
Nach einer gefühlten Ewigkeit des Wartens ist sie da, die Apple Intelligence. Während US-amerikanische Apple-Nutzer bereits munter mit „Apple Intelligence“ herumspielten, ließ Apple uns Europäer angeblich aus Angst vor regulatorischen Auflagen nur neidisch über den digitalen Teich blicken. Jetzt aber ist es so weit: Mit iOS 18.4 und macOS 15.4 schaltet Cupertino seine KI-Funktionen auch für uns frei. Die Fanfaren klangen schon im letzten Jahr laut, die Erwartungen waren – wie immer bei Apple – immens. Doch wer gehofft hatte, dass Tim Cook & Co. mal eben die Welt der kreativen KI neu erfinden, wird nach den ersten Gehversuchen ernüchtert feststellen: Das war mal wieder besonders viel heiße Luft. Das Ergebnis ist denn eher ein ziemlich laues Lüftchen entfacht. Insbesondere der als zentrales Element beworbene „Playground“ entpuppt sich weniger als gut ausgestattete Spielwiese, sondern eher als Sandkasten mit sehr überschaubarem Spielzeugangebot.
Endlich angekommen – und doch zu spät dran?
Man muss Apple ja lassen, dass sie sich Zeit nehmen. Während die Konkurrenz von OpenAI über Google bis Anthropic längst mit beeindruckenden Sprach- und Bildmodellen Fakten schuf, brütete man in Cupertino im Stillen Kämmerlein über der eigenen Vision von künstlicher Intelligenz. „Apple Intelligence“ sollte es richten, tief integriert ins Ökosystem, intuitiv bedienbar und natürlich – Privacy first! Die monatelange Verzögerung in Europa schürte die Neugierde nur noch mehr. Hat Apple die Zeit genutzt, um aus den Fehlern der anderen zu lernen und eine wirklich überlegene Lösung zu präsentieren? Oder bekommen wir nur einen späten Aufguss dessen, was anderswo längst Standard ist, garniert mit dem üblichen Apple-Marketing-Zuckerguss? Die erste Bilanz fällt leider sehr mager aus. Die Revolution findet diesmal zumindest nicht statt.
Playground: Apples KI-Sandkasten für Anspruchslose

Im Zentrum der neuen KI-Welt steht der „Image Playground“, Apples Antwort auf Midjourney und Co. Wer allerdings die Flexibilität und Tiefe aktueller Modelle gewohnt ist, erlebt eine herbe Enttäuschung. Apples KI agiert oft erstaunlich mutlos, inhaltlich limitiert und bewegt sich ästhetisch dort, wo die anderen schon vor etwa zwei Jahren waren. Die Fähigkeit, längere Prompts anzunehmen, ist gar nicht erst vorgesehen, und auch wenn die Länge, beziehungsweise die Kürze passt, wird daraus noch nicht zwangsläufig ein Bild generiert. Von unkonventionellen Ideen wollen wir gar nicht sprechen. Die KI scheitert schon bei dem, was sie vermeintlich gut kann: Fotos in eine an Animationen erinnernde Ästhetik umwandeln. Wie man oben sieht, macht sie das zwar, aber nicht so, dass man die Vorgabe im Ergebnis wiederkennen würde. Das vorgeführte Beispiel ist kein Einzelfall, etwa 20 Versuche haben kein einziges ähnliches Bild hervorgebracht. Die Konklusion: Es ist vermutlich ein Feature, das ich einfach nur nicht verstehe.
Bildbearbeitung? Eher Bild-Kosmetik mit KI-Alibi
Und wie sieht es konkret bei der Bildbearbeitung aus, dem Metier, das uns bei DOCMA besonders am Herzen liegt? Ebenfalls ernüchternd. Die integrierten KI-Funktionen zur Bildmanipulation beschränken sich auf das Niveau einfacher Retusche-Apps. Objekte entfernen – das mag für den schnellen Urlaubs-Schnappschuss auf dem iPhone genügen. Wer aber ernsthaft Bilder bearbeitet, erwartet mehr Kontrolle, mehr Präzision und vor allem: bessere Ergebnisse. Die Qualität der generativen Füllungen oder Objektentfernungen reicht bei Weitem nicht an das heran, was spezialisierte Werkzeuge oder auch Adobes Firefly in Photoshop leisten. Von der kreativen Freiheit und der oft überraschenden Qualität eines Midjourney, Flux oder Stable Diffusion sind wir hier Lichtjahre entfernt. Apple verkauft uns simple „Optimierungen“ als intelligente Bildbearbeitung.
Datenschutz als Feigenblatt für fehlende Power?
Apple hebt stets den Datenschutz hervor. Viele Berechnungen fänden „on-device“ statt, nur komplexere Anfragen würden an spezielle Apple-Server gesendet. Das ist löblich und im Grundsatz richtig. Doch drängt sich der Verdacht auf, dass der rigide Datenschutz auch als bequeme Ausrede für die mangelnde Leistungsfähigkeit dient. Muss man wirklich Performance und Funktionsumfang auf dem Altar der Privatsphäre opfern? Andere Anbieter zeigen, dass sich beides durchaus vereinbaren lässt – durch transparente Prozesse und Wahlmöglichkeiten für den Nutzer. Apple wählt hier scheinbar den einfacheren Weg: Weniger können, um weniger angreifbar zu sein. Ob das im Sinne der Anwender ist, die sich von KI echte Unterstützung erhoffen, darf bezweifelt werden.
Fazit: Viel Luft nach oben im Apple-KI-Universum
Ja, es ist erst der Anfang. Ja, Apple wird seine KI-Funktionen sicher weiterentwickeln. Aber der Start in Europa ist, gemessen an den Vorschusslorbeeren und der langen Wartezeit, einfach blamabel. Für Fotografen, Promptografen und Bildbearbeiter bietet Apple Intelligence aktuell kaum nennenswerten Mehrwert. Die Funktionen sind zu rudimentär, die Ergebnisse oft nicht überzeugend. Apples KI-Löwe, der im Marketing so laut brüllte, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein noch recht zahnloses Kätzchen, das im großen KI-Zirkus erst noch lernen muss, wirklich zu beeindrucken.
Sehe ich auch so.
– Image Playground ist eine nutzlose Spielerei (ich bekomme damit ebenfalls kein einziges, mir auch nur annähernd ähnliches Bild hin; generierte Emojis bereiten Probleme beim Einfügen und erscheinen meist gar nicht erst).
– Siri ist zwar spürbar schneller, aber nur wenig hilfreicher geworden.
– die Retuschefunktion „Bereinigen“ lädt langsam und ist langsam, nervt beim Markieren mit blendenden Glitzereffekten und kann bei weitem (!) nicht an die Ergebnisse der Konkurrenz wie Adobe und Samsung heranreichen.
Das Einzige, was ich jetzt häufiger nutze, ist die „Visuelle Intelligenz“ – einfach, weil es über den Kameraknopf des iPhone 16 direkter und einfacher zu erreichen ist, als erst Google Lens aufrufen zu müssen.
OK, die integrierten Schreibtools sind nett. Aber die basieren ja auf ChatGPT.
Das ist in der Tat ein (bisherige) Luftnummer. Ich glaube bei Apple sind ohne es böse zu wollen, viele Ingenieure die nur auf direkten Zuruf etwas aufbauen. Bei Apple habe ich so zumindest das Gefühl, dass der Spirit schon lange aus der Firma entflohen ist. Was eigentlich schade wäre, weil Apple kann, wenn sie es auch wirklich wollen. Wenn ich mir die Anfänge der KI (über externe Apps am iPad Pro) über diverse Apps schon anschaue, dann bekommen diese Apps von Apple selbst so heftige Restriktionen, dass es unmöglich macht überhaupt sinnvoll damit zu arbeiten. Things oder schlimmer (das war Dezember 2023) Draw Things & SageBrush. Gerne hier Infos die ich privat damit gemacht hatte: https://www.fotocreativo.de/willkommen/art/wie-erstelle-ich-diese-bilder/
Ich bleibe stationär unter Linux privat dabei und gut. Der große „Aha!“ Moment bei Apple zum Thema ist mir noch nicht gekommen. Damit habe ich auch gerade mit der aktuelle Situation (iPad Pro (M4)) keine wirkliche nutzbares System.
Grüße
Mario.