Tour de Ruhr: Landschaftspark Duisburg-Nord
Der Landschaftspark Duisburg-Nord, kurz LaPaDu, gehört zu den populärsten Punkten auf der Route der Industriekultur und ist rund um die Uhr geöffnet. Lichtinstallationen verzaubern das ehemalige Hüttenwerk an den Wochenenden abends in ein farbiges Lichtermeer. Die ungewöhnliche Koexistenz von Industrieruinen und Natur entwickelte Landschaftsarchitekt Peter Latz in den 1990er Jahren – gegen viele Widerstände. Heute existiert ganz in der Nähe ein weiteres, gänzlich anderes regionales Highlight: die Frühstücksfabrik.
Drei große Bereiche gliedern das Gelände. Vom Haupteingang am sogenannten Emscherstern erschließen sich der markante Hochofen und seine Umgebung. Dahinter liegen begehbare Erzbunker und Bunkervorplatz. Von dort bietet sich ein Blick auf das Hüttenensemble. Brücken über den Klarwasserkanal führen zum Sinterplatz und den Bunkergärten. Gegenüber vom Haupteingang erstrecken sich Parkplätze mit vereinzelten Ruinen und die Erzklippen mit der Emscherhalle. Auf der Suche nach neuen Blickwinkeln lohnt es, sich dem Kerngebiet des Parks gemächlich von den Außenbereichen, beispielsweise über die Emscherpromenade, zu nähern. Auch Abstecher zum Tunnel nahe der Jugendherberge oder zum Ruhrorter Tor bieten optisch Abwechslung.
Die britische Tageszeitung „The Guardian“ zählt den Landschaftspark Duisburg-Nord zu den zehn schönsten Großstadtoasen der Welt, die mitunter als Filmkulisse dient, beispielsweise für „Babylon Berlin“ und ARD Tatort-Produktionen. Heute besuchen mehr als eine Million Menschen im Jahr das rund 180 Hektar große Areal, doch abgesehen von Großveranstaltungen fühlt es sich selten voll oder überlaufen an.
Der Landschaftsarchitekt Peter Latz
Der letzte Betreiber des Duisburger Hüttenwerks hätte die Überreste lieber abgerissen. Auch politisch wurde dieser Ansatz zunächst favorisiert, mögliche Folgekosten schienen schwer kalkulierbar. Doch die IBA (Internationale Bauausstellung Emscher Park) ebnete 1989 den Weg für eine „Folgelandschaft von Industrie“: Erhalt, Integration und Weiterentwicklung statt Abriss und konventionelle Wiederverwertung. Diese neue behutsame Transformation steuerten Peter Latz und sein Team. Im Einklang mit der Natur setzten sie der Stahlindustrie ein Denkmal in der Region. Im Vorwort zum Buch resümiert der ehemalige IBA-Geschäftsführer Karl Ganser rückblickend: „Das Belassen ist die Voraussetzung dafür, dass die Landschaft Geschichte speichert und nicht die Chance verbaut wird, immer noch und immer wieder Veränderungen vorzunehmen“. Aus heutiger Sicht waren sie Pioniere, Hintergrundinformationen zum Konzept gibt es hier.
West-Ost-Querung
Wer auf dem Weg nach Duisburg das Ruhrgebiet von Westen her komplett durchqueren muss, tut gut daran, früh aufzubrechen. Ansonsten lauert der obligatorische Stau im Berufsverkehr – auf jeder der drei möglichen Autobahnen. Wenn die Verkehrsnachrichten mit „Jetzt nur die Staus über fünf Kilometer Länge“ beginnen, wissen Ortskundige, was die Stunde geschlagen hat. Manche nutzen Wartezeiten, um die Längen zu addieren und ermitteln beeindruckende Werte. Entspannt bei Sonnenaufgang über den Ruhrschnellweg gleiten ist allemal angenehmer – und am Ziel wartet ein handfestes Frühstück.
Die Frühstücksfabrik
Vielleicht wird diese Kultstätte nur von Ureinwohnern und echten Malochern geschätzt. Den Laden wuppen fünf gestandene Frauen. Von Montag bis Freitag ab 5 Uhr. Mit der Bezeichnung „Fleischwurst-Brötchen“ auf der Tafel hinter der Theke meinen sie es ernst: Fleischwurst mit Brötchen und nicht umgekehrt. Das gilt auch für alle anderen Belag-Variationen, die Bilder auf dem Plakat vor der Tür lassen Vorahnungen entstehen. Salatblättchen, Gürkchen, Tomatenscheibchen? Verzierungen sucht man hier vergeblich, handfeste Kost dominiert. Gefrühstückt wird vor Ort oder to-go. Eindrucksvoll ist auch der illustre Fuhrpark vorm Haus: ausgewachsene Laster der städtischen Müllabfuhr, Kastenwagen vom Amazon-Lieferdienst bis hin zu abenteuerlich aussehenden Transportern mit exotischen Kennzeichen. Hier ist die Adresse, alles Weitere klärt sich vor der Theke. Vom Frühjahr bis in den Spätsommer ist Frühstück to-go eine gute Wahl und LaPaDu so nah, dass der Kaffee kaum kalt werden kann.
Tipps für die eigene Planung
Für die Erkundung des rund 400 Kilometer langen Wegenetzes der Route der Industriekultur zwischen Dortmund und Duisburg auf eigene Faust gibt es zahlreiche Informationsquellen. Die wichtigsten wurden hier zusammengestellt. Sie bieten eine solide Ausgangsbasis für die Planung.