Fotografieren auf der Route der Industriekultur
Die Route der Industriekultur umfasst ein 400 Kilometer langes Wegenetz zwischen Dortmund und Duisburg. Neben bekannten Attraktionen wie Kokerei Hansa, Zeche Zollverein, Tiger & Turtle oder Landschaftspark Duisburg wollen zahllose weitere Locations entdeckt werden. Als „Vater der Industriekultur“ gilt Karl Ganser, der in den späten 1980er Jahren für den Erhalt dieser Landmarken kämpfte und sie vor dem Abriss bewahrte. Fotogen und mit eigenem Charakter ist jede einzelne.
Der Charakter dieser Liegenschaften wird spürbar vom jeweiligen Träger gestaltet, was wiederum die fotografischen Möglichkeiten bestimmt. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, kurz LWL, unterhält Industriemuseen und erfüllt einen museumspädagogischen Auftrag. Die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur verfolgt Konservierung und Erhalt hochrangiger Industriedenkmäler, um sie vorwiegend im Rahmen von Führungen wieder zugänglich zu machen. Ähnlich agiert auch die Stiftung Zollverein, geht aber mit Öffnung und Zugang anders um. Im Landschaftspark Duisburg-Nord stand die Integration von Natur und Industrie im Fokus. Der Regionalverband Ruhr (RVR) betreibt im Rahmen seines Grünflächenmanagements Halden und Landmarken wie Haniel, Hohenward und Tetraeder.
Für die eigene Planung
Neben der RVR-Karte bietet Wikipedia einen prägnanten Einstieg für die Planung einer Foto-Tour. Die 56 Hauptattraktionen sind nach Schwerpunkten übersichtlich gelistet und verlinkt. Der jährlich aktualisierte Entdeckerpass des Dachverbands RVR bietet auf über 140 Seiten kompakt zusammengefasst die wichtigsten Details zu diesen Liegenschaften. Die verschiedenen Themenrouten zeigen Facetten des Ruhrgebiets in Bildern und Hintergrundinformationen als Download. Hier finden sich auch Kuriositäten wie das erste preußische Krematorium von 1908, dass erst 1912 nach einer langwierigen Gesetzesänderung in Betrieb ging.
Warum es diese Attraktionen gibt
Prof. Dr. Karl Ganser (1936 – 2022), gilt als „Vater der Industriekultur“ und „einer der Architekten des neuen Ruhrgebiets“. Als Geschäftsführer der IBA (Internationale Bauausstellung Emscher Park) setzte sich Ganser ab 1989 aktiv und notfalls kämpferisch für den Erhalt von Industriedenkmälern ein. Er verhinderte u.a. den Abriss der Zeche Zollverein, des Gasometers in Oberhausen und des Stahlwerks Duisburg Meiderich, heute bekannt als Landschaftspark Duisburg (LaPaDu). Der WDR widmete ihm einen kurzen Audio-Beitrag, in dem auch sein Mitstreiter Roland Günter zu Wort kommt.
Was mich mit dem Ruhrpott verbindet
Ich bin mittendrin aufgewachsen. Weithin sichtbar war der Hochofen-Abstich der Henrichshütte in Hattingen mit glutrotem Nachthimmel. Für uns Kinder ein Erlebnis – für die Eltern ungute Erinnerung an Bombennächte und brennende Städte. Mit 10 Jahren schmuggelte mich mein Vater in einer Diesellok aufs Werksgelände. Bestaunen durfte ich die „Ungeheuerlichkeiten“ nur heimlich durch die Fenster der Lok linsend. Auch den späteren Niedergang erlebte ich mit, von Zechenschließungen bis zu Stahlwerk Stilllegungen. Mein erster Besuch im Industriemuseum Henrichshütte war abermals ein Highlight: Endlich überall umschauen, ohne Angst, entdeckt zu werden. Auch am Hochofen, dort, wo das Loch für den Abstich mit einer langen Stange gestochen wurde. Heute verbringe ich jedes Jahr die eine oder andere Woche im Ruhrpott. Meistens mittendrin mit der Kamera und einem Sack voll alter Objektive.
Tour de Ruhr
Über einen Foto-Stop auf der Henrichshütte, warum die Zeche Nachtigall einen Besuch lohnt und welche besonderen fotografischen Attraktionen die Kokerei Hansa bereithält, berichtet der Altglas-Blog demnächst. „Tour de Ruhr“ war auch der Titel einer sechsteiligen Fernsehserie, die in den 1980er Jahren Kultstatus erreichte.