Zugegeben, Altglas aus Bayern ist nicht ganz korrekt. Zunächst war es neues optisches Rohglas. Im Kloster Benediktbeuern entwickelte Joseph von Fraunhofer 1807 neue Glassorten und legte mit verbesserten Achromaten den Grundstein für eine kleine Revolution in der Optik. Die ehemalige Glashütte ist als Museum erhalten.
Im Jahr 1805 richtete Joseph Utzschneider in den vom Kloster Benediktbeuern erworbenen Gebäuden eine Glashütte für optisches Glas ein. Joseph von Fraunhofer arbeitete dort von 1807 bis 1819 und entwickelte Maschinen zur Glasbearbeitung sowie neue Glassorten. Er verbesserte die Abbildungsqualität von Linsen nachhaltig, insbesondere bei den 1730 in England von Chester Moor Hall erfundenen Achromaten. Fraunhofer trennte die Linsen durch einen Luftspalt, anstatt sie zu verkitten, was zusätzliche Freiheitsgrade bei der Fehlerkorrektur ermöglichte. 1817 kombinierte Carl Friedrich Gauß auf dieser Grundlage zwei Achromaten, zunächst für Fernrohre. Ab 1890 bildeten diese bei Zeiss die Basis für die von Paul Rudolph errechneten Anastigmate: Protar, Planar und Unar. Ab 1900 kamen einfache Ausführungen dieser Konstruktionen bei Objektiven besserer Boxkameras zum Einsatz. Und bis heute finden Planar-Rechnungen in Normalbrennweiten für das Kleinbildformat Verwendung.
Zeiss dominierte ab 1886 den Markt für optisches Glas in Europa und behielt diese marktbeherrschende Position bis zum Ersten Weltkrieg. Die Fraunhofer-Produktion endete 1887. Heute ist die historische Stätte mit Schmelzöfen und einigen Geräten im Bereich des Klosters Benediktbeuern als Museum angegliedert.
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