BlogTechnik

Canons Dual Pixel CMOS 3D-Technologie

Es gibt Meldungen in der Fotografie-Geschichte, die uns das Gefühl geben, etwas Neues zu erleben. So ein Moment könnte uns bevorstehen, wenn Canon seine neu entwickelte Dual Pixel CMOS 3D-Fototechnologie auf den Markt bringt. Diese Technologie, die Michael Hußmann hier in den Grundzügen erklärt – verspricht, die Art und Weise, wie wir Bilder wahrnehmen, grundlegend zu verändern. Doch was steckt hinter Canons Dual Pixel CMOS 3D-Technologie, und warum könnte das ein Wendepunkt für die Fotografie sein?

Was ist Dual Pixel CMOS 3D?

Stellen Sie sich vor, Sie könnten ein Foto nicht nur sehen, sondern sich auch in sie hinein vertiefen – als ob Sie Ihre Hand ausstrecken und die Textur eines Blattes oder die Rundung eines Gesichts erforschen könnten. Das ist die Vision hinter Canons neuer Technologie, wie Petapixel sie kürzlich gemeldet hat. Die Dual Pixel CMOS 3D-Technologie nutzt die Dual-Pixel-Sensoren, die Canon bereits in vielen seiner Kameras wie zum Beispiel der R5 einsetzt, um nicht nur zweidimensionale Bilder, sondern auch Tiefeninformationen zu erfassen. Das Ergebnis? Fotos, die eine räumliche Dimension besitzen und uns die Welt so zeigen, wie wir sie mit unseren eigenen Augen wahrnehmen.

Die Technik basiert auf der Fähigkeit, minimale Unterschiede in der Lichtbrechung zu messen, ähnlich wie unsere Augen Entfernungen einschätzen. Dadurch entsteht ein 3D-Effekt, der nicht nur ästhetisch beeindruckt, sondern auch praktische Anwendungen in Bereichen wie Virtual Reality, Architektur und sogar Medizin finden könnte.

Ein Blick zurück: Die Sehnsucht nach Tiefe

Die Idee, Tiefe in Bildern einzufangen, ist natürlich nicht neu. Schon in den frühen Tagen der Fotografie experimentierten Pioniere mit Stereoskopie, um räumliche Effekte zu erzeugen. Ich erinnere mich an einen Nachmittag in einem kleinen Antiquitätengeschäft, wo ich durch einen alten Stereoskop-Betrachter blickte. Die schwarz-weißen Bilder von Landschaften und Straßenszenen wirkten plötzlich lebendig, als ob ich durch ein Fenster in eine andere Zeit schaute. Es war ein magischer Moment, der mir zeigte, wie sehr uns die dritte Dimension fasziniert.

Doch während die Stereoskopie eher ein Nischenphänomen blieb, könnte Canons Technologie den 3D-Effekt in den Mainstream bringen. Anders als frühere Ansätze, die oft sperrige Geräte oder spezielle Brillen erforderten, könnte diese Technologie direkt in Kameras integriert werden – ein Gamechanger für Profis und Hobbyfotografen gleichermaßen.

Persönliche Gedanken

Als Fotograf habe ich oft darüber nachgedacht, was ein Bild wirklich ausmacht. Ist es die Komposition? Das Licht? Oder die Emotion, die es auslöst? Vielleicht ist es eine Kombination aus allem – und vielleicht könnte die dritte Dimension eine neue Ebene hinzufügen. Ich stelle mir vor, wie ich mit einer solchen Kamera Porträts produzieren, bei denen auch die Tiefe der Körperstrukturen sichtbar wird. Das könnte visuell interessant sein. Doch bleibt mehr als ein Hauch von Skepsis. Wird diese Technologie wirklich halten, was sie verspricht? Das 3D-Fernsehen ist auch kläglich gescheitert und wenn ich einen Kinofilm in 3D sehen soll, warte ich bis man ihn auch ohne diesen Schnickschnack irgendwo streamen kann.

Eines ist sicher: Die Dual Pixel CMOS 3D-Technologie von Canon hat das Potenzial, die Fotografie zu erweitern. Sie könnte uns nicht nur neue kreative Möglichkeiten eröffnen, sondern auch die Art und Weise, wie wir die Welt sehen, verändern. Ob sie sich durchsetzen wird, hängt jedoch davon ab, wie gut sie in der Praxis funktioniert, ob sie für die breite Masse zugänglich wird und ob dieses neue Sehen über den ersten Moment hinaus Begeisterung hervorruft.

Bis dahin bleibt uns die Vorfreude – und die Hoffnung, dass diese Technologie uns nicht nur beeindruckt, sondern auch inspiriert. Denn am Ende des Tages geht es in der Fotografie nicht nur um Technik, sondern um die Geschichten, die wir erzählen. Und vielleicht, nur vielleicht, könnten diese Geschichten bald eine neue Dimension bekommen.

Zeig mehr

Christoph Künne

Christoph Künne, von Haus aus Kulturwissenschaftler, forscht seit 1991 unabhängig zur Theorie und Praxis der Post-Photography. Er gründete 2002 das Kreativ-Magazin DOCMA zusammen mit Doc Baumann und hat neben unzähligen Artikeln in europäischen Fachmagazinen rund um die Themen Bildbearbeitung, Fotografie und Generative KI über 20 Bücher veröffentlicht.

Schreibe einen Kommentar

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Das könnte Dich interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"