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Fotografieren auf der Route der Industriekultur

Die Route der Industriekultur umfasst ein 400 Kilometer langes Wegenetz zwischen Dortmund und Duisburg. Neben bekannten Attraktionen wie Kokerei Hansa, Zeche Zollverein, Tiger & Turtle oder Landschaftspark Duisburg wollen zahllose weitere Locations entdeckt werden. Als „Vater der Industriekultur“ gilt Karl Ganser, der in den späten 1980er Jahren für den Erhalt dieser Landmarken kämpfte und sie vor dem Abriss bewahrte. Fotogen und mit eigenem Charakter ist jede einzelne.

Fotografieren auf der Route der Industriekultur
Erster Überblick: 27 Ankerpunkte, 17 Aussichtspunkte und 19 Arbeitersiedlungen. Darüber hinaus existieren mehr als 30 sogenannte Themenrouten mit über 1000 Sekundärstandorten auf der Route der Industriekultur (Regionalverband Ruhr, RVR).

Der Charakter dieser Liegenschaften wird spürbar vom jeweiligen Träger gestaltet, was wiederum die fotografischen Möglichkeiten bestimmt. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, kurz LWL, unterhält Industriemuseen und erfüllt einen museumspädagogischen Auftrag. Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur verfolgt Konservierung und Erhalt hochrangiger Industriedenkmäler, um sie vorwiegend im Rahmen von Führungen wieder zugänglich zu machen. Ähnlich agiert auch die Stiftung Zollverein, geht aber mit Öffnung und Zugang anders um. Im Landschaftspark Duisburg-Nord stand die Integration von Natur und Industrie im Fokus. Der Regionalverband Ruhr (RVR) betreibt im Rahmen seines Grünflächenmanagements Halden und Landmarken wie Haniel, Hohenward und Tetraeder.

Tiger&Turtle. Fotografieren auf der Route der Industriekultur
Die begehbare Stahlskulptur Tiger & Turtle in Duisburg ist eine Attraktion, die nicht zur Route der Industriekultur gehört. Das Hüttenwerk im Hintergrund ist immer noch aktiv (Auto Revuenon 50/1.9).

Für die eigene Planung

Neben der RVR-Karte bietet Wikipedia einen prägnanten Einstieg für die Planung einer Foto-Tour. Die 56 Hauptattraktionen sind nach Schwerpunkten übersichtlich gelistet und verlinkt. Der jährlich aktualisierte Entdeckerpass des Dachverbands RVR bietet auf über 140 Seiten kompakt zusammengefasst die wichtigsten Details zu diesen Liegenschaften. Die verschiedenen Themenrouten zeigen Facetten des Ruhrgebiets in Bildern und Hintergrundinformationen als Download. Hier finden sich auch Kuriositäten wie das erste preußische Krematorium von 1908, dass erst 1912 nach einer langwierigen Gesetzesänderung in Betrieb ging.

Entdeckerpass. Fotografieren auf der Route der Industriekultur
Der kostenlose Entdeckerpass stellt die Liegenschaften auf der Route der Industriekultur vor (Regionalverband Ruhr, RVR).
Zwieback-Logo
Wer kennt dieses Logo nicht? Entdeckt auf der Themenroute 9, bei der alten Brandt-Zwiebackfabrik am Hagener Stadtrand. In der Innenstadt lohnt das Osthaus-Museum mit seiner exzellenten Emil-Schumacher-Sammlung, einem Hauptvertreter des deutschen Informel, einen Besuch.
Fotografieren im Ruhrgebiet
Nur wenig Zeit auf der Suche nach attraktiven Foto-Spots? „Fotografieren im Ruhrgebiet“ von Thomas Pflaum unterstützt dabei. 2015 erschienen und nach wie vor einer der besten Foto-Guides für die Region. Nur noch gebraucht oder neu als E-Book erhältlich.
Ebook-Inhalt. Fotografieren auf der Route der Industriekultur
Drei Wege zum Ziel: Das Inhaltsverzeichnis des E-Books ist verlinkt, ein Fingertipp öffnet das gewünschte Kapitel. Eigene Markierungen erleichtern die Orientierung. Zusätzlich lässt sich jederzeit über den PDF-Reader auf Inhalte zugreifen. Die Vorteile von E-Books wurden hier vorgestellt.

Warum es diese Attraktionen gibt

Prof. Dr. Karl Ganser (1936 – 2022), gilt als „Vater der Industriekultur“ und „einer der Architekten des neuen Ruhrgebiets“. Als Geschäftsführer der IBA (Internationale Bauausstellung Emscher Park) setzte sich Ganser ab 1989 aktiv und notfalls kämpferisch für den Erhalt von Industriedenkmälern ein. Er verhinderte u.a. den Abriss der Zeche Zollverein, des Gasometers in Oberhausen und des Stahlwerks Duisburg Meiderich, heute bekannt als Landschaftspark Duisburg (LaPaDu). Der WDR widmete ihm einen kurzen Audio-Beitrag, in dem auch sein Mitstreiter Roland Günter zu Wort kommt.

Was mich mit dem Ruhrpott verbindet

Ich bin mittendrin aufgewachsen. Weithin sichtbar war der Hochofen-Abstich der Henrichshütte in Hattingen mit glutrotem Nachthimmel. Für uns Kinder ein Erlebnis – für die Eltern ungute Erinnerung an Bombennächte und brennende Städte. Mit 10 Jahren schmuggelte mich mein Vater in einer Diesellok aufs Werksgelände. Bestaunen durfte ich die „Ungeheuerlichkeiten“ nur heimlich durch die Fenster der Lok linsend. Auch den späteren Niedergang erlebte ich mit, von Zechenschließungen bis zu Stahlwerk Stilllegungen. Mein erster Besuch im Industriemuseum Henrichshütte war abermals ein Highlight: Endlich überall umschauen, ohne Angst, entdeckt zu werden. Auch am Hochofen, dort, wo das Loch für den Abstich mit einer langen Stange gestochen wurde. Heute verbringe ich jedes Jahr die eine oder andere Woche im Ruhrpott. Meistens mittendrin mit der Kamera und einem Sack voll alter Objektive.

100 Jahre Hüttenleben
Henrichshütte Hattingen: Das 1854 gegründete Werk hatte viele Besitzer, doch der ursprüngliche Name blieb bis zur Stilllegung 1987 erhalten. Heute ist es einer der Ankerpunkte auf der Route der Industriekultur (Zwei Polaroid-454-Objektive am Helicoid).

Tour de Ruhr

Über einen Foto-Stop auf der Henrichshütte, warum die Zeche Nachtigall einen Besuch lohnt und welche besonderen fotografischen Attraktionen die Kokerei Hansa bereithält, berichtet der Altglas-Blog demnächst. „Tour de Ruhr“ war auch der Titel einer sechsteiligen Fernsehserie, die in den 1980er Jahren Kultstatus erreichte.

Zeche Nachtigall
Blick ins Besucherbergwerk der Zeche Nachtigall.
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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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