Wie der M42-Anschluss vom Markt verschwand I
Bis weit in die 1970er Jahre war der M42-Anschluss für Spiegelreflexkameras populär. Doch bei der in den Fokus rückenden Übertragung von Funktionen zwischen Kamera und Objektiv unterlag M42 dem Bajonett – für aktuelle Adaptionen an Digitalkameras sind diese Funktionen nutzlos. Unter den M42-Objektiven finden sich echte Highlights, die allerdings nur selten aus westdeutscher Produktion stammen.
Für die M42-Verbreitung sorgten knapp 10 Millionen Praktica-Kameras aus DDR-Produktion und Heerscharen von Objektivanbietern. Von etablierten Marken bis zu billigsten OEM-Produkten, jeder wollte mitmischen. Nicht zu vergessen die russischen Zenit-Kameras mit unverwüstlichen Helios-Optiken. Neckermann, Porst und Quelle stellten ihre Sortimente aus diesen Angeboten zusammen. Zur Abrundung im untersten Preissegment dienten billige und billigste „Scherben“ unbekannter fernöstlicher Anbieter, von denen selbst die gut versteckte Prägung „Made in Korea“ verschwand. Bis heute geblieben sind Namen wie: Albinar, Beroflex, Berolina, Brillant, Carenar, Universar, Weltblick und viele andere. Camera-Wiki nennt über 50 Hersteller und zahllose Objektive, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Über die rätselhaften Strukturen des OEM-Markts wurde unter anderem auch hier berichtet.
Den einst populären M42-Anschluss definieren drei Angaben: M steht für metrisch, 42 gibt den Gewindedurchmesser in Millimeter an und der gelegentlich verwendete Zusatz x1 kennzeichnet die Steigung des Gewindes: M42x1. Wer unter widrigen Bedingungen bei wenig Licht M42-Objektive wechseln musste, weiß die unkomplizierte Verbindung zu schätzen: Mit einer Rechtsdrehung vorsichtig angesetzt, greift das Gewinde von alleine – ohne die Gefahr, sensible feinmechanische Kleinteile zu beschädigen. Ganz verschwunden ist der Anschluss bis heute nicht. Zeiss bietet eine breite Objektiv-Palette für den industriellen Einsatz mit M42-Anschluss.
Proprietäre Bajonette verdrängen M42
Yashica gab 1974 den Schraubanschluss zugunsten des Contax-Bajonetts auf, auch als C/Y abgekürzt. 1976 führte Pentax als letzter japanischer Anbieter ein eigenes Bajonett ein. Canon, Nikon, Minolta Olympus und andere hatten von Anfang an einen jeweils eigenen Anschluss etabliert – was technische Vorteile mit enger Kundenbindung verband. Die deutschen Katalog-Könige passten ihr Angebot still und leise an. Sie setzten meistens auf das großzügig lizenzierte Pentax-PK-Bajonett – oft, ohne es zu benennen. Bajonett war angesagt, sie hatten es. Zeitweise wurden auch exotische Anschlüsse wie Fujica-X und Topcon verbaut, was heute bei der Adaption für Verwirrung sorgen kann.
Wie es mit dem Verschwinden des M42-Anschlusses weiterging und welche deutschen Traditionsunternehmen sich mit der Rolle rückwärts zu retten versuchten, berichtet ein weiterer Beitrag in Kürze.