Altglas

Unterwegs im Museumspark Rüdersdorf

Rund um Berlin

Der Museumspark Rüdersdorf gehört zu den bedeutenden Industriedenkmälern in Brandenburg. Auf dem 170.000 Quadratmeter großen Gelände des Museumsparks befinden sich historische Gebäude und Anlagen, mit denen der Rohstoff Kalkstein aus dem angrenzenden Tagebau transportiert oder verarbeitet wurde.

Unterwegs im Museumspark Rüdersdorf

Seit dem 17. Jahrhundert galt Rüdersdorf als Baustofflieferant für Berlin. Das Brandenburger Tor, Schloss Sanssouci in Potsdam, das Berliner Olympiastadion und viele weitere Bauwerke wurden mit Kalkstein aus Rüdersdorf erbaut. Die Erfindung des Rumford-Ofens revolutionierte mit seinen getrennten Kammern das Kalkbrennen. Zu DDR-Zeiten war es der wohl staubigste Ort der Republik. Bis heute ist der Tagebau aktiv und das moderne Zementwerk exportiert europaweit. Ein Blick auf das Satellitenbild bei Google Maps verdeutlicht die Ausmaße.

Schachtofenbatterie. Unterwegs im Museumspark Rüdersdorf
Auf der Rückseite der historischen Schachtofenbatterie: Die drei frei zugänglichen Etagen lassen die Arbeitsbedingungen erahnen, unter denen hier Kalk gebrannt wurde (Olympus PEN 38/1.8).

Linker Hand begrenzt das Strausberger Mühlenfließ den Park. Bizarr wirken die dort dümpelnden Motorjachten mit Ausmaßen ausgewachsener LKW. Rechts verläuft die Tagebaukante mit etlichen Aussichtspunkten, von denen sich werktags tief unten das Abbaugeschehen beobachten lässt. Dazwischen liegen langgestreckt zahlreiche Gebäude und Anlagen sowie Tagebaurelikte in Form von Maschinen und ihren Einzelteilen mit überraschenden Details. Filme wie „Inglourious Basterds“, „Die Wanderhure“ und „Terra X“ zeigen Szenen die im Museumspark Rüdersdorf gedreht wurden.

Schachtofenbatterie 1. Unterwegs im Museumspark Rüdersdorf
Mit etwas Glück lässt sich kurz nach der Öffnung im Untergeschoss der Schachtofenbatterie noch ohne störende künstliche Beleuchtung fotografieren (Nikon E 75-150/3.5).
Kathedrale des Kalks. Unterwegs im Museumspark Rüdersdorf
Das Licht verleiht dem Obergeschoss der „Kathedrale des Kalks“ eine besondere Atmosphäre (Nikon E 75-150/3.5).
Lost Place. Unterwegs im Museumspark Rüdersdorf
Von der Schachtofenbatterie fällt der Blick auf die Ruinen des VEB Chemiewerk Coswig. Von 1949 bis 1999 wurden dort Dünge- und Futtermittel hergestellt. Danach dienten die Ruinen mehrfach als düstere Kulisse für Film- und Musikvideo-Produktionen (Nikon E 75-150/3.5).

In den 1950er Jahren wurden über eine Seilbahn Loren mit Kalkstein über das Mühlenfließ zum Brennen transportiert. Die Umlenkstation sowie ein Seilscheibenpfeiler blieben erhalten. Beide Monumente sind begehbar und dienen auch als Aussichtsplattform in den Tagebau. Eine eiserne Treppe führt auf die obere Ebene der Umlenkstation. Dort wartet viel alte Technik auf die fotografische Erkundung.

Industriekultur. Unterwegs im Museumspark Rüdersdorf
Zeitzeugen brandenburgischer Industriekultur: Eine Lore auf der begehbaren Umlenkstation der Seilbahn im Museumspark Rüdersdorf.
Seilscheibe. Unterwegs im Museumspark Rüdersdorf
Eine Seilscheibe innerhalb der massiven Stahlkonstruktion (Nikon E 75-150/3.5).
Trioplan
Ausblicke von der Umlenkstation bieten bei viel Sonne Motive für die Trioplan-Fotografie (Domiplan 50/2.8). Tipps für die Motivsuche mit diesem speziellen Objektiv gibt es hier.
Walze
Im Park verteilt finden sich viele Gerätschaften mit überraschenden Details, hier das Rad einer Straßenwalze, aufgenommen von der Schattenseite(Olympus PEN 38/1.8).

Öffnungszeiten, Anfahrt und Lageplan

Von März bis Oktober ist der Museumspark Rüdersdorf auch montags geöffnet. Der Lageplan verschafft einen ersten Überblick. Links auf der Website führen zum umfangreichen Angebot, neben historischen Führungen sind auch Landrover-Touren durch den Kalksteinbruch buchbar und selbst Picknick-Körbe können vorbestellt werden. Lesenswert ist auch der Artikel „Eine Zeitreise durch Rüdersdorf“ von Klaus Taubert.

LKW-Reifen
Reifenprofil von einem LKW, wie er im Tagebau eingesetzt wird. Der untere Teil des Reifen ist eingegraben, die Oberkante befindet sich in ungefähr zwei Meter Höhe. Von dem Aussichtspunkten an der Tagebaukante lassen sich diese Dimensionen kaum erahnen (Domiplan 50/2.8).
Tagebau Kalkstein
Im Museumspark bieten Aussichtspunkte entlang der Tagebaukante an Werktagen Einblick in die Abläufe im Steinbruch. Am Horizont das moderne Zementwerk. (Olympus PEN 38/1.8).

Foto-Walk mit wenig Gepäck

Der direkte Weg vom Parkeingang zur Schachtofenbatterie ist ungefähr 1,5 Kilometer lang. Mit Abstechern rechts und links ins Gelände sowie diversen Auf- und Abstiegen kann es auch im Frühjahr spätestens gegen Mittag mit viel Gepäck zur schweißtreibenden Wanderung werden. Für mich hat sich ein kleiner Sling-Bag bewährt, mehr dazu hier. Darin lassen sich zwei Kameras mit drei Objektiven bequem und gut erreichbar unterbringen: Nikon Z6 mit Nikon-Zoom E 75-150/3.5, Olympus OM-D E1 mit PEN-Objektiv 38/1.8 sowie der Trioplan-Nachfolger Domiplan 50/2.8.

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Bernd Kieckhöfel

Bernd Kieckhöfel hat einige Jahre für eine lokale Zeitung gearbeitet und eine Reihe von Fachartikeln zur Mitarbeiterführung veröffentlicht. Seit 2014 schreibt er für Fotoespresso, DOCMA, FotoMagazin sowie c't Digitale Fotografie.

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