1949 kam das Flektogon 35 als erstes Weitwinkel für Spiegelreflexkameras auf den Markt. Ab 1954 beschleunigten Computer beim VEB Carl Zeiss Jena die Berechnung, was maßgeblich zur Entwicklung der 20-mm-Flektogon-Baureihe beitrug. Das 20/4 erschien 1963, die 2.8er Version war 1971 berechnet, konnte aber erst 1976 in Serie gehen. Zu der Zeit dominierten japanische Hersteller mit Bajonett-Anschlüssen den Markt und Nikon war mit 20er-Weitwinkeln auf der Überholspur.
Mit dem Flektogon 25/4 wurde ein Bildwinkel von 82 Grad realisiert. Patente von für Weitwinkelvorsätze dienten als Ausgangsbasis, 1958 war die Entwicklung abgeschlossen – nach drei Jahren intensiver Berechnungen. 1960 kam es auf den Markt, knapp 20.000 Exemplare wurden bis 1967 hergestellt.
Nikon bot zu dieser Zeit ein Nikkor 24/2.8 Weitwinkel an. Kaum größer als ein Normalobjektiv und erstmals serienmäßig mit Close-Range-Correction (CRC) ausgestattet: Zwei gegeneinander bewegliche Linsengruppen sollen im Nah- und Fernbereich die Abbildungsleistung optimieren. Bekannt wurde diese Mechanik auch als „Floating Elements“, die die Entwicklung von Retrofokusobjektiven maßgeblich voran brachte. 1976 kam das Leitz Elmarit 24/2.8 auf den Markt. Es basiert auf dem baugleichen Minolta-Objektiv und enthält eine vereinfachte CRC-Variante.
Nikon auf der Überholspur
1963 galt das Flektogon 20/4 als technologischer Meilenstein. Das Innenleben war gegenüber dem Vorgänger deutlich aufwendiger, die Baugröße blieb hingegen gleich. Zeiss soll innerhalb eines Jahres rund 50.000 Exemplare gefertigt haben. Für ein zu der Zeit sehr spezielles Objektiv eine erstaunliche Menge. 1968 präsentierte Nikon das Nikkor UD 20/3.5, ein Highlight mit besten optischen Leistungen. Nikon produzierte in knapp sieben Jahren nur 41.000 Stück.
Das Nikon 20/4 erschien 1974 und gilt bis heute als eines der kleinsten 20-mm-Objektive. Die kompakte Bauweise ermöglichte zierliche 52er-Filter und Linsen mit ungewöhnlich kleinem Durchmesser. Was das Objektiv weniger streulichtempfindlich und bei Berufsfotografen beliebt machte. Einmal mehr bot eine geringere Lichtstärke handfeste Vorteile.
Langer Leidensweg
Beim Flektogon 20/2.8 sollten Floating Elements und teure Spezialgläser aus Kostengründen vermieden werden – was im Nahbereich unbefriedigend blieb. Bis zur Fertigstellung 1971 gelang es, Abbildungsfehler durch geschickte Konstruktionen zu eliminieren. Doch erst 1976 erlaubte ein neues Multicoating-Verfahren die Serienproduktion. Zu diesem Zeitpunkt hatten namhafte japanische Hersteller Objektive mit vergleichbaren Daten etabliert und auch Pentax wandte sich zugunsten eines eigenen Bajonetts vom M42-Anschluss ab. Dennoch produzierte Zeiss bis 1991 rund 64.000 Stück. Unter Altglas-Aficionados ist es heute noch beliebt und wird um 300 Euro gehandelt. Ein Patent von 1984 für eine 20/2.4 Version mit Floating Elements wurde nicht mehr realisiert. Im gleichen Jahr präsentierte Nikon ein 20/2.8 mit CRC-Technik in einem kompakten Gehäuse mit 62er-Filterfassung.
Digitalkameras und alte Weitwinkel
Die in Digitalkameras üblichen Tiefpass- und Infrarot-Sperrfilter in Form einer Glasplatte vor dem Sensor beeinflussen die optische Rechnung eines Objektivs. Sie können die Abbildungsleistung der im Randbereich sensiblen, extremen Weitwinkel zusätzlich beeinträchtigen. Mögliche Unterschiede im Hinblick auf verschiedene Filterdicken hat Phillip Reeve in einem umfangreichen Versuch hier vorgestellt.