Vollformat-Tücken versus kleine Sensoren
Eine Vollformatkamera macht Defizite von Objektiven gnadenlos sichtbar. Für viele Altglas-Fans liegt der Reiz genau in diesen augenfälligen Abbildungsfehlern. Die Sony A7 II bietet zweifelsohne den günstigsten Einstieg – und beim manuellen Fokussieren den geringsten Komfort. Das Sensorformat sollte man bei der Wahl seines Wunschobjektivs immer berücksichtigen. Letztlich geht es aber auch darum, was unter welchen Rahmenbedingungen und mit welcher Zielsetzung fotografiert werden soll.
Aufnahmebedingungen
In Abhängigkeit von Sensorformat und Brennweite ergeben sich sehr unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten und Perspektiven. Einerseits können Crop-Sensoren mit längeren Brennweiten Vorteile bieten. Andererseits wird die Handhabung eines 200er Teles am MFT-Sensor selbst mit Bildstabilisator herausfordernd. Ein 300er Spiegeltele agiert wie ein zittriges Zielfernrohr, an der Vollformatkamera macht es sich deutlich besser. Infos zur Gattung Spiegeltele gibt es hier.
Altglas und Anspruch
Muss ein Altglas dem Vergleich mit einem 24-70/2.8 Profi-Zoom oder einer modernen 50er Highend-Brennweite standhalten – und wenn ja, warum? Klar, es kann Freude machen, festzustellen, dass die alte 50 Euro-Scherbe der Profi-Linse an Schärfe ebenbürtig ist. Doch manche dieser Vergleiche erinnern mich an das Kinderspiel Autoquartett: Technische Daten stehen im Mittelpunkt und „mehr“ ist meistens besser. Doch bei einem Objektiv ist hohe Lichtstärke oder extreme Schärfe allein kein Kaufgrund.
Altglas-Fans
Mit Vollformat-Tücken befasst Winfried Warnke sich nicht. Er stellte in seiner Kolumne im FotoMAGAZIN eine ganz andere Frage: „Was sind das für Menschen, die bewusst die Objektivhersteller austricksen und alte Linsen verwenden?“. Seine amüsanten Antworten finden sich hier.
Die Vergleiche mit den Ausschnitten bei kleineren Bildwandlern sind Ansichtssache. Klar ist, dass 20 Megapixel bei 4/3 den 60 Megapixel beim Vollformat entspricht. Also müssen die Objektive pro Flächeneinheit gleich hoch auflösen, um das System zu nutzen. Also sollten die Objektive bei gleicher Auflösung von z.B. 20 Megapixel im kleineren Format entsprechend höher auflösen. Allerdings ist diese Auflösung nur im mittleren Bereich notwendig und der Rest kann bei der Konstruktion abgeschnitten werden, was die Kosten reduziert.
Kann sich noch jemand erinnern, dass es beim Fotografieren um das Erstellen oder Erschaffen von zweidimensionalen Abbildern der Wirklichkeit in einem (meist) Rechteck vorgegebener Größe geht?