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Wie 50 Millimeter zur Normalbrennweite wurden

Altglas-Report

1913 definierte die erste Leica heute noch gültige Standards. Verschiedene Theorien wollen erklären, warum 50 Millimeter zur Normalbrennweite fürs Kleinbildformat wurden. Historisch betrachtet ergibt sich ein anderes Bild, es war exakt 24 x 36 Millimeter groß. Dazu passen rechnerische Annahmen (Bilddiagonale, Blickwinkel) der Theorien, dennoch dürften Oskar Barnacks Gründe andere gewesen sein.

Die Leica musste das Kino-Filmmaterial bestmöglich ausnutzen, damit Vergrößerungen des winzigen Negativs gegenüber den vergleichsweise riesigen, 6 x 9 Zentimeter großen Kontaktabzügen des Rollfilms bestehen konnten. Was zunächst nur bedingt gelang, der Kino-Film zeigte auf Fotografien recht grobes Korn. Über den Zufall, der half, die Kornstruktur drastisch zu verringern, berichtet der Blog hier. Um die definierte Fläche auszuleuchten, eigneten sich Brennweiten von 40 und 60 Millimeter.

Negative 24x36. Wie 50 Millimeter zur Normalbrennweite wurden
Wie 50 Millimeter zur Normalbrennweite wurden: 24 x 36 Millimeter war die maximale Größe, die Barnack mit der Leica belichten konnte. Eine Theorie stellt die Behauptung auf, dass die Anzahl der Perforationslöcher entscheidend war für die gewählte Breite von 36 Millimeter.

Offen bleibt auch die Frage, warum nicht 60 Millimeter als Normalbrennweite gewählt wurden. Aber das wissen nur Barnack und Berek, und die lassen sich nicht mehr befragen. Warum Berek zunächst ein modifiziertes Triplet mit einem aufwendigen hinteren Element aus drei verkitteten Linsen berechnete, ist ebenso wenig überliefert. Es erwies sich in der Herstellung als aufwendig und wurde bald durch ein pragmatisches Tessar-Design ersetzt – dem wohl erfolgreichsten Foto-Objektiv der Geschichte.

Leica-Roman Lüpkes. Wie 50 Millimeter zur Normalbrennweite wurden
Zur Entstehung der Leica erschien 2023 auch ein unterhaltsamer Roman, mehr dazu hier.

Für Kleinbild-Spiegelreflexkameras ließ sich die etablierte Standardbrennweite nicht sofort verwirklichen – der Schwingspiegel fand nicht genug Platz. Die Entwicklung der Normalobjektive begann mit 58 Millimeter, zu den bekanntesten mit M42-Anschluss gehört das Helios 44. Seine optische Rechnung wurde als Biotar-Kopie nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Einstellung der Produktion Anfang der 1990er Jahre beibehalten.

Mit dem „NIKKOR-S Auto 1:2 f=5cm“ präsentierte Nikon 1959 eines der ersten 50 Millimeter Objektive. Eine zusätzliche Frontlinse sorgte für einen Retrofokus-Effekt und ermöglichte diese Entwicklung. Bei allen anderen Herstellern verkürzte sie sich zunächst auf 55 und schließlich auf 50 Millimeter. Kamerasysteme, die ein größeres Auflagemaß hatten, erreichten das Ziel möglicherweise früher.

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Der Altglas-Report (Teil IV) beschäftigt sich ausführlich mit der ersten Leica und ihren Objektiven, der Definition des neuen Filmformats und den Fortschritten der Filmherstellung, die für den Durchbruch sorgten. Mit Lichtstärke F/1.2 war das 50er-Leitz-Noctilux 1966 eine Sensation. Zu den technischen Highlights von Normalbrennweiten zählten zu dieser Zeit auch asphärische Linsen und Floating Elements.

Altglas-Report IV
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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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