Normalbrennweite mit 58 mm?
Eine Zeitlang war die Normalbrennweite mit 58 mm notgedrungen das Maß der Dinge für Kleinbildkameras. Denn Probleme mit dem Spiegel gibt es nicht erst seit der Verwendung von Altglas an digitalen Spiegelreflexkameras (DSLR). Die analogen Pendants hatten sie auch. Viele 50-Millimeter-Konstruktionen ließen anfangs nicht genug Platz für die Bewegung des Spiegels.
Bei den vielen Herstellern waren 58 Millimeter Brennweite für ein Normalobjektiv ein anfangs gängiges Maß. Nikon schaffte den Schritt zu 50 Millimeter bei den 1.4er Lichtstärken Anfang 1962. Minolta hielt bis Ende des Jahrzehnts am alten Maß fest. Neue Glassorten und neu berechnete Linsenformen ermöglichten diese Fortschritte. Bei den lichtstärksten F/1.2-Modellen brauchte die Umstellung weitere 10 Jahre. Zwischenzeitlich etablierten sich auch 55-Millimeter-Normalbrennweiten. Pentax experimentierte lange damit und machte das Pentax 55/1.8 zu einem der erfolgreichsten Objektive. Es wurde ein Millionenseller und war sowohl mit M42-Anschluss als auch fürs PK-Bajonett erhältlich.
Klassiker: Helios 44/2
Das Helios 44 wurde als Biotar-Kopie in extrem großen Stückzahlen von verschiedenen Herstellern bis zur Jahrtausendwende produziert. Die Brennweite von 58 Millimeter blieb über alle Bauformen der 44er-Baureihe erhalten. Hintergrundinformationen zum Biotar gibt es hier. Über das Helios 44 und seine Vorzüge berichtete der Altglas-Blog mehrfach.
Beliebt bei OEM-Herstellern
Original Equipment Manufacturer, kurz OEM, produzieren Güter, die andere Firmen unter eigenem Namen verkaufen. Handelsunternehmen wie Porst und Foto Quelle stellten ihr komplettes Angebot auf diese Weise zusammen. Das Format 55/1.4 blieb bis in die frühen 1980er Jahre ein Standard und Cosina dürfte den Löwenanteil davon hergestellt haben. Als Basis diente vermutlich das Cosinon Auto 55/1.4, welche unter diversen Namen verkauft wurde: Auto Revuenon, Porst Color Reflex, Carenar, Reflecta und einige andere. Vom Porst-Modell sind vier Bauformen bekannt, vom Revuenon drei in sechs unterschiedlichen Versionen. Die M42-Lens-Database ist ein guter Ausgangspunkt für die eigene Suche. Auch wenn manches im Bereich der Vermutung bleibt, lassen sich an den Modellen vielfach kleine übereinstimmende Merkmale feststellen, die auf ein und denselben Hersteller deuten. Typisch bei dieser Baureihe ist beispielsweise die in einem rechteckigen Ausschnitt untergebrachte Schärfentiefe-Skala.
Vorzüge an kleineren Sensoren
Am APS-C- oder MFT-Sensor erschließen solche Optiken mit einer äquivalenten Brennweite von gut 80 bis fast 120 Millimeter den Tele-Bereich mit hohen Lichtstärken. Vergleichbare Objektive für Vollformatkameras sind seltener, schwerer und deutlich teurer. Hier wurde ausführlich darüber berichtet.