Bildkritik: Schräge Spielzeugautos
Das neue Jahr fängt ja gut an! Manche lernen es einfach nicht. Da ist Doc Baumann nun schon x-mal auf solche im Boden versinkenden Automobile eingegangen – und was hat es genutzt? Offensichtlich nichts! Die Monteure eines Nissan-Händlers haben es aber immerhin geschafft, die falsche Perspektive noch zu toppen und die Fahrzeuge auf Spielzeuggröße schrumpfen zu lassen. Jedenfalls lesen sie DOCMA nicht. Das rächt sich nun.
Ich glaube, in diesem Falle ist es überflüssig, die Fluchtlinien der Autos konstruieren und den sich so ergebenden Horizont einzeichnen zu müssen. Dass der weit unter dem tatsächlichen liegt, erkennt man mit einem Blick (wobei „einem“ unübersehbar auf die Monteure eines Kasseler Nissan-Händlers nicht zutrifft). Übrigens müsste der Fluchtpunkt hier sogar noch höher liegen als der Horizont, da die Straße ansteigt und der Fluchtpunkt eines auf ihr stehenden Gegenstandes damit über dem Horizont der Szene läge.
Das Hintergrundfoto der Straße im verschneiten Gebirge taucht auch auf der Webseite eines anderen Händlers auf; womöglich hat es der Autobauer zur Verfügung gestellt, um fürs Winterfestmachen der Modelle zu werben. Ist aber auch ganz egal, denn die Bergstraße kann ja nichts dafür, dass sie dann so übel missbraucht wurde.
Nun ist zwar nicht ganz auszuschließen, dass das Christkind den Kindern superreicher Eltern geschrumpfte Fahrzeugmodelle mit Elektromotor unter den Weihnachtsbaum gelegt hat, mit denen sie dann mit 15 km/h durch den zur Villa gehörenden Park fahren dürfen. Die Lebenserfahrung spricht aber eher dafür, dass es in dieser Anzeige nicht darum geht.
Sie ist schlicht mal wieder ein abschreckendes Beispiel für Unkenntnis der grundlegenden Regeln, die man bei Montagen beachten sollte. Da die Anzeige (ganzseitig!) mehrfach in der Lokalzeitung erschien, haben es wohl auch andere in der Firma Verantwortliche auch in diesem Fall nicht gesehen.
Bestimmt kommt nun wieder das alte Argument: Die armen Bildbearbeiter, die unter Zeitdruck aus dem zur Verfügung gestellten Material das Beste machen sollen. Mir kommen die Tränen! Das mag ja gelegentlich zutreffen – hier sicherlich nicht, denn zumindest die Größe der Autos hätte man leicht der Gebirgsszene anpassen können, indem man sie einfach ein Stück weiter nach hinten geschoben hätte. Da würde dann wenigstens die Größe stimmen.
Und ein klein wenig kann man auch durch Scheren einer Auswahl die Perspektive angleichen – aber wirklich nur ganz dezent, sonst verschieben sich die Proportionen merklich.
Ob die Straße glatt ist oder nicht (wegen der Reflexionen wichtig, die wir uns aber hier mit Photoshops „Spiegeln“ lieber gar nicht erst vorstellen wollen), ist schwer auszumachen. Aber wie auch immer – wir hoffen, dass Sie einen „guten Rutsch“ hatten. In diesem Sinne wünschen Ihnen die DOCMAtiker ein gesundes, friedliches und erfolgreiches Jahr 2022.
@…da die Straße ansteigt
Macht sie das wirklich, oder ist die Kamera nur nach unten gekippt ?
Nach längerem Hingucken habe ich sogar den Eindruck, die Straße geht bergab.
Nach längerem Hingucken … ja, da ist was dran. Ich habe den Eindruck., sie steigt im vorderen Bereich an und fällt nach der Kurve wieder ab. Schaut man sich das Bild an, zu dem ich oben verlinkt hatte, könnte sie auch insgesamt abwärts gehen – schwer zu entscheiden. Aber Größe und Perspektive der drei Autos sind so oder so falsch – immerhin das.
Wie so oft in der Werbung – man will Aufmerksamkeit erzielen, da spielt Realität keine Rolle.
Ich habe schon mal an anderer Stelle (https://t1p.de/jkwp) darauf hingewiesen, Yadegar Asisi erklärt Perspektive und Größenverhältnisse in seine Videos hervorragend. Das ist zwar eine Serie für Zeichner, aber auch für Fotografen sehr interessant. https://t1p.de/llo0
Gerade im Handelsmarketing stehen die Kosten für die Traffic stark unter Druck. Da darf man sich nicht über solche Ergebnisse wundern. Oftmals wird Händlern direkt die Aufhabe zugewiesen per Online-Tool die Anzeige zu gestalten. Da liegen die Autos eben nur als fest definiertes Sniplet vor. Weist der GF des Autohauses die Aufgabe dann noch einer MitarbeiterIn z.B. aus der FiBu zu, dann kommen solche Ergebnisse bei heraus. Klar sieht das schlimm aus, aber oftmals fällt das draußen den normalen Konsumenten auf der Straße weniger auf, wie man als gestaltungssensitiver Mensch das hofft.
Kann ja sein, aber da hält sich mein Mitleid in Grenzen. Wenn Konzerne, die Millionen- und Milliardengewinne machen, denken, sie sollten ihre Marke mit so einem Schrott öffentlich präsentieren, ist das deren Problem – Händler hin oder her. Warum sollte man ausgerechnet bei Fragen der Gestaltung so „tolerant“ sein? Wenn ich meinen Wagen zur Inspektion oder Reparatur bringe und der Händler setzt da die Mitarbeiterin aus der FiBu dran, die gerade mal keine Bildbearbeitung macht, mit entsprechendem Ergebnis für die Sicherheit meines Autos, dürfte da auch niemand Verständnis für zeigen, oder? Oder würde man sagen, weil ich als normaler Konsument auf der Straße kein automobiltechnik-sensitiver Mensch bin und den Murks vielleicht nicht gleich merke, geht das schon so in Ordnung?