Auf den Schirm!
Der Fernseher ist heutzutage nicht mehr der Familienaltar, vor dem sich alle zu „Wetten, dass …?“ versammeln, aber aktuelle HD-Modelle sind wiederum auch zu schade, um im Hintergrund mit der soundsovielten Tatort-Wiederholung nur für das visuelle Grundrauschen zu sorgen, während man sich auf dem „second screen“ den wirklich wichtigen Dingen widmet. Könnte der Fernseher nicht auch als Computer-Monitor herhalten?
Einen Großteil des Tages verbringe ich damit, auf irgendeinen Bildschirm zu starren, und meist ist es das Display meines MacBook Air – nicht mein leistungsfähigster Computer, aber doch mein wichtigstes Arbeitsgerät, schon weil ich es fast immer dabei habe. Das MacBook Air hat natürlich auch nicht den höchstauflösenden Bildschirm im Haus; diesen Rekord hält ausgerechnet mein iPad mini mit 2048 mal 1536 Pixeln. Wenn ich aber sowieso in Reichweite meines HD-Fernsehers sitze, könnte ich ihn doch als externen Monitor für das MacBook nutzen – seine 1920 mal 1080 Pixel müssten allemal mehr hermachen als die 1440 mal 900 Pixel des eingebauten TFT-Displays. Dazu ist ein Verbindungskabel zwischen dem Thunderbolt/Mini-Displayport-Anschluss des MacBook Air und einer der HDMI-Schnittstellen des Fernseher nötig, aber das ist sowieso vorhanden.
Der Anschluss ist also schnell hergestellt, und der Computer stellt sich auch selbsttätig auf die Eigenheiten des Fernsehers ein. Er schaltet auf dessen native Bildfrequenz von 60 Hz um und erzeugt ein Bild im passenden Seitenverhältnis von 16:9. Bevor der Fernseher aber überhaupt den Computer würdigt, muss ich zu dessen Fernbedienung greifen und die verwendete HDMI-Buchse als Signalquelle wählen. Und obwohl die Signale des MacBook Air eigentlich perfekt auf die Anforderungen des Fernsehers abgestimmt sind, schneidet dieser erst einmal einiges von den Bildrändern ab. In den Bild-Einstellungen im Menü des Fernsehers gibt es den Punkt „Bildschirmanpassungen“, dessen Unterpunkt „Bildformat“ auf „16:9“ steht – theoretisch richtig, praktisch aber eben nicht. „Breitenzoom“ und „Zoom“ bringt es nicht, „4:3“ natürlich sowieso nicht, aber „Bildschirmanp.“ zeigt das vollständige Bild ohne Beschnitt, Verzerrungen oder schwarze Balken.
Damit ist nicht gesagt, dass das Ergebnis irgendwie ansehnlich wäre. Genau genommen sieht das Bild ziemlich gruselig aus und als Ursache der störenden Artefakte erweist sich die großzügige Nachschärfung. Erst nachdem ich den Schärferegler auf Null gestellt habe, verbessert sich die Darstellung. Aufgrund dieser Erfahrung habe ich die Schärfeeinstellung des Fernsehbildes kontrolliert und auch diese ein gutes Stück zurückgefahren. Der von mir lange hinausgezögerte Wechsel vom guten alten Röhrenfernseher zum Full-HD-Flachbildschirm war ja mit einem Schock verbunden, denn vertraute Schauspieler und Moderatoren wirkten plötzlich um Jahre gealtert – PAL glättet Falten, die HDTV erbarmungslos zeigt. Der Verzicht auf ein allzu offensives Nachschärfen mildert diesen Effekt. Die Bilder, die ein Computer erzeugt, sind von vornherein sehr scharf und vertragen überhaupt keine Nachschärfung.
Für ein perfektes Bild fehlt noch eine Kalibrierung, aber das ist ein Thema, auf das ich bei anderer Gelegenheit eingehen werde. Jedenfalls macht der HD-Fernseher auch als Monitor eine gute Figur, und während die Fernsehsender in ihrer monatelangen Sommerpause sowieso nur Wiederholungen versenden, ist das noch die beste Anwendung, der man ihn derzeit zuführen kann.
Danke für die Anregung, hatte auch schon über die Umsetzung nachgedacht.
LG Ralf