Altglas

Vollformat-Tücken versus kleine Sensoren

Eine Vollformatkamera macht Defizite von Objektiven gnadenlos sichtbar. Für viele Altglas-Fans liegt der Reiz genau in diesen augenfälligen Abbildungsfehlern. Die Sony A7 II bietet zweifelsohne den günstigsten Einstieg – und beim manuellen Fokussieren den geringsten Komfort. Das Sensorformat sollte man bei der Wahl seines Wunschobjektivs immer berücksichtigen. Letztlich geht es aber auch darum, was unter welchen Rahmenbedingungen und mit welcher Zielsetzung fotografiert werden soll.

Bastis 85. Vollformat-Tücken versus kleine Sensoren
Vollformat-Tücken: Das Zeiss Batis 85/1.8 ist kein Billigheimer und am Vollformatsensor keineswegs perfekt. Der blaue und grüne Rahmen zeigen, was eine APS-C- beziehungsweise MFT-Kamera vom identischen Standpunkt aufzeichnen würde.
Vergleich 80mm. Vollformat-Tücken versus kleine Sensoren
80 Millimeter Brennweite und 3,6 Meter Entfernung zum Geländer, aufgenommen mit Vollformat-, APS-C- und MFT-Kamera.

Aufnahmebedingungen

In Abhängigkeit von Sensorformat und Brennweite ergeben sich sehr unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten und Perspektiven. Einerseits können Crop-Sensoren mit längeren Brennweiten Vorteile bieten. Andererseits wird die Handhabung eines 200er Teles am MFT-Sensor selbst mit Bildstabilisator herausfordernd. Ein 300er Spiegeltele agiert wie ein zittriges Zielfernrohr, an der Vollformatkamera macht es sich deutlich besser. Infos zur Gattung Spiegeltele gibt es hier.

Domiplan 1. Vollformat-Tücken versus kleine Sensoren
Domiplan 50/2.8 an Lumix G3 mit MFT-Sensor: Die Lichter im Hintergrund sind circa 1000 Meter entfernt, das Fernrohr im Vordergrund nur eine Armlänge.
Diaplan. Vollformat-Tücken versus kleine Sensoren
Gleiches Szenario: Diaplan 80/2.8 an Nikon D300S (APS-C) und etwas näher am vordergründigen Motiv.
AKW1. Vollformat-Tücken versus kleine Sensoren
AKW Lubmin: Aufnahme mit 40 Millimeter Brennweite (Vollformatäquivalent). Über das Fotografieren im Reaktor während einer kostenlosen Besichtigung wurde hier berichtet.
AKW2. Vollformat-Tücken versus kleine Sensoren
Olympus 200/5 an einer MFT-Kamera. Die Entfernung ist identisch und durch einen Zaun definiert. Nur der Aufnahmestandpunkt wurde um circa 50 Meter verlegt, um einen Schrotthaufen in den Vordergrund zu rücken. Das Objektiv wurde hier vorgestellt.
Fokushilfen
Die Implementation von Standardfunktionen spiegelloser Kameras fürs manuelle Fokussieren adaptierter Fremdobjektive reicht von raffiniert bis rudimentär. Einen Eindruck über die Unterschiede vermittelt dieser Beitrag.

Altglas und Anspruch

Muss ein Altglas dem Vergleich mit einem 24-70/2.8 Profi-Zoom oder einer modernen 50er Highend-Brennweite standhalten – und wenn ja, warum? Klar, es kann Freude machen, festzustellen, dass die alte 50 Euro-Scherbe der Profi-Linse an Schärfe ebenbürtig ist. Doch manche dieser Vergleiche erinnern mich an das Kinderspiel Autoquartett: Technische Daten stehen im Mittelpunkt und „mehr“ ist meistens besser. Doch bei einem Objektiv ist hohe Lichtstärke oder extreme Schärfe allein kein Kaufgrund.

Altglas-Fans

Mit Vollformat-Tücken befasst Winfried Warnke sich nicht. Er stellte in seiner Kolumne im FotoMAGAZIN eine ganz andere Frage: „Was sind das für Menschen, die bewusst die Objektivhersteller austricksen und alte Linsen verwenden?“. Seine amüsanten Antworten finden sich hier.

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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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2 Kommentare

  1. Die Vergleiche mit den Ausschnitten bei kleineren Bildwandlern sind Ansichtssache. Klar ist, dass 20 Megapixel bei 4/3 den 60 Megapixel beim Vollformat entspricht. Also müssen die Objektive pro Flächeneinheit gleich hoch auflösen, um das System zu nutzen. Also sollten die Objektive bei gleicher Auflösung von z.B. 20 Megapixel im kleineren Format entsprechend höher auflösen. Allerdings ist diese Auflösung nur im mittleren Bereich notwendig und der Rest kann bei der Konstruktion abgeschnitten werden, was die Kosten reduziert.

  2. Kann sich noch jemand erinnern, dass es beim Fotografieren um das Erstellen oder Erschaffen von zweidimensionalen Abbildern der Wirklichkeit in einem (meist) Rechteck vorgegebener Größe geht?

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