Bielefeld-Verschwörung bestätigt
Mitte September 2019 war es in allen Medien zu lesen: „Der Beweis: Bielefeld gibt es!“ Die „Stadt“ hatte zu einem Wettbewerb aufgerufen, dessen Teilnehmer die sogenannte Bielefeld-Verschwörung überzeugend widerlegen sollten. Da das angeblich keinem gelungen sei, hält Bielefeld seine Existenz damit für bewiesen. Was natürlich völliger Unsinn ist … Doc Baumann entlarvt die Verschwörung.
Mitte September war es überall zu lesen: „Der Beweis: Bielefeld gibt es“ lautete die Schlagzeile der dpa, und auf Spiegel Online hieß es: „Bielefeld hält seine Existenz nach dem Ende der Aktion für endgültig bewiesen. Ein 600 Kilo schwerer Gedenkstein in der Altstadt soll nun daran erinnern, was – so hoffen es die Bielefelder – nun ein für alle Mal klar ist. Bielefeld existiert. Wirklich.“
Das könnte den Verschwörern so passen! Hat schon jemals eine Stadt einen Wettbewerb ins Leben gerufen, der – im Umkehrschluss – ihre Existenz belegen soll? Ein solcher Aufwand ist doch nur dann nötig, wenn es gute Gründe gibt, eben daran zu zweifeln.
Da die Medien bekanntlich hinter vielen Verschwörungen stecken, ist es kein Wunder, dass auch die PR der Bielefeld-Verschwörer eine weite Verbreitung findet.
Kurz für alle, die mit dem Thema nicht vertraut sein sollten: Die sogenannte „Bielefeld-Verschwörung“ kam vor 25 Jahren versehentlich ans Licht. Um sie unglaubwürdig zu machen, wurde sie schnell als Scherz des Kielers Achim Held ausgegeben. Sie besagt, dass Bielefeld gar nicht existiert, sondern dass es eine Verschwörung gibt, die uns ebendies glauben machen will. (Oft wird das missverstanden: Die Verschwörung bestehe darin zu behaupten, Bielefeld existiere nicht.)
Da die Verschwörer inzwischen wohl gemerkt haben, dass immer mehr Menschen nicht länger bereit sind, an ihre absurde Behauptung zu glauben, Bielefeld existiere wirklich, wurde vor einiger Zeit – angeblich von ebendieser „Stadt“ – ein Wettbewerb ausgeschrieben: Wer die Bielefeld-Verschwörung beweisen könne, erhalte ein Preisgeld von einer Million Euro. Bereits diese hohe Summe zeigt, dass die Verschwörer nie ernsthaft vorhatten, das Geld wirklich auszuzahlen.
Ist die Bielefeld-Verschwörung nun wirklich widerlegt?
Bereits mit der Veranstaltung des Wettbewerbs haben sich die Veranstalter also aufs Glatteis begeben.
Angeblich sei jetzt die Bielefeld-Verschwörung widerlegt, da keine der eingegangenen 2000 Einsendungen aus dem In- und Ausland den Beweis gegen die Existenz der Stadt erbracht habe. Aber ist das wirklich glaubhaft? Erstens setzte sich die Jury aus lauter angeblichen „Bielefeldern“ zusammen, also Menschen mit einem ausgeprägten Interesse daran, die Fiktion der Stadt Bielefeld aufrechtzuerhalten.
Zweitens wurden lediglich eine Handvoll Argumente (nicht einmal 4 Promille der Einsendungen) veröffentlicht, mit der Verallgemeinerung, dass keine der 2000 Einsendungen zur Aufdeckung der Verschwörung überzeugend gewesen sein soll. (Zwischen den Zeilen geben sie diese Lüge übrigens auch zu: Auf der Webseite des Wettbewerbs heißt es groß „Beweise aus aller Welt“ – sonst müsste dort ja stehen: „angebliche Beweise“)
Und drittens würde selbst aus der Tatsache, dass alle Einsendungen die Nichtexistenz von Bielefeld nicht zwingend nachgewiesen hätten, im Umkehrschluss keineswegs logisch folgen, dass Bielefeld tatsächlich existiert.
Was meinen Sie wohl, welches Ergebnis dabei herauskäme, wenn DOCMA einen Wettbewerb ausschreiben würde, bei dem die Teilnehmer/innen die These widerlegen sollen, das Heft sei das tollste Bildbearbeitungs-Magazin der Welt? Zumal, wenn die Jury ausschließlich mit DOCMA-Mitarbeiter/innen besetzt ist? Allein schon die Tatsache, dass die deutschen Medien diesen Tatbestand einer unabhängigen Jury nicht thematisiert haben, belegt zur Genüge, dass sie Teil dieser Verschwörung sind und davon profitieren.
Es war ja auch gar nicht zu erwarten, dass diese Million jemals ausgezahlt würde. Warum sollten die Verschwörer so dumm sein, die wirklich überzeugenden Argumente dafür zu veröffentlichen, dass ihr Konstrukt eine Fiktion ist? Aber so haben sie es sehr geschickt ohne große Kosten geschafft, alle wirklich überzeugenden Argumente einzusammeln, um dann in Ruhe die Schwachstellen ihrer Verschwörung beheben zu können.
Lauter gute Gründe für eine Bielefeld-Verschwörung
Nun könnte man sagen, man finde „Bielefeld“ ja nicht nur auf Landkarten und in Lexika (was lediglich die Macht der Verschwörer belegt, diese Medien zu manipulieren), sondern etwa auch auf Google Earth – ja, man könne sogar dorthin fahren und sich persönlich von der Existenz der Stadt überzeugen. Lächerlich! Kaum ein ernsthafter Verschwörungstheoretiker wird leugnen, dass es auf dem auf den Landkarten eingezeichneten Bereich eine Stadt mit den Ortschildern „Bielefeld“ gibt und dass viele dort angesiedelte Statisten diese Ortsangabe auf Briefköpfen oder Visitenkarten stehen haben. Aber diese Ansammlung von Häusern und Straßen wurde doch nur deswegen errichtet, um die Verschwörung zu stützen! Merkt das denn niemand? Man muss doch nur die Augen aufmachen und hinschauen.
Würde etwa aus meinem Wohnort tatsächlich „Bielefeld“ werden, wenn ich nachts heimlich alle Ortsschilder gegen solche mit diesem Namen austausche und die Einwohner dazu überrede, ihn auch auf ihren Visitenkarten usw. zu ändern?
Ich habe mich zugegebenermaßen mit den Hintergründen der Bielefeld-Verschwörung nicht intensiv befasst. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass sie weit in die Geschichte zurückreicht. So schreibt einer der Verschwörer, Dr. Jochen Rath, Stadtoberarchivrat beim Stadtarchiv und der Landesgeschichtlichen Bibliothek, im Zuge der „Widerlegungen“, es gebe eine Urkunde aus dem Jahr 1214, in der „Bielefeld“ erwähnt werde.
Na und? Das würde doch lediglich das hohe Alter der Verschwörung belegen. Wir wollen doch bitte nicht vergessen, dass neben den Illuminaten vor allem die Tempelritter hinter zahllosen Verschwörungen stecken. Bemerkenswerterweise war nun ganz in der Nähe eine der deutschen Niederlassungen der Templer auf der Dreckburg, lediglich eine halbe Stunde von „Bielefeld“ entfernt, nahe Paderborn. Ist es da nicht ziemlich wahrscheinlich, dass die Templer vorgeblich in einiger Entfernung eine neue Komturei gründen, ihr den Decknamen „Bielefeld“ geben und so alle Welt von der Dreckburg ablenken? Schließlich ist der berühmte Templer-Schatz bis heute nicht gefunden worden. Das Ablenkungsmanöver hat also offenbar funktioniert. Und es ist wohl kaum ein Zufall, dass ausgerechnet im Jahr zuvor, 1213, Papst Innozenz III. mit der Bulle „Quia maior“ die Grundlage für einen neuen Kreuzzug geschaffen hatte.
(Ganz am Rande: Die Dreckburg liegt nur 10 km von der Wewelsburg entfernt, und was es mit der und Himmlers SS-Zukunftsplänen auf sich hatte, weiß nun wirklich jeder Verschwörungstheoretiker.)
Zusätzlich belegt wird das alles übrigens durch den Eintrag „Biel“ im Grimmschen Wörterbuch: „Biel, n. securis, für beil: ein guter hammer one stiel, ein guter zimmerman on biel. Waldis Esop 4, 93.“ Sie erkennen nicht den engen Zusammenhang zwischen „Bielefeld“, Dreckburg, Wewelsburg, Templerschatz, Kreuzzugsbulle und Grimmschen Wörterbuch-Eintrag? Dann sollten Sie mal ernsthaft darüber nachdenken, ob Sie nicht auch schon ein Opfer der Verschwörer geworden sind!
Die Verschwörer haben sich selbst entlarvt: Bielefeld existiert nicht
Die Nichtexistenz von etwas lässt sich praktisch nicht beweisen (etwa 6482 Meter unter meinem Haus lebt ein unsichtbarer Quontz). Es gibt zwar Autoren, die auf diversen Webseiten behaupten, Nichtexistenz ließe sich doch beweisen; und angeblich gebe es keinen einzigen Logiker, der diese Anschauung vertrete. Doch dagegen steht allein schon das Beispiel von Bertrand Russells Teekanne – und wenn der kein anerkannter Logiker war!
Bei dieser Argumentation geraten oft die Unterschiede zwischen einem rein formallogischen und einem empirischen Beweis, zwischen synthetischen und analytischen Urteilen in Sinne Kants durcheinander. Aber man kann sich sicherlich darauf einigen, dass sich die Nichtexistenz von etwas praktisch nicht beweisen lässt. Und damit war bereits die Aufgabenstellung an die Wettbewerbsteilnehmer unlauter. Wer Außergewöhnliches behauptet („Bielefeld existiert“), trägt – nach David Hume – auch die Beweislast für diese Aussage. Und darauf warten wir noch immer vergeblich. Na, überzeugt … ?
Geht ein Mann auf der Straße und klatscht alle drei Schritte in Gesichtshöhe in die Hände.
Dabei wird er von einer anderen Person beobachtet, die ihn fragt, weshalb er dies denn tue. Seine Antwort: »Um die weißen Elefanten zu vertreiben«.
Ungläubig und zweifelnd entgegnet die andere Person, dass es hier doch gar keine Elefanten gäbe.
Darauf hin der Mann: »Eben, weil ich klatsche«.
Unsinn? Ja, und man könnte es unter harmlos einstufen. Aber wehe, wen ihm jemand widerspricht …