Zeiss Tessar Bauformen
Das Zeiss Tessar revolutionierte den Objektivbau. Eine 2002 von Zeiss zum 100. Geburtstag des Objektivs verfasste Festschrift beziffert die weltweite Produktion auf 150 Millionen Stück. Ab 1931 wurde es auch als 50-Millimeter-Kleinbildobjektiv mit Lichtstärke F/2.8 gefertigt und vier Jahre später sorgte eine neue Oberflächenvergütung für eine enorme Steigerung von Brillanz und Kontrast. In seiner Blütezeit galt das Tessar als Schärfewunder, was im Slogan „das Adlerauge Ihrer Kamera“ seinen Ausdruck fand. Laut Zeiss ist es das berühmteste Foto-Objektiv aller Zeiten. Nikon hatte bis 2006 ein Tessar-Design im Programm, auch die Minox 35 war damit ausgestattet.
Neue Glassorten und optimierte Beschichtungen zur Reflexminderung ermöglichten 1947 eine Neuberechnung, die bis 1987 optisch unverändert produziert wurde. Geändert hat sich in dieser Zeit nur das äußere Erscheinungsbild, sprich die Bauform. Sie orientierte sich am Zeitgeist, ebenso spielten Kosten- und Fertigungsaspekte eine Rolle. Es kann nützlich sein, die verschiedenen Versionen zu kennen und bei einer Kaufentscheidung zu berücksichtigen.
Zeiss Tessar Bauformen
Waren in den 50er Jahren hochglanzpolierte Aluminium-Gehäuse populär, dominierte später die Farbe Schwarz. Bevor die heute üblichen genoppten Gummierungen Einzug hielten, gab es in den Phasen des Übergangs auch Objektive mit Kunstlederbesatz, heute scherzhaft als „Lack und Leder-Version“ bezeichnet. Gut erhalten sind sie selten zu finden, der Besatz erwies sich als wenig robust. Er wurde vom sogenannten Zebra-Design verdrängt, bei dem noch polierte Alu-Elemente hervorblitzten. In dieser Ausführung sieht das Tessar dem ersten Pancolar zum Verwechseln ähnlich. Eine nahezu vollständige Übersicht der Tessar Bauformen mit M42-Anschluss gibt es im Digicamclub.
Tessar Bauformen bei Minox und Nikon
Nachdem der Patentschutz abgelaufen war, wurde das Tessar-Design weltweit hemmungslos kopiert. Leitz nannte es Elmar, Meyer Görlitz Primotar und Voigtländer Scopar. Nikon hatte von 1968 bis 2006 zwei Tessar Bauformen im Programm: „GN Auto Nikkor 1:2.8 f=45mm“ und „Nikkor 45mm 1:2.8P“. Deutlichster Unterschied ist ihre Naheinstellgrenze von 80 beziehungsweise 45 Zentimeter. Die Photosynthesis-Website nennt knapp 80.000 produzierte Einheiten, dort findet man auch Abbildungen dieser seltenen und hochpreisig gehandelten Objektive. Die P-Version wurde mit der letzten mechanischen Nikon FM3a vermarktet und ist bei Sammlern sehr begehrt. Nicht selten werden bei eBay 400 Euro verlangt – nur für das Objektiv. Die ältere GN-Variante soll ungefähr die Hälfte kosten. Ein Zeiss Tessar 50/2.8 ist für 20 Euro zu haben.
Hallo Bernd,
mir ist erst durch das Lesen Deines Artikel klar geworden, dass das Color-Minotar ebenfalls ein Tessartyp ist. Das erklärt einiges 🙂
Ich setzte solch eine Adaption ebenfalls ein: https://deramateurphotograph.de/tag/color-minotar-f2-8-35mm/
LG Bernhard
Ich war auch überrascht, dass es bis Anfang 2000 bei Minox verbaut wurde. Aber es musste sich keineswegs verstecken!