – „Instagram-Filter“-Höhenflug im 18. Jahrhundert
© Midjourney & CC BY 4.0

Claude-Glas

Das Claude-Glas ist ein kleiner, getönter und gewölbter Spiegel, den es in verschiedenen Formen und Größen gab.

Eine zusammenklappbare Version des Claude-Glases. © CC BY 4.0. Claude-Glas – „Instagram-Filter“-Höhenflug im 18. Jahrhundert
Eine zusammenklappbare Version des Claude-Glases. © CC BY 4.0

Um ihn zu verwenden, stand man mit dem Rücken zu der Szene und betrachtete diese im Spiegel. Die Landschaft wirkte dadurch dunkler, farblich getont, (meist rund) eingerahmt und wie mit einem heutigen Weitwinkel-Objektiv aufgenommen. Dadurch wirkte sie wie ein Gemälde.

Man stand oder saß mit dem Rücken zur betrachteten Szene und schaute in das Claude-Glas. © The British Museum
Man stand oder saß mit dem Rücken zur betrachteten Szene und schaute in das Claude-Glas. © The British Museum

Bezeichnung und Zweck des Claude-Glases

Tatsächlich war das Claude-Glas durch Gemälde und ihren speziellen „Look“ inspiriert. Die Bezeichnung geht auf den französischen Landschaftsmaler Claude Lorrain (1600–1682) zurück, dessen idealisierte Landschaftsmalereien im 18. Jahrhundert sehr geschätzt wurden und auch als Inspiration für manche Parklandschaften dienten. Typische Bilder von Claude Lorrain:

Seaport at sunset (1639), ausgestellt im Louvre. Claude-Glas – „Instagram-Filter“-Höhenflug im 18. Jahrhundert
Seaport at sunset (1639), ausgestellt im Louvre
Sunrise (1646–47), ausgestellt im Metropolitan Museum of Art. Claude-Glas – „Instagram-Filter“-Höhenflug im 18. Jahrhundert
Sunrise (1646–47), ausgestellt im Metropolitan Museum of Art

Durch den Blick in den Claude-Spiegel konzentrierten sich Kunst- und Naturfreunde auf bestimmte Ausschnitte einer Landschaft – so wie wir es heute mit einer Kamera tun. Durch die Spiegeltönung war das „Color Grading“ inklusive.

Anleitung zur Herstellung eines Claude-Glases

Mithilfe einer Lupe können Sie sich leicht selbst ein Claude-Glas herstellen, falls Sie sich in die Filter-Mode des 18. Jahrhunderts zurückversetzen möchten. Hier finden Sie eine Anleitung dazu.

Ich finde solche Rückblicke – also sowohl den in solche Spiegel als auch in der Geschichte – spannend. Denn sie zeigen deutlich, dass die Menschen damals auch schon genauso experimentiert haben wie wir heute. Würden sie heute eine Touristenmeute sehen, die ihre Smartphone-Kameras einer eindrucksvollen Szene entgegenhalten, würden sie – in Unkenntnis der Funktionsweise der Handys – wahrscheinlich in die entgegengesetzte Richtung schauen, falls Sie die Smartphones für eine Art Claude-Glas hielten.

Wahrscheinlich ist wohl auch: Die Claude-Glas-Nutzer von damals hätten die heutigen Möglichkeiten der Digitalfotografie und Bildbearbeitung geliebt. 🙂


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Olaf Giermann

Olaf Giermann gilt heute mit 20 Jahren Photoshop-Erfahrung sprichwörtlich als das »Photoshop-Lexikon« im deutschsprachigen Raum und teilt sein Wissen in DOCMA, in Video­kursen und in Seminaren.

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